Kusel Weder Bad noch Freibad

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Wer Natur und Wandern liebt, fühlt sich in Niederalben gleich zu Hause. Wer sich dann noch gelegentlich in der Gaststätte „Zum Steinalbtal“ blicken lässt, wird schnell ins Herz geschlossen. Und darf sich dann offiziell „Älwer Schaf“ nennen.

Niederalben. Es ist heiß. Unerbittlich brennt die Sonne vom Himmel. Das wird eher eine Tortur als ein Spaziergang. Gut, dass die Niederalber Spaziergänger vorbereitet sind und erst mal Stühle im Schatten des Steinalblädchens zusammengestellt haben. Dort plaudert Altbürgermeister, Ehrenbürger und Heimatforscher Ernst Schworm erst ein wenig über die Geschichte des 308-Einwohner-Ortes, und Ortsbürgermeister Andreas Hübsch, Marc Drumm (erster Beigeordneter) sowie Levin Patsch und Matthias Graf staunen nicht schlecht darüber, dass sie dabei noch so viel lernen können. Etwa, dass Niederalben im Jahr 1938 als Luftkurort vorgesehen war – „doch dann kam der Truppenübungsplatz und alles anders“, erzählt Schworm. Gut zwei Drittel der Gemarkung habe die Gemeinde damals abgeben müssen. Also kein „Bad Niederalben“. Mit den rund 100.000 Euro Entschädigung habe man ein Schwimmbad bauen wollen. Doch durch die Währungsreform ging 1948 alles verloren. Im Mittelalter hätten sich, schildert Schworm, gleich mehrere Dörfchen auf der heutigen Gemarkung von Niederalben befunden. Während Ober- und Niederdorf im Laufe der Zeit zusammengewachsen sind, sind die kleinen Gehöfte verschwunden. Etwa Hunhausen, das auf der Höhe zwischen Niederalben und dem St. Julianer Ortsteil Eschenau lag und an das heute nur noch der Straßenname Huhnwiese erinnert. Da staunen die beiden jüngsten Mitspazierer, Graf und Patsch, nicht schlecht: „So manches hat man ja schon mal gehört, aber richtig mit der Geschichte des Ortes beschäftigt haben wir uns noch nicht.“ Ganz aktuell freuen sich die jungen Männer darüber, dass sie ihren Jugendraum über der Gaststätte „Zum Steinalbtal“ eigenverantwortlich führen dürfen. Hübsch erzählt: „Von gut 20 Vereinen früher sind heute noch acht übrig.“ Unter anderem sind das ein Fußballklub, ein Schützen- und ein Billardverein. Eine Sonderstellung hat der „Alwechor“: In den 60er Jahren als echter Chor gegründet, kommen dort heute vor allem die Jüngeren zusammen, um Ausflüge und Feste zu veranstalten, verrät Drumm: „Hatten wir jemals offizielle Auftritte?“ Schworm nickt: „Aber schon länger nicht mehr.“ Schmunzelnd erwidert Drumm: „Ist vielleicht besser so.“ Über die Hauptstraße geht’s durch das Dorf. „Hier ist früher der komplette Verkehr durchgeflossen“, sagt Schworm – und dank des Truppenübungsplatzes seien das nicht gerade wenige Fahrzeuge gewesen. Erst 1952 wurde die Straße zu einer breiteren Panzerstraße ausgebaut, ehe im Jahr 1974 schließlich die langersehnte Umgehungsstraße entstand. Ein Problemkind der Gemeinde – eher der Kirchengemeinde – ist das protestantische Gemeindehaus aus den 1960er Jahren. Der funktionale Bau mit dem großen Saal oben und den kleineren Räumen im Erdgeschoss steht seit einiger Zeit zum Verkauf. „Schade“, sagen die Niederalber, denn für Familienfeste wie Hochzeiten oder Beerdigungen sei das Haus gerne genutzt worden. „Wenn wir die Einwohner mobilisieren könnten, öfter hier was zu machen, würde sich vielleicht auch der Verkauf erledigen“, hofft Drumm. Niederalben wird übrigens vom Pfarrerehepaar Hülser aus Offenbach-Hundheim mitbetreut. Ein oder zweimal im Monat wird in der Kirche der Gottesdienst abgehalten. Einige Meter weiter sieht man den Mittagsfelsen, der über der Gemeinde thront und so etwas wie das Wahrzeichen des Ortes ist. Der Felsen mit Südausrichtung, auf den die Sonne stundenlang brennt, ist für seine seltenen Pflanzen und Tiere bekannt – und seit 1979 Naturschutzgebiet. Hier wächst unter anderem die Küchenschelle, eine besonders bedrohte Blume, und seltene Schmetterlingsarten genießen ebenfalls das trocken-warme Klima auf dem Fels. Durch das Naturschutzgebiet führt auch der Veldenz-Wanderweg. Ein weiteres Naturschutzgebiet auf den Gemarkungen von Niederalben, Rathsweiler und Ulmet ist die Steinalbmündung am Glan. Wegen der hochsommerlichen Temperaturen wird prompt entschieden, nicht die ganze Gemeinde abzuwandern, zu der auch ein Teil der Christoffelsmühle (der andere Teil gehört zu Rathsweiler) und das Neuwirtshaus an der B 420 gehören. Also geht’s gemütlich vorbei am jüngst mit viel Eigenleistung auf Vordermann gebrachten Spielplatz wieder zurück zum Dorfmittelpunkt. Das Steinalblädchen, im Dezember 2000 hoffnungsvoll als Nachbarschaftsladen gestartet, steht mittlerweile leer. Gleich mehrere Pächter haben ihr Glück versucht – doch offenbar zieht es die „Älwer Kundschaft“ eher in die Supermärkte. „Wir sind natürlich auf der Suche nach einem Mieter“, sagt Hübsch, „der könnte theoretisch auch schnell öffnen.“ Noch ist in dem Lädchen alles in Schuss. Nebenan die Gaststätte, früher für ihre heimelige Grotte bei den Heranwachsenden bekannt, erweise sich als wichtiger Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Unter anderem die Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft hat man dort gemeinsam verfolgt, und, wie sollte es anders sein, auch zum Ende des kurzen Rundgangs wird dort eingekehrt. Auch ohne Kerwe, die sich finanziell nicht mehr gerechnet habe, sei man in Niederalben ein geselliges Völkchen: „Nicht umsonst nennt man uns die Älwer Schäf. Wir stehen eben gerne zusammen“, unterstreicht Ortschef Hübsch.

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