Kusel Von aktuellen Zahlen, die nicht aktuell sind

Statistik und Realität passen nicht immer zusammen. Das liegt aber nicht unbedingt an der Statistik, als vielmehr an den Daten, die man ihr zur Verfügung stellt. Dass Statistik und Realität beispielsweise in punkto Ärzteversorgung im Landkreis zwei Paar Stiefel sind, zeigt sich gerade in diesen Tagen. Da lässt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler über ihre Pressesprecherin ausrichten, dass die Westricher Rundschau in ihrer Wochenendkolumne „Nebenbei bemerkt...“ vom 21. Februar falsch liege, wenn behauptet werde, die Ministerin arbeite mit veralteten Zahlen zur Ärzteversorgung. Vorausgegangen war eine Berichterstattung über die Antwort des Ministeriums auf einen Brief der CDU-Abgeordneten Marlies Kohnle-Gros. Die CDU-Politikerin hatte darin unter anderem betont, dass eine Aufnahme der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein in das Hausarzt-Förderprogramm des Landes ein wichtiger Schritt wäre. In ihrer Antwort machte die Ministerin dann deutlich, dass „aktuell“ eine ärztliche Überversorgung bestehe und eine Aufnahme in dieses Programm daher nicht möglich sei. Wie aktuell das Wort „aktuell“ in diesem Zusammenhang zu bewerten ist, ging aus dem Schreiben nicht hervor. Der noch „aktuelle“ Kreisatlas zur ärztlichen Versorgung dokumentiert eine Überversorgung – er basiert auf Zahlen von 2012. Sollte sich seither nichts geändert haben? Es drängte sich somit der Eindruck auf, die Ministerin arbeite mit veralteten Zahlen. Tut sie aber nicht, wie sie nun mitteilt. Man habe den Begriff „aktuell“ keinesfalls bis ins Jahr 2012 gedehnt, heißt es. Der Mittelbereich Kusel, dem die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein zugeordnet sei, sei laut dem „Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen“ vom Dezember 2014 überversorgt. Und weiter heißt es, die Daten, die der bislang letzten Berechnung zur Hausarztversorgung zugrunde gelegen hätten, basierten auf dem Stand vom 1. Januar 2015, woraus sich ein Versorgungsgrad von 106 Prozent errechne. Also überversorgt. Soweit stimmt das durchaus, und die Ministerin hat Recht. Aber es stimmt auch wieder nicht. Denn schon vor diesem Datum war hinlänglich bekannt, dass zwei weitere Praxen im ersten Halbjahr 2015 in Wolfstein schließen werden. Außerdem liegt nach RHEINPFALZ-Informationen das Durchschnittsalter der acht praktizierenden Hausärzte in der VG Lauterecken-Wolfstein bei gut 63 Jahren. Der jüngste ist 60 Jahre alt, der älteste 71. Auch das dürfte den Planern nicht unbekannt sein. Würde man diese Daten in die statistische Betrachtung mit einfließen lassen, käme man wahrscheinlich zu anderen Erkenntnissen, die eher die Realität abbilden. So aber hat die Wirklichkeit die „aktuelle“ Statistik schon überholt.

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