Kreis Kusel Drei Solisten im ständigen Dialog

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„Hartwig Bartz – A Different Drummer“: Unter diesem Titel standen am Sonntag die drei Vollblutmusiker von „Ditzners Club“ auf der Bühne des Bierkellers in der Kuseler Gaststätte Schalander. Schlagzeuger Erwin Ditzner, Stefan Zimmermann an Trompete und Flügelhorn und Paata Demurishvili am Klavier, erinnerten in einem mehr als zweistündigen Programm an Hartwig Bartz – den in Rammelsbach geborenen, musikalischen Ausnahmekönner, der die letzten Jahre seines Lebens in Kusel verbrachte.

Man muss den Jazz nicht unbedingt als sein musikalisches Zuhause bezeichnen, um zu erkennen, welches Niveau sich da am Sonntag im Bierkeller vereinte. Auch musste man nicht unbedingt jeden Titel kennen, um die Musik auf sich wirken lassen und genießen zu können. Die bekannten Titel von Jazz-Legenden wie John Coltrane oder Miles Davis bildeten ohnehin lediglich das Grundgerüst, das Ditzner, Zimmermann und Demurishvilli brauchten, um mit hervorragenden Improvisationen eigene Versionen zu entwickeln. Mal beschwingt, mal verträumt-romantisch, mal wunderschön melancholisch, so ließen die drei Musiker ihre Instrumente miteinander sprechen und mit dem Publikum kommunizieren. Manch einer fühlte sich dabei versetzt in eine verrauchte Bar im New York der späten 1950er Jahre. Stefan Zimmermann, Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim, malte mit seiner Trompete ein ums andere Mal faszinierende Klangkunstwerke und trat dann wieder einen Schritt zurück, um seinen beiden kongenialen Partnern Raum für ihre Improvisationen zu lassen. Denn das ist Jazz: Nicht einfach nur vom Blatt gespielte Noten, sondern die musikalische Kommunikation mit den anderen Mitgliedern der Formation. Zu Beginn des Konzertes gab es im Publikum jedoch einige fragende Blicke: Wo ist der Bass, der deutlich zu hören, aber auf der Bühne schlicht nicht zu sehen war? Des Rätsels Lösung: Der in Georgien geborene Pianist Paata Demurishvili, dem Musikfachleute „höchste Improvisationskunst“ bescheinigen, hatte auf seinem E-Piano einen Teil der Tasten mit einem Basssound belegt und spielte die Bassläufe kurzerhand mit. Unglaublich, mit welcher Fingerfertigkeit Demurishvilli über die Tasten flog – fast so als habe er vier Hände. Fehlt noch der Namensgeber des Musikprojektes „Ditzners Club“ – der Ludwigshafener Drummer Erwin Ditzner. Auch er zeigte dem Publikum nicht nur sein einzigartiges Können am Schlagzeug – er bewies vor allem auch, dass ein Jazz-Schlagzeuger – noch mehr als seine Kollegen in anderen Musikstilen – im ständigen Dialog mit seinen Bandkollegen steht und nicht nur im Hintergrund bleiben muss, sondern auch in vorderster Reihe den sprichwörtlichen Takt angeben und das Publikum fesseln kann. Und die Hauptfigur des Abends? Hartwig Bartz, der am Sonntag 80 Jahre alt geworden wäre, konnte diesen Abend zwar selbst nicht mehr erleben, war aber dennoch allgegenwärtig. Nicht nur auf der Bühne, wo „Ditzners Club“ zu seinen Ehren spielte, sondern auch in den Gesprächen, die man im Bierkeller hören konnte. Beinahe jeder Anwesende hatte irgendeine Geschichte zu Hartwig Bartz zu erzählen. Und auch zum Ende des Konzertes, als Ditzner zum einzigen Mal an diesem Abend die Schlagzeugstöcke gegen das Mikrofon eintauschte, gedachte jeder im Bierkeller noch einmal einen Moment lang dem „Different Drummer“ Hartwig Bartz – denn Ditzner verabschiedete sich vor der Zugabe vom Publikum mit den Worten: „...wer weiß, vielleicht hat Hartwig das da oben ja heute gesehen und wir konnten ihm damit eine kleine Freude machen.“

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