Kusel/Herxheim Schauspielerin Ann-Kathrin Kuppel mit „Animal Farm“ am 17. November zu Gast

Spielen in „Animal Farm“ zu viert 20 Rollen (von links): Moritz Hahn, Felix S. Felix, Thomas Kölsch und Ann-Kathrin Kuppel.
Spielen in »Animal Farm« zu viert 20 Rollen (von links): Moritz Hahn, Felix S. Felix, Thomas Kölsch und Ann-Kathrin Kuppel.

Porträt: Im Stück „Animal Farm“ des Herxheimer Chawwerusch-Theaters, das am 17. November im Horst-Eckel-Haus in Kusel zu erleben ist , steht auch Ann-Kathrin Kuppel auf der Bühne. Die 26-jährige Schauspielerin ist schon zum dritten Mal zu Gast bei der Theatertruppe.

Vielseitigkeit, Flexibilität und Nuancenreichtum mit einem ganz besonderen Timbre in der jungen Stimme sind Ann-Kathrin Kuppels besondere Stärken. Da wundert es nicht, dass sie beim Chawwerusch-Theater, das für fliegende Rollenwechsel und kreative Zusammenarbeit bekannt ist, eine willkommene Gastschauspielerin ist. Der gute Ruf war der gebürtigen Tübingerin, die 2019 ihre Schauspielausbildung an der Theaterakademie Mannheim abschloss, schon vorausgeeilt, als die Herxheimer Theaterleute eine Neubesetzung der Wirtstochter Charlotte in ihrem Sommerstück „Liberté“ suchten. Denn Ann-Kathrin Kuppel hat sich schon während ihrer Studienzeit zu einer festen Größe des legendären Hoftheaters Tromm (Grasellenbach im Odenwald) von Jürgen Flügge gemausert, der bereits mehrmals bei Chawwerusch Regie führte.

Auf seine Empfehlung hin wurde die frischgebackene Schauspielerin auf die Abendbühne katapultiert, und der Sprung ist ihr so gut gelungen, dass sie 2022 dann mit Felix S. Felix das Zweipersonenstück „Alte Sorten“ stemmte.

Dinge hinterfragen

Bei der Produktion „Animal Farm“ schlüpft sie mit drei weiteren Schauspielerinnen und Schauspielern nun in gleich mehrere Rollen, und die sind auch noch ziemlich tierisch. Denn bekanntermaßen hat George Orwell seine berühmte Satire auf den Stalinismus und andere totalitäre Systeme als Aufstand der Schweine gegen den Drill eines Bauern verbildlicht. Dass Chawwerusch das Original weiterentwickelt und die Gewichtung des nach wie vor aktuellen Stoffs mehr auf die Bedrohung und Verteidigung der Demokratie lenkt, ist ganz im Sinn der Gastschauspielerin.

Ann-Kathrin Kuppel spielt zum dritten Mal bei Chawwerusch.
Ann-Kathrin Kuppel spielt zum dritten Mal bei Chawwerusch.

„Dass man Dinge hinterfragt, nicht einfach alles hinnimmt, finde ich super und auch für mich persönlich sehr wichtig“, sagt sie. Deshalb fühlt sich Ann-Kathrin Kuppel bei den Chawwerusch-Leuten auch so wohl. „In diesem Team kann ich ehrlich meine Meinung sagen, und die ist sogar dann erwünscht, wenn sie vielleicht gegensätzlich zu einer anderen Position steht.“

In Walter Menzlaws Version von „Animal Farm“ verwandelt sich die meinungsfreudige Akteurin in die Schweine Schneeball und Pinkie, die Stute Molli, das Huhn Emily, die Katze und Mr. Pilkington, und kann somit eine enorm große Bandbreite an Charakteren und Temperamenten ausschöpfen.

Manche sind gleicher als andere

Erzählt wird in „Animal Farm“ von Farmtieren, die den ausbeuterischen Gutsbesitzer vom Hof jagen. Den wollen sie nun demokratisch und partnerschaftlich neu verwalten. Doch man kennt ja den Spruch, der aus dem Orwell-Stoff in den Zitatenschatz übergegangen ist: „Alle Tiere sind gleich, aber einige sind gleicher als die anderen.“ Die Last der demokratischen Prozesse fördert nach und nach Cliquenwirtschaft, Einzelgänge, Machtverschiebungen und Misswirtschaft. Und aus der Vision eines gerechten Miteinanders wird eine Diktatur der Schweine. Unter Menzlaws Regie erzählen und spielen Felix S. Felix und Thomas Kölsch vom Chawwerusch-Stammensemble und neben Ann-Kathrin Kuppel als weiterer Gastakteur Moritz Hahn.

Auch die Zuschauer werden einbezogen, gleich zu Beginn dürfen sie das Freiheitslied der Tiere mitsingen – dank vorgehaltener Texttafeln in Karaoke-Manier: „Hört ihr Tiere dieses Landes/ hört ihr Tiere weit und breit/ was Euch schon die Alten sangen/ von der großen Zukunftszeit.“ Das Stück bietet fortan eine Mischung aus Übermut und Tragik, Spontaneität und Reflexion, schnellen Szenesprüngen und tiefgründigen Augenblicken, flinken Rollenwechseln und markanten Hauptfiguren.

Zweites Standbein Synchronsprechen

Dass sie als zweite Schiene zu ihrer Theaterlaufbahn auch als Synchronschauspielerin arbeitet, kommt Ann-Kathrin Kuppel bei der Orwell-Adaption besonders entgegen. Im Studio The Kitchen Germany hat sie unlängst an einem Zeichentrickfilm mitgearbeitet, bei dem auch Verwandlungsfähigkeit gefragt war. „Man sieht lauter kleine Filmsequenzen in der Originalsprache, und parallel wird der deutsche Text eingeblendet“, erklärt Kuppel die Herausforderung. Mit Atmung, Mundbewegungen und Empathie im Ausdruck gelte es dann, den jeweiligen Figuren einen lautmalerisch meist sehr veränderten Ton und Text so harmonisch wie möglich auf den Leib zu schneidern.

Langeweile ist also nicht das Problem der freiberuflichen Künstlerin, die auftragstechnisch auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt und in Mannheim lebt. „In der freien Theaterszene muss man viel Eigeninitiative zeigen, sich in Kunstvermittlungen einbringen und ständig neue Kontakte knüpfen, was ich als Stärke noch ausbauen muss“, meint Kuppel über ihre Arbeit. „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich schon von der Schauspielerei leben kann“, sagt sie.

Termin

„Animal Farm – Gleich und Gleicher“ – das Bühnenstück von Walter Menzlaw nach dem Klassiker von George Orwell wird am Freitag, 17. November, ab 19.30 Uhr im Horst-Eckel-Haus in Kusel gespielt. Karten gibt es unter der Ticket-Hotline 06381 424 496 und direkt hier im RHEINPFALZ-Ticketshop.

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