Kreis Kusel „Wir sind in einer völlig anderen Welt gelandet“

BRUCHMÜHLBACH-MIESAU. Die Übersicht des Spieltags Nummer sieben am 15. November – ein Dokument zum Einrahmen für die Keglerinnen der SG Miesau-Brücken. An jenem Tag hat das erste Frauen-Team den ersten und bislang einzigen Sieg gelandet. Am morgigen Sonntag geht’s nach vierwöchiger Winterpause weiter. Zu Gast sind ab 13 Uhr im Kegelcenter Landstuhl die Kontrahentinnen der Kegelfreunde Obernburg. Zeit für den zweiten Sieg? Über die SG und ihr Abenteuer Bundesliga sprach Christian Hamm mit Sportwartin Monika Hirsch.

Frau Hirsch, Sie können zumindest noch herzlich lachen. Die sportliche Situation ist aber nicht lustig, oder?

Nein, aber warum sollten wir uns die Laune verderben lassen. Die Stimmung im Team ist gut, wir stehen zusammen, es gibt keinerlei Schuldzuweisungen, auch wenn es mal nicht so gut klappt. Und es werden garantiert auch wieder bessere Tage kommen. Sie sind also optimistisch? Geht da vielleicht noch was? Wir müssten schon mal wieder gewinnen, am besten zwei Spiele hintereinander. Dann sieht das in der Tabelle schon wieder ganz anders aus. Zwei, drei Erfolge, dann wären wir mal nicht mehr Letzter, das würde auch noch mal Auftrieb geben. Nur müssten eben auch die anderen, die da unten mit drin hängen, ihre Spiele verlieren. Sie hegen also noch Hoffnung? Wir werden zumindest mal alles versuchen. Im Januar haben wir jetzt vier Heimspiele in Folge – morgen Nachmittag im Landstuhler Kegelcenter das erste gegen den Tabellenzweiten aus Obernburg, das liegt in der Nähe von Aschaffenburg und Darmstadt. Der Spielplan hat es ja so gebracht, dass wir in der Vorrunde viermal hintereinander auswärts antreten mussten. Nach der Aufgabe am Sonntag stehen an den nächsten drei Sonntagen drei weitere Heimspiele – gegen TuS Gerolsheim, dann kommt Tabellenführer DSKC Eppelheim, und dann geht’s gegen den Vorletzten Rot-Weiß Walldorf. Also müsste ihre Mannschaft siegen, siegen, siegen und noch mal siegen. Schön wär’s schon. Aber wir müssen schon realistisch sein. Es wird mindestens drei Absteiger geben. Wenn wir nicht dazugehören wollen, dann müssen wir jetzt was zeigen. Die erste Frauen-Mannschaft ist ja doch etwas unerwartet aufgestiegen. Kann man so sagen. Wir waren in der Zweiten Bundesliga etabliert, haben uns da gut gehalten, über Jahre – auch wenn die Klasse durch Umstrukturierungen auch schon anders geheißen hat. Den Aufstieg feiern zu dürfen, war ein wunderbares Erlebnis. Aber jetzt sind wir in einer anderen Welt angekommen. Inwiefern? Weil die Spielerinnen da doch ein ganz anderes Kaliber haben, weit höhere Leistungsdichte herrscht. Bisher haben in der zweiten Bundesliga auch mal 430 Kegel gereicht, um ein Spiel zu gewinnen. In der Bundesliga braucht man unter 450 nicht mal dran zu denken. Klar: Auch bei uns haben wir Akteurinnen, die eine sehr gute Rolle spielen. Etwa Nathalie Brych. Die schafft Ergebnisse von 480, 500 aufwärts – und das zur Not ohne Training. Dahin käme ich nie, da könnte ich noch so viel trainieren. Sie hat das in die Wiege gelegt bekommen, ist auf der Kegelbahn groß geworden, weil die ganze Familie sich für unsere Sportart begeistert. Insgesamt gesehen aber fehlt uns doch etwas das Potenzial, um gut mithalten zu können. Bundesliga spielen – das ist personell, aber auch finanziell und vom Zeitaufwand her ein Kraftakt. Ja. Wir nehmen schon einiges auf uns. Einen Sponsor haben wir ja leider nicht (lacht). Trotzdem ziehen alle mit. Sarah Mang wohnt seit einiger Zeit in Schifferstadt, hat doch auch Arbeit gefunden – und kommt trotzdem jedes Wochenende zu unseren Spielen. Über ein solches Engagement sind wir anderen sehr froh. Leider hat uns ja eine andere Spielerin im Stich gelassen. Die hat sich nach Meinungsverschiedenheiten verabschiedet. Hat sich die Spielgemeinschaft mit Brücken für Miesau gelohnt – und umgekehrt? Sicherlich. Da haben alle profitiert. Kegeln ist halt leider eine Randsportart. Immerhin haben wir zurzeit zwei Frauen- und sechs gemischte Teams am Start. Übrigens ist es bei uns in der ersten so, dass drei Spielerinnen aus dem Miesauer Verein kommen, drei den Brückern zuzuordnen sind. Ihr Wunsch für morgen? Ein Sieg, was sonst. Die Hoffnung geben wir nicht auf. (cha/Foto: Hamm)

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