Kreis Kusel Temporeiches Vergnügen

Von Computerpannen und ihren Folgen erzählt Jean Stuarts turbulente Komödie „Im Himmel ist kein Zimmer frei“, die am Sonntagabend in einer Produktion der Komödie am Altstadtmarkt Braunschweig in der Fritz-Wunderlich-Halle vor etwa 280 Besuchern aufgeführt wurde.

Paul Seval (Karsten Speck), ein wohlhabender lediger Geschäftsmann, findet sich etwas ramponiert an einer Rezeption wieder, an der der Computer abgestürzt ist. Es ist aber nicht die Hotelrezeption seines Urlaubsortes, sondern die im Himmel – mit Empfangschef Petrus. Der aber kann ihn mangels ordnungsgemäßer Registrierungsmöglichkeit nicht aufnehmen. Dieser Panne verdankt Paul also sein zweites irdisches Leben, denn Petrus (Gernot Endemann) muss den bei einer Autofahrt in den Urlaub tödlich Verunglückten wieder auf die Erde zurückschicken. Dort aber will sich Pauls verheirateter, umtriebiger Geschäftspartner André Marsan (Jens Knospe) gerade in Pauls Villa mit seiner neuen Flamme Sophie (Celine Lochmann) einrichten. Da sie aber eine Liaison mit einem verheirateten Mann ablehnt, gibt er sich ihr gegenüber für den Junggesellen Paul aus, bei dem Andrés betrogene Frau Irène (Natascha Hirthe) mehr als Trost sucht, während Putzfrau Maria (Sabine Schmidt-Kirchner) sich immer mehr entrüstet – was reichlich Gelegenheit für Verwechslungen, Situationskomik und Wortwitz bietet. Regisseur Jan Bodinus setzte in seiner Inszenierung ganz auf eine temporeiche Entwicklung des Stückes und die darstellerischen Fähigkeiten seiner Schauspieler, die ihre komödiantische Ader hier voll ausleben durften. Der als Fernsehmoderator und Serienstar bekannte Karsten Speck verkörperte den zunächst völlig überforderten und reichlich verdatterten Paul mit viel Sinn für Humor. Trotz vielen peinlichen Situationen ließ er ihn nie lächerlich wirken. Mit feinen Zwischentönen lotete er die Situationen für Komik aus, ohne sie je in Klamauk abdriften zu lassen; eine schauspielerische Leistung, mit der er vor allem in den Szenen mit dem für alle außer für ihn unsichtbaren Petrus auf irdischer Inspektionstour brillierte. Den allmählichen „Emanzipierungsprozess“ Pauls, der sich der Situation mehr gewachsen zeigt, als man zuerst annehmen konnte und der sich auch gegenüber André immer mehr behauptet und an Souveränität gewinnt, spielte Karsten Speck mit einem leichten Augenzwinkern. Niemand wunderte sich am Ende mehr, dass der bisher so biedere Paul mit seinem unaufdringlichen Charme Lebemannqualitäten entwickelt, mit denen er André mühelos den Rang abläuft – nicht nur bei Sophie, die jetzt mit Paul statt mit André in ihren ersehnten Traumurlaub unter Palmen und blauem Himmel an einem weißen Strand aufbricht. André, von Jens Knospe als flotter Casanova dargestellt, verliert dagegen im Verlauf viel von seiner Sicherheit und Ausstrahlung; seine Beziehung zu Sophie erreicht nicht einmal diesen Status, und sie wendet sich zutiefst enttäuscht von ihm ab. Celine Lochmann spielt die junge Frau apart, voll unbekümmerter Lebensfreude. Entsprechend heftig und genervt reagiert sie auf Andrés Spielchen, die ihr viel zu kompliziert und lästig sind. Impulsiv und direkt, wie Celine Lochmann sie darstellt, möchte sie einfach Spaß am Leben haben. Auch Irène alias Natascha Hirthe findet durch eine Affäre mit Paul, der mehr und mehr zur Kristallisationsfigur des Stückes wird, zu neuer Selbstsicherheit – und schließlich auch zu ihrem Mann André zurück. Ihr wieder erwachendes weibliches Selbstbewusstsein in Bezug auf Paul spielt Natascha Hirthe voller Koketterie aus; mit der Lust an der Verführung gewinnt Irène auch ihre Lebensfreude und Persönlichkeit zurück. Und während sie ihr Augenmerk wieder auf ihre Familie richtet, kommen Paul und Sophie unter dem Applaus des Publikums endlich zu ihrem Urlaub – gemeinsam.

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