Kreis Kusel Spitze Nägel und Stilettos als Waffen

91-80402080.jpg

Ein wenig Satire gefällig? Viele Sticheleien, ein Hauch von Kritik, aber auch purer Klamauk? All das boten die fünf Akteurinnen des Homburger Frauenkabaretts am Freitag in Hülle und Fülle. In der ausverkauften Festhalle in Waldmohr präsentierten die Kabarettistinnen ihr „Best of“–Programm: „Da war viel Schönes dabei“.

Das Kabarett gründete sich 1990 aus Wut darüber, wie um die Stelle einer Gleichstellungsbeauftragten gekämpft wurde. So entschied sich eine der Frauen, Kabarett zu machen und suchte nach Gleichgesinnten. Die jetzige Besetzung ist relativ neu. Silke Müller, Gisela Walter und Birgit Schöndorf gehören alle erst seit kurzem zu der munteren Gruppe, Gründungsmitglieder sind Heidi Hennen und Ursula Pfeiffer-Anslinger. Das tägliche Leben bietet den Kabarettistinnen Inspiration für ihre Programme. „Die Geschichten laufen uns hinterher“, sagte Pfeiffer-Anslinger. Man dürfe nur nicht blind und taub sein. Heute tourt das Kabarett durch Saarland, Pfalz und Moselgebiet. Die Probleme des Alltags wurden immer wieder mit reichlich Satire angereichert und die ein oder andere Kritik dezent verpackt. So spielten die Frauen beispielsweise eine Szene, in der Birgit Schöndorf alias Oma Hedwig ein Kind für deren viel zu beschäftigte Tochter austrägt – ermöglicht durch modernste Technik. Problem dabei: Schöndorf darf kein Wort Dialekt reden und bittet ihre Freundin Gerda um Unterstützung. „Nadärlich kann ich mit dir Hochdeutsch schwätze“, sagt die. Auch die Männer durften natürlich nicht fehlen – sogar ein Lied sangen sie zu diesem Thema: Da wurde „Ich will keine Schokolade“ kurzerhand umgedichtet. Das angestrebte Ziel war der Schokoladen-Weihnachtsmann, der einzig annehmbare Mann. Hormone wurden ebenfalls thematisiert und dabei mehr oder weniger feinfühlig die Stimmungen von Männern und Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen mit viel Ironie erklärt. So hieß es, dass Frauen mittleren Alters „etwas schwierig“ seien. Politische Themen sprachen die Damen mutig und mit viel Zeitkritik an. In Einkaufstüten großer Discounter gehüllt, sangen sie ein Lied, welches sich gegen Massentierhaltung, skrupellose Machenschaften der Großkonzerne und übermäßigen Fleischkonsum richtete: „Was wir nicht brauchen, ab in die Dritte Welt. Diese verhungern schneller und wir verdienen Geld“, lautete eine Passage, die wie das gesamte Lied mit einem hämmernden, einprägsamen Rhythmus präsentiert wurde. Die Vorfälle der Silvesternacht in Köln veranlassten die Kabarettistinnen dazu, Mittel zur Verteidigung vorzustellen. So empfahlen die Damen einen Besuch im Nagelstudio für extra spitze Nägel, einen Kurs zum präzisen Werfen von Stilettos oder das Schreien von ,,Allahu akbar“, um die dadurch entstandene Verwirrung zur Flucht zu nutzen. Auch die Parteienlandschaft Deutschlands wurde zum Thema. So sprach ein trinkfester Vertreter der Partei „Bündnis Wohlfühlen, Die Blauen“. Mit der Forderung nach Rausch für das Volk versuchte der Politiker, die Erfolge der Partei anzupreisen: „Wir Blauen sind die Lösung der Arbeitslosen“, bemerkte Heidi Hennen selbstsicher und bemerkte süffisant, dass die Arbeitslosen ihre Problem durch ihre Politik vergessen könnten. Neben Themen zum Nachdenken bot das Programm aber auch eine Reihe an reinen Unterhaltungsszenen. Etwa wenn „Jorgi“ von seiner thailändischen Liebe sprach oder eine Doktorandin die Ergebnisse ihrer Forschung über „Mehrgeneratorenhäuser“ vorstellte. Gekrönt wurde dies dann nur noch von der Zugabe der Truppe, welche nach viel Applaus fällig war. Hier versuchte die trinkfeste Frau Stach den Dachdecker Herr Bach zu verführen.

x