Kreis Kusel Nach der Pause geht’s so richtig ab

Die Anfangszeilen des Kusellieds zitierte Reinhold Beckmann zur Begrüßung des Publikums am Freitagabend in der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel. Geschenkt, dass er das Städtchen im Pfälzer Land dabei in den Pfälzerwald verlegte. Auch geschenkt, dass Beckmann & Band anfangs mehr Geschichtchen denn Musik boten. Nach zwei unterhaltsamen Stunden jubelte die Halle. Der Musiker Beckmann hat überzeugt. Hut ab.

„Hallo Kusel“, ruft Beckmann seinen rund 200 Fans in der Halle zu. „Auf den Satz hab ich den ganzen Tag gewartet.“ Der Medienprofi ist vorbereitet. Er zitiert das „Kusellied“, nicht ganz richtig zwar, aber was soll′s. Dann erzählt er vom Hotel Reweschnier in Blaubach und dass er es sich nicht habe nehmen lassen, bei den Eltern von Miro Klose zu läuten. „Ich hab einen kleinen Klingelstreich gemacht“, formuliert er. So kindlich geht es vor allem in der ersten Konzerthälfte von Beckmann & Band am Freitagabend öfter zu. Erinnerungen an „Ahoi“-Brause und Leckmuscheln, ans „zärtliche Verhältnis zum Kaugummi“ werden heraufbeschworen, an die erste Eisdiele auf dem platten norddeutschen Land und an ein Zwei-Mark-Stück auf dem glühenden Autositz, das im heißen Jungmännersommer das Konterfei von Konrad Adenauer in zarte Mädchenpopohaut brannte. „Ist wirklich alles nur gelogen oder hübsch kreativ verbogen?“, textet Reinhold Beckmann in einem seiner Lieder. Geschenkt .... Trotzdem, die Texte: Pubertär wirkende Zeilen wie „Du hast meinen Käfer vollgekotzt, die Polizei hat reingeglotzt, in deinen Ausschnitt reingeglotzt“ aus „Bremen“ oder „Du mein Schnitzel, meine Liebe, Du mein Leben“ aus dem Liebeslied des jugendlichen Schwärmers an die dralle Schlachterstochter Charlotte, die rosig-fleißig zwischen Würstchen im Naturdarm mit Wucht das Hackebeilchen schwingt und sich tief in den Aufschnitt beugt, haben Beckmann viel Häme in den Besprechungen seiner ersten CD eingetragen. Doch sie sind keine Gedichte, sondern Teil eines Musikstücks: Mit Wehmut in der Stimme und Dackelblick gesungen und von Instrumentalisten ironisch untermalt sorgen sie für Lacher. Überhaupt, die Musik: Die Texte, die sich gern mal der „schreienden Stille“ und der „lauten Lichter“ bedienen, mögen, sagen wir mal, schräg sein, die Harmonien sind es nicht. Country, Blues, Rock, Pop und Latin, Swing und Polka, Schlager nicht zuletzt, alles ist eingängig, kurzweilig und unterhaltsam. Die Band spielt ohne Zweifel in der Champions League - und der Meister ist ein guter Frontmann, der weiß, wie er das Publikum zu nehmen hat. Beckmanns Stimme ist nicht die umfangsreichste, doch er setzt sie gefühlvoll ein in den kleinen Liedern, die seine ureigenen sind. Er hat sie getextet und mit komponiert. So richtig Fahrt nimmt das Konzert nach der Pause auf. „Dosenbier“, „Hypochonder“, „Bremen“: Das Publikum singt mit, klatscht, jubelt, schnippt, im linken Rang leuchten die ersten Lichter. Keiner der 200 kann sich der Wirkung der meist fröhlich-lockeren und ab und an traurigen Melodien entziehen; nicht die im Parkett, nicht die auf den Rängen. Nach zwei Stunden inklusive Pause spielen Beckmann & Band die letzte Nummer, die Hälfte der Fans steht auf zum Applaus, drei Zugaben müssen es sein. Beckmann kündigt an, dass die Band im Foyer die CD „Bei allem sowieso vielleicht“ signieren werde, vielleicht könne man ja auch ein Bier zusammen trinken. Dann ruft er: „Sitzen ist jetzt echt für den Arsch!“ Noch einmal klingt „Bremen“, und Kusel singt mit, das Liedchen hat Ohrwurmqualität, ohne Zweifel. „Bravo!“ klingt es von den Rängen, „vielen, vielen Dank“, sagt Beckmann. Auch wenn er Kusel in den Pfälzerwald verlegt hat – Hut ab, hat Spaß gemacht.

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