Kusel Pünktlich strahlt die Sonne vom Himmel

„Die fünfte Jahreszeit ist kurz und heftig“, meint Robert Drumm vom Karnevalsverein Kusel (KVK). Mit der Straßenfasnacht am Samstag in Kusel wurde die heiße Phase eingeläutet – Narrenfreiheit nur noch bis einschließlich Dienstag.

Von 10.11 Uhr an bis in den frühen Abend hinein genossen Narren und Besucher am Samstag ein vielfältiges Angebot in der Kuseler Innenstadt: Sie folgten dem etwa 70 Fußgruppen und Wagen umfassenden Zug durch die Stadt, schlenderten an Ständen vorbei, in Geschäfte hinein, oder suchten gleich einen Platz im sommerlich warmen Zelt auf dem Kochschen Markt. Gegen 10.30 Uhr stehen zwei Hobbyfotografen am ersten Kreisel und nehmen die Straße in Richtung Bahnhof in den Blick. Noch ist nichts zu sehen. Die Linse kann noch gereinigt werden, an den Einstellungen der Kamera wird fleißig gedreht. Die vielen Buttons auf dem Poncho verraten: Anton Bergmann und Bruder Karl-Ludwig sind an Fasnacht öfters auf den Kuseler Straßen unterwegs. Für sie steht das bunte Treiben auf dem Programm. Der grüne Button trägt das Guggenmusiker Zeichen. „Der ist von ′99“, erklärt Anton Bergmann mit etwas verdrehtem Kopf und Blick auf das Blech am Poncho. Lange haben die beiden gewartet. Auf die Sonne, auf mildere Temperaturen, auf den Narrenzug. Es ist 10.40 Uhr und die Narren vom Karneval-Verein Kusel, wie all jene Narren, die sich angeschlossen haben, nehmen Kurs auf den Kreisel. Die Kameras des Geschwisterpaars Bergmann rattern los. Clowns, Esel, Kühe, Comic-Helden und viele bunte Gestalten umrunden in kleinen Schritten das Musikantendenkmal auf dem Kreisel. Der Clown, KVK-Aktivist und heute zudem Verkehrsberuhiger, Robert Drumm, weist dem Narrenzug die Richtung. Gen Kochschen Markt zieht die heitere Narrenschar. Haltestationen sind Kuseler Wirtschaften und Geschäfte. „Die, die es mögen, belustigen wir“, erklärt Drumm. Das ist ihr erklärtes Ziel: gute Laune, Faschings-Laune verbreiten. Drumm ist gesundheitlich angeschlagen: Erkältung. Für einige der Narren sei die fünfte Jahreszeit etwas zu kalt gewesen, meint er. Die Fasnachtszeit sei in diesem Jahr kurz und heftig, vielleicht überfordere dies auch den ein oder anderen Narr, mutmaßt Drumm mit Blick auf ein leicht reduziertes Aufgebot an Karnevalisten. Nach dem Intermezzo am Kreisel geht’s weiter. In der Yellow Lounge halten sich die Musiker und Narren etwas länger auf. „In etwa zwei Stunden werden wir am Kochschen Markt sein und dort die Leute unterhalten, bis uns die Guggemusiker ablösen“, klärt Drumm auf. Die beiden Hobbyfotografen Bergmann folgen dem Zug, um ihre Bildergeschichte rund um die Kuseler Fasnacht weiter zu schreiben. Entlang der Bahnhofsstraße kommen die Besucher auf ihre Kosten. Etliche Leckereien, die fehlende warme Mütze kaufen, oder das T-Shirt für den kommenden Frühling, Gewürze, Süßes aus Italien: das Angebot ist groß, und auch in den Geschäften warten auf den Besucher kleine Präsente. Im Café Schwinn beispielsweise gibt’s Clowns-Waffeln, bei Spielwaren Metzger kann sich der junge Besucher einen Schaumkuss geben lassen. Hexe Melanie Ballbach wartet mit den Freunden aus dem „Haus im Westrich“ auf den Narrenumzug. Schon länger warten sie, es ist etwa 11 Uhr. Im Rollstuhl wird es schnell kalt und die Gruppe wägt die Optionen ab: Gleich ins warme Zelt oder erst dem Zug entgegen und dann ins warme Zelt? Die Entscheidung fällt: zuerst zu den Narren, dann zum Essen ins beheizte Zelt. Schon zum dritten Mal schaut sich Melanie Ballbach die Straßenfasnacht an und hatte bisher immer ihren Spaß, wie sie sagt. Diesen konnte am Samstag jeder Narr und Besucher in den Kuseler Straßen erleben. Die Hobbyfotografen Bergmann und der Kuseler Faschingsclown Drumm sind ebenfalls glücklich: Die Sonne hat ihre wärmenden Strahlen rechtzeitig zu den Narren hinunter geschickt.

x