Kommentar Wer tut sich das noch an?

Zeugnis der Reweschnier-Kerwe: ein betagter, längst verblasster Strauß. In Blaubach mühen sich noch einige Bürger, das Gemeindel
Zeugnis der Reweschnier-Kerwe: ein betagter, längst verblasster Strauß. In Blaubach mühen sich noch einige Bürger, das Gemeindeleben aufrechtzuerhalten. Aber die Freude daran wird ihnen öfter vergällt.

Die Blaubacher werden wohl so schnell keinen Ortsbürgermeister mehr finden. Vor allem, weil das politische Ehrenamt keinen Spaß mehr macht.

Es spricht Bände, wenn in einer Gemeinderatssitzung das Wort „Erpressung“ fällt. Da sitzen Leute, die sich für Belange ihrer Mitbürger stark machen, im Ort etwas bewegen wollen. Wenn die sich nun regelrecht erpresst fühlen, muss doch etwas mächtig faul sein.

Nicht nur in Blaubach ist von Erpressung die Rede, wenn es um die Realsteuer-Hebesätze geht. Beinahe unverhohlen droht die Aufsicht, den Haushalt nicht zu genehmigen und Zuschüsse zu versagen, dreht die Gemeinde nicht brav wie geheißen an der Steuerschraube. Das Land lässt die Kommunen am ausgestreckten Arm verhungern. Verlangt aber, dass die ihre Einnahmequellen ausschöpfen – sprich: Grundbesitzer und Gewerbetreibende stärker zur Kasse bitten.

Die nächste Forderung wird kommen – und noch saftiger ausfallen. Wer aber hat auf Dauer Lust dazu, seinem Nachbarn zu erklären, dass er dies mal wieder mitgetragen hat? Das macht Ratsmitgliedern keinen Spaß, und Bürgermeistern erst recht nicht. Druck? Immens. Gestaltungsspielraum? Fast null. Kein Wunder, dass sich immer mehr Leute mit Grausen vom Politik-Ehrenamt abwenden.

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