Kusel Hannelore Bähr spielt „Frau Gauleiter“

Stolz und Irritation: Hannelore Bähr 2020 bei der Uraufführung von „Bürckel – Frau Gauleiter steht ihren Mann“.
Stolz und Irritation: Hannelore Bähr 2020 bei der Uraufführung von »Bürckel – Frau Gauleiter steht ihren Mann«.

Das Kulturprogramm des Landkreises Kusel im März beginnt mit einem ausverkauften Comedyauftritt. Es folgen ein Kindertheaterstück und ein Pfalztheater-Gastspiel.

Drei Programmpunkte umfasst das Kulturprogramm des Kreises in der Fritz-Wunderlich-Halle sowie im Horst-Eckel-Haus im Monat März. Am Samstag, 2. März, ist Johann König unter dem Motto „Wer Pläne macht wird ausgelacht“ zu Gast. Der Abend ist bereits ausverkauft.

Karten gibt es noch für das Kindertheaterstück „Des Kaisers neue Kleider“ am Donnerstag, 7. März, ab 16.30 Uhr. Die turbulente Groteske um Lüge und Wahrheit wird gespielt vom Theater Mimikri und ist gedacht für Kinder ab fünf Jahren.

„Frau Gauleiter“ blickt in dunkle Zeiten

Im Horst-Eckel-Haus ist dann am Sonntag, 10. März, ab 17 Uhr Pfalztheater-Schauspielerin Hannelore Bähr im Ein-Frau-Stück „Bürckel! Frau Gauleiter steht ihren Mann“ zu erleben, das der aus der Nordpfalz stammende Schriftsteller Peter Roos anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation pfälzischer Juden ins südfranzösische Gurs geschrieben hatte.

Im Mittelpunkt steht – indirekt – die schillernde Figur Josef Bürckel. Der pfälzische Gauleiter war einer der mächtigsten Funktionäre im NS-Unrechtsstaat. 1895 geboren, nahm Bürckel am Ersten Weltkrieg als Freiwilliger teil. 1921 trat er der NSDAP bei. Er war ab 1926 Gauleiter der „Saarpfalz“. 1939 und 1940 war er Gauleiter in Wien, wo er ab 1939 mit Adolf Eichmann die Massendeportationen der Wiener Juden organisierte. Der leutselig-volkstümliche Potentat, der als Namensgeber der Deutschen Weinstraße gilt, schmückte sich danach mit dem „Verdienst“, auch die Pfalz „judenfrei“ gemacht zu haben.

Verflechtung, Verstrickung, Verdüsterung

„Bürckel! – Frau Gauleiter steht ihren Mann“ ist eine 90-minütige Innenschau, die beständig oszilliert zwischen Gattenliebe und Entsetzen, Stolz und Ratlosigkeit. Dieser emotionalen wie intellektuellen Zerrissenheit, die Hannelore Bähr als „Frau Gauleiterin“ verkörpert, zugrunde liegt die ewige Frage, wie die Nazi-Verbrechen in ihrer unfassbaren Monstrosität möglich waren und wie damit im Nachhinein umzugehen ist. Hilde Bürckel, geborene Spies, Gastwirtstochter aus Landau, personifiziert weniger das schlechte Gewissen als die Vergeblichkeit aller Erklärungsversuche.

Peter Roos thematisiert seit eh und je das Phänomen der Verflechtung, Verstrickung, Verdüsterung. Sein literarisches Ringen um einen Blick hinter die Fassade enthüllt eine bizarre Wechselwirkung von verschütteten Befindlichkeiten und jubelnder Gleichschaltung, ein permanentes Pendeln zwischen Phlegma, vermeintlicher Ahnungslosigkeit und unverhüllter Vorteilnahme.

Das Werk entstand als Auftragsarbeit des Pfalztheaters und wurde 2020 uraufgeführt. Schauplatz ist das Jagdhaus Bürckels bei Eisenberg. Hannelore Bähr brilliert auf einem Tour-de-Force-Ritt der Gefühle.

Die Aufführung findet statt am 10. März in der Aula des Horst-Eckel-Hauses, Lehnstr. 16, Eingang B (hinter dem Haus), in Kusel. Tickets gibt es bei der Ticket-Hotline: 06381 424-496, unter www.landkreis-kusel.de, www.ticket-regional.de, rheinpfalz.de/ticket sowie an der Abendkasse.

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