Kreis Kusel „Bin ein fröhliches Kind geblieben“

79 Jahre alt und noch voller Energie: Guru-Guru-Gründer Mani Neumeier (rotes Hemd).
79 Jahre alt und noch voller Energie: Guru-Guru-Gründer Mani Neumeier (rotes Hemd).

„Jedes Jahr ohne längere Unterbrüche immer gespielt und Konzerte gegeben und Platten rausgebracht.“ Das ist in Worten von Bandgründer Mani Neumeier die Kurzform der Bandgeschichte von Guru Guru, die im August 1968 mit einem Konzert in Heidelberg begann. Die Jubiläumstour „50 Jahre Guru Guru“ endet für dieses Jahr morgen, Samstag, in Wahnwegen. Veranstalter ist das Kuseler Schalander-Team von Wolfram Butz und Andreas Becker. Im Interview verspricht Neumeier zwei energiegeladene Stunden.

50 Jahre gibt es Guru Guru, über 3500 Konzerte wurden gespielt. Mani Neumeier steht aber länger auf der Bühne, oder?

Ja, auf der Bühne bin ich schon länger. Ich hatt ja vorher schon fünf Jahre Free Jazz gemacht, war der erste Free Jazz Drummer hier, im Iréne Schweizer Trio, sehr gute weltbekannte Pianistin. So fing das an. Fünf Jahrzehnte gehen nicht einfach so vorbei. Gibt es „Storys from the Road“? Es war natürlich schon viel. Man neigt dazu, immer die gleichen rauszupicken. Zur aktuellen Tour: Wir hatten 66 Konzerte bisher, es waren wirklich fulminante dabei und ein schlechtes gab’s keins. Die Leute waren wirklich begeistert, am Schluss wollten uns viele nur noch umarmen. Von früher pick ich mal eins raus: In München waren wir im Olympiastadion, die Bühne war auf einem kleinen See, die Bühne vorne dran war ein Amphitheater. Das war 1978, zum zehnten Jubiläum. Am Schluss hab ich mich ausgezogen und durchs Mikrofon gesagt „jetzt machen wir Jubliäumsschwimmen im See“. 200 Leute haben sich also ausgezogen, sind in den See gehüpft und haben Ringelreigen gemacht. Ich dachte, dass gleich die Polizei kommt, aber es war nix. Nur eine lustige Orgie. Sind solche Geschehnisse das, was Guru Guru atmosphärisch vom sogenannten Krautrock unterscheidet? Ja, wir haben schon Sachen gemacht, die nicht krautrocktypisch sind, weil Krautrock war oft sehr, sagen wir, ernsthaft. Was mich angeht, stand zumindest oft geschrieben in den Zeitungen, dass ich den Humor in die Musik gebracht hätte. Ich hab mich einfach mehr getraut. Einmal gab es ein Konzert – jetzt kommt noch eine Geschichte –, das war in der Grugahalle in Essen, ein Festival mit vielen Bands. Wir hatten da eine Show, wo ich als Rockclown verkleidet war und mit einem großen Staubsauger, der nicht saugte, sondern blies, Bettfedern in der Halle verteilt habe. Der Hausmeister hat fürchterlich geschimpft. Es sah aber ganz toll aus. Über welche Sachen, die nicht auf seinem Mist gewachsen sind, kann Mani Neumeier lachen? Einer meiner ersten Gurus war Karl Valentin, der hat mich auch geprägt. Ich kann auch lachen über Buster Keaton und Charlie Chaplin. Aber die sogenannten Komiker heute, so wie dieser Bülan Ceylan – das find ich gar nicht lustig. Das ist eher traurig, weil das ist einfach plump. Tja, worüber kann ich noch lachen – über einiges, obwohl die Lage ja eher ernst ist. Aber ich bin ja ein Kriegskind, ich bin 1940 geboren, war trotzdem ein fröhliches Kind und bin das auch geblieben. Haben Sie Kinder? Nein, aber meine Frau hat drei erwachsene Söhne. Die sind in Tokyo und Stuttgart. Sie sind ja auch in Tokyo. Ich meine immer einen gewissen Stolz darüber herauszuhören, dass Sie neben Mick Jagger im dortigen Wachsfigurenkabinett stehen …. Na, stolz bin ich eher auf den Hendrix nebendran. Aber Jagger ist auch ok. Stolz habe ich mir eigentlich abgewöhnt, da stolpert man immer nur drüber. Aber ein bisschen stolz bin ich halt doch, dass die mich erwählt haben. Von deutscher Stelle kam ja nie ein Preis oder irgendetwas. Da gab es viel Anerkennung vom Publikum, aber Guru Guru wurde immer ein bisschen unter den Teppich gekehrt. Der ganze Krautrock sogar. Es war die erste gute originär deutsche Musik nach all dem Schlagerzeugs nach dem Krieg, aber trotzdem wird sie im Ausland mehr geehrt als hier. Locker 55 Jahre sind Sie im Geschäft. Wird man das nicht irgendwann leid? Es ist ja nicht ein Job, in dem ich täglich die gleiche Arbeit machen muss. Ich kann mir schon vorstellen, wenn einer sagt: So, die ganze Rumfahrerei, jetzt ist genug. Aber wir spielen immer noch sehr gern, trotz Staus und acht Sunden Fahrt. Denn wenn wir dann da sind und die Leute abfahren drauf, dann kommt alles, was man reingibt, zurück. Das ist man nicht leid. Rente mit 65, da hätt’ ich ja schon vor 14 Jahren aufhören müssen. Da wär’s mir ziemlich langweilig geworden, ich glaub, ich wär ziemlich eingerostet, wenn ich nicht spielen würde. Und man hat ja auch Spaß, dass man das Schöne, dass man Liebe unter die Leute bringt, dass man auf dieser grauen Welt schönere Gedanken verbreiten kann. Das kommt an und zurück und gewinnt an Energie. Den Elektrolurch sind Sie auch noch nicht leid? Ne, das steht zwar in irgend so einem blöden Dings: Ich mach das nur wegen der Leute. Stimmt aber gar nicht. Der wird jedes Mal anders zelebriert und verändert. Es ist kein Rock, kein Jazz, es ist so ganz eigen. Man kann jedes Mal damit experimentieren. Halten Sie sich fit für die Bühne? Ein bisschen Waldlauf, ein bisschen Gymnastik, gute Ernährung, gut ausschlafen. Aber richtig Sport – nö. Die Fotos der aktuellen Tour strahlen Spielfreude aus. Ja, Spielfreude. Das schreiben sie immer, ich kann’s bald nicht mehr hören, wenn es das auch bei mittelmäßigen Sachen heißt. Aber bei uns stimmt es (lacht). Ich guck halt immer, dass ich selbst motiviert bin, meine Musiker mitreiße und wir zusammen das Publikum. Gibt es bei der Party in Wahnwegen am Samstag besondere Gäste? Unsere ehemalige Sängerin, die Barbara Lahr, die ja aus der Ecke kommt (Anmerkung der Redaktion: Kaiserslautern), hat gesagt, sie würde kommen. Wir machen zwei lange Sets, es wird an die zwei Stunden gehen, und zwei bis drei Zugaben kann man schon erwarten. Wir sind gut eingespielt nach der Tour, es funkt. Freikarten Für das Konzert morgen, Samstag, 20.30 Uhr, im Saal des Gasthauses Rolandseck in Wahnwegen stehen dreimal zwei Eintrittskarten zur Verfügung. Sie gehen an die ersten Anrufer, die heute ab 9.30 Uhr im RHEINPFALZ-Sekretariat unter 06381 921226 anrufen. | Interview: Klaudia Gilcher

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