Kreis Kusel Wie der Biber sich wieder ansiedelt

Am Glan in Rathsweiler haben Biber große Pappeln in charakteristischer Sanduhr-Fresstechnik angenagt.
Am Glan in Rathsweiler haben Biber große Pappeln in charakteristischer Sanduhr-Fresstechnik angenagt.

Eine Weide mit acht Zentimetern Durchmesser fällt er in nur etwa fünf Minuten. Die Rede ist vom Biber, der inzwischen an mehreren Orten im Kreis Kusel unterwegs ist. Auch am Glan bei Rathsweiler gibt es eindeutige Spuren.

In charakteristischer Sanduhr-Fresstechnik angenagte Pappelnstehen bei Rathweiler am Glan. „Das sind unverkennbar Biber-Spuren“, weiß der ehemalige Ortsbürgermeister Klaus Müller. Lange Zeit seien Biber verschwunden gewesen. Nun kommen sie offenbar zurück. Müllers Nachfolger Siegmund Steiner hat am Glan auch schon die nachtaktiven Tiere gesehen. Die Nager hätten bereits Bäume gefällt, eine Biberburg gibt es offenbar auch in der Nähe. An mehreren, unter anderem größeren Bäumen, sind Fraßspuren zu entdecken – vor allem auf das weiche Holz von Pappeln oder Weiden haben es die Biber abgesehen.

„Am Glan tut sich in den letzten Jahren einiges in Sachen Biber“, bestätigt Stefanie Venske vom Biberzentrum Rheinland-Pfalz. Das Zentrum ist dankbar für Hinweise auf ein Vorkommen. Venske berichtet, dass sie vor einigen Wochen an verschiedenen Stellen im Kreis Kusel unterwegs war: Bei Offenbach-Hundheim gebe es auch einzeln angenagte Pappeln, auch bei Odenbach und Meisenheim seien Biber-Aktivitäten sichtbar, ebenso wie Richtung Theisbergstegen. „Es bleibt also spannend, wo die Tiere sich ansiedeln werden“, sagt Venske.

Biber galt als ausgestorben

Noch im 19. Jahrhundert war der Biber in ganz Europa verbreitet. Aufgrund intensiver Bejagung und Zerstörung seines Lebensraumes war er zu Beginn des 20. Jahrhunderts europaweit vom Aussterben bedroht. In Rheinland-Pfalz galt er sogar um das Jahr 1840 als ausgestorben. Erst seit 1976 unterliegt er nicht mehr dem Jagdrecht. Inzwischen ist der Europäische Biber auch hierzulande zurück.

Nur einen Katzensprung ist es von Rathsweiler nach Ulmet, wo bereits vor wenigen Jahren charakteristische Biber-Spuren entdeckt worden waren. Ebenso wie an Lauter und Nahe, wo der friedliche Pflanzenfresser Visitenkarten hinterlassen hat. Ein Biber fällt ganze Bäume, schält und entastet sie. Geschälte Zweige und Äste benutzt er für seine Burg oder den Dammbau.

Das nützliche Tier

Auch wenn die angenagten oder bereits gefällten Bäume zunächst erschrecken mögen: Biber gelten als nützliche Tiere. Durch das Fällen von Bäumen am Gewässerrand gestalteten sie strukturreiche Auen und Feuchtgebiete in Tallagen, erläutert das Landesamt für Umweltschutz in Mainz. Damit seien die Nager auch Wegbereiter für zahlreiche Vogelarten wie Zwergtaucher, Graureiher, Schwarz- und Weißstorch, Rallen, Enten sowie für Amphibien, Libellen und andere Wasserinsekten, die als gefährdet gelten. Auch deshalb gelten Biber laut Naturschutzgesetz als streng geschützte Art.

Nicht zu verwechseln sind Biber, die bis zu 35 Kilogramm schwer werden können, mit den ebenfalls weit verbreiteten Nutrias oder den viel kleineren Bisamratten. Vom Kopf bis zum Schwanzende messen Biber immerhin rund 1,35 Meter. Der Biber mit dem lateinischen Namen Castor fiber ist das größte Nagetier Europas. Der tierische Baumeister lebt ausschließlich vegetarisch. In der kalten Jahreszeit stehen auf seinem Speisezettel Wurzeln und Knollen sowie vor allem Rinde von Bäumen und Knospen. In den Sommermonaten bedient er sich an Gräsern, Stauden und Wasserpflanzen. Auch Brennnesseln und Giersch sowie Blätter von Sträuchern und Bäumen stehen auf seinem Speiseplan. Ist der Weg zum Acker nicht zu weit, knabbern Biber auch mal an Mais, Rüben und Getreide.

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