Kreis Kusel „Das war richtig gut“

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Die Stimme stimmte, das Aussehen auch und die Musik mochten die Besucher sowieso: Das Gastspiel der „Johnny Cash Roadshow“ in Kusels Fritz-Wunderlich-Halle fand am Samstagabend nicht nur vor fast ausverkauftem Haus statt. Die fünf Briten feierten einen vollen Erfolg. Tenor im Publikum: „Das war richtig gut.“

Er habe gar nicht anders gekonnt, als Johnny Cash Tribut zu zollen, sagt Frontmann Clive John Mitte der zweiten Konzerthälfte. Seine Mutter habe ihn mit der Musik des „Man in Black“ großgezogen – „und mit nichts anderem“. Tatsächlich präsentieren Clive John und seine Mitmusiker Amanda Stone, Nick Davis an der Fender Esquire, Martin Bentley (Bässe) und Schlagzeuger Darren Bazzoni die Musik ihres 2003 verstorbenen Idols, als hätten sie sie mit der Muttermilch aufgesogen. Der Mann, dessen Leben und Kunst von Folsom Prison bis zur Carnegie Hall die fünf Briten zelebrieren und ehren, ist stets präsent. In steter Überblendung illustrieren Schwarz-Weiß-Fotos die Stationen der Karriere, die die Musik gerade beleuchtet. Fünf Jahrzehnte der Karriere von Johnny Cash lässt die mit Pause zweieinhalbstündige Revue passieren, die Jahre des Ruhms und die ruhigeren, nicht chronologisch, sondern dramaturgisch geschickt aufgebaut, mit Wechseln von Mitsingliedern und solchen mehr für die eingefleischteren Fans, mit traurigem Material und lustig-flottem. Country, Folk, Blues, Rock’n’Roll: Cash war einer der einflussreichsten amerikanischen Künstler seiner Zeit und darüber hinaus und dem Roadshow-Projekt gelingt es, diese Bedeutung in zwei kurzweilige Stunden Musik zu packen. 35 Lieder sind es, eine winzige, doch repräsentative Auswahl aus einem Werk von rund 2500 Titeln. Der Schwerpunkt liegt auf den 1950er- bis 70er-Jahren, Ausflüge in die Geschichte der Carter Family, der Statler Brothers und der Highwaymen runden das Programm ab. Vom ersten Nummer-eins-Hit „I walk the line“ reicht die Auswahl bis zum düsteren Spätwerk „Hurt“ – eine jener Coverversionen, mit denen Cash den Originalen zu mehr Ruhm verhalf. „Folsom Prison Blues“ macht pünktlich auf die Minute den Auftakt. Vielleicht ist das eine zarte Hommage an „Germany“: Cash hat den Song während der Militärzeit in Bayern geschrieben, und die Roadshow tourt nach eigenen Angaben zum ersten Mal in Deutschland. „Don’t Take Your Guns to Town“, „I Walk the Line“, „Ring of Fire“ (ohne Mariachi-Trompeten), „A Boy Named Sue“, „Jackson“, „Help Me Make It Through the Night“, „Ghostriders in the Sky“, „San Quentin“: Die großen Hits laden zum Mitmachen ein, auch wenn die wie immer bestuhlte Halle der freien Bewegung eine Grenze setzt. Es wird geklatscht, gejubelt, am Schluss lautstark nach Zugaben gerufen. Der Bassbariton von Clive John ist ganz nah dran am Original, Amanda Stone wechselt von einem Pettycoat in den nächsten, kleine Geschichten stellen den Zusammenhang her. Der typische Gitarrensound von Luther Perkins, dem langjährigen Mitstreiter – Nick Davis stellt ihn vor. Das schnarrende Spiel von Cash, als er noch mit den Tennessee Two, will heißen: ohne Schlagzeug, auftrat – Clive John macht es mal nach. Und schon kommt der fulminante Schlussspurt. Eine größere Zugabe gibt es, dann gehen die Lichter an. Und man überlegt sich, wer heute gerade aufstrebt im Musikgeschäft, dem man in 60 Jahren so huldigen kann.

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