QUIRNBACH Prominente Unterstützung für Freie Wähler im Kreis

Europakandidat Joachim Streit (dritter von links) im Gespräch mit Parteikollegen, von links: Olaf Radolak, Margot Schillo und He
Europakandidat Joachim Streit (dritter von links) im Gespräch mit Parteikollegen, von links: Olaf Radolak, Margot Schillo und Helge Schwab.

Von der Geburtstagsfeier für das Grundgesetz mit Pomp und Circumstances, in der sich das politische Berlin sonnt, ist in Quirnbach am Donnerstag nichts zu verspüren. Hier ist der wöchentliche Markttag angesagt und die Mühen der politischen Ebene.

Zumeist Landfrauen, auch manche Paare scharen sich um den Stand für Obst und Gemüse. Ein Bäckerei-Verkaufswagen und ein Metzgereiwagen sind präsent, Eier und Teigwaren werden im Kofferraum angeboten. Andere Kost, nämlich Infos und Gespräche, bietet hingegen ein Stand, mit dem sich die Freien Wähler des Landkreises Kusel an das Marktgeschehen am Dorfgemeinschaftshaus angedockt haben.

Und die politische Präsenz fällt schon farblich sofort ins Auge. Das Outfit der FW-Kommunalpolitiker ist bestimmt von der Farbe Orange, gleiches gilt für Sonnenschirm und Pavillon. Flyer, Broschüren und Kugelschreiber sind am Stand worden. Um die Stehtische haben sich zahlreiche Freien Wähler versammelt, die sich bei den Kommunalwahlen in zwei Wochen um Sitze im Bezirkstag, im Kreistag, in Verbandsgemeinde- oder Ortsgemeinderäten bewerben.

Zu wenig Werbung

Einer von ihnen, der Landtagsabgeordnete Helge Schwab, verkörpert par excellence die Mehrebenen-Politik, über die am 9. Juni entschieden wird. Auf den Wahlvorschlägen der Freien Wähler für den Bezirkstag, den Kreistag und den Verbandsgemeinderat Oberes Glantal findet sich der Name des Ortsbürgermeisters aus Hüffler.

Gemeindeschwester plus, Wirtschaftslotse und Erhalt der Kreissparkasse Kusel listet Schwab beispielhaft auf für erfolgreiche Initiativen der Freien Wähler auf Kreisebene. Aber wenn in einer aktuellen Erhebung nahezu jeder vierte Befragte die kommunalpolitischen Leistungen der Freien Wähler nicht einschätzen könne, habe seine Gruppierung zu wenig Werbung gemacht. „Wir müssen noch lernen“, folgert Schwab.

Spitzenkandidat zu Gast

Ein besonderer Gast in der Runde unter blauem Himmel ist Joachim Streit, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Mainzer Landtag – und auf dem Sprung nach Brüssel. Der 58-Jährige ist Spitzenkandidat auf der Freie-Wähler-Landesliste für die Wahl zum Europaparlament. In diesem sind die Freien Wähler bislang mit zwei Abgeordneten präsent. Angesichts der aktuellen Umfrageresultate, die sie in Rheinland-Pfalz bei sieben Prozent sehen, könnte Streit das dritte Mandat in Brüssel gewinnen.

Dort sähen sich die Freien Wähler in erster Linie als „parlamentarischer Arm der kommunalen Familie“, sagt der Kandidat. Dafür bringt er reichlich Erfahrung mit. Vor der Wahl in den Mainzer Landtag im Jahr 2021 fungierte er zwölf Jahre lang als Bürgermeister von Bitburg, ein weiteres Dutzend Jahre stand er als Landrat an der Spitze des Eifelkreises Bitburg-Prüm.

Landtagserfahrungen ernüchternd

Die Oppositionserfahrungen im rheinland-pfälzischen Landtag seien häufig ernüchternd gewesen, sagt Streit in Quirnbach. Viele Vorschläge der Freie-Wähler-Fraktion seien von der Mainzer Ampel abgeschmettert worden. Erst nach weiteren Anläufen habe die Mehrheit die Initiativen aufgegriffen, verweist Streit auf die Altschuldenregelung oder die am Donnerstag verkündete Anschaffung geländegängiger Fahrzeuge für den Katastrophenschutz. Dass er sich mehr als ein Mann der Exekutive als der Opposition versteht, unterstreicht er mit dem Hinweis: „Ich will führen.“

In Brüssel will er sich dafür einsetzen, die EU-Außengrenzen gegen illegale Migration zu sichern und zugleich die Zuwanderung für Fachkräfte zu ermöglichen. Zudem lehnt er eine Vergemeinschaftung von Schulden in der EU ab. Im voll besetzten DGH Quirnbach genießt Streit noch mit Mitstreitern Kaffee und Kuchen, deckt sich mit regionalem Rapsöl und Rapshonig ein, ehe er zum nächsten Termin seiner Wahlkampagne aufbricht.

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