Kusel Heimatgemeinden als Indikator

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„Ich habe noch kaum einen Bezirk verloren?!“ Etwas ungläubig wirkte Christoph Lothschütz bei der Wahlparty am Sonntagabend im Schönenberg-Kübelberger Rathaus, als die Ergebnisse aus etwa der Hälfte der Stimmbezirke per Grafik auf dem Bildschirm verkündet waren. Am Ende hatte der neue Bürgermeister der Verbandsgemeinde Oberes Glantal 25 von 30 Bezirken gewonnen, seinen Vorsprung auf Mitbewerber Gerhard Glaser im Vergleich zum ersten Wahlgang noch vergrößert.

Hatte CDU-Mann Lothschütz zwei Wochen zuvor gut anderthalb mal so viele Stimmen eingeheimst wie sein ärgster Konkurrent Glaser (SPD), waren es bei der Stichwahl am Sonntag mehr als doppelt so viele. 6792 Stimmen holte der Schmittweilerer, 3117 der Waldmohrer Glaser. Macht ein Stimmenverhältnis von 68,5 zu 31,5 Prozent. Trotz seines deutlichen Erfolgs schon beim ersten Wahlgang am 4. Dezember – in dem sich Lothschütz und Glaser gegen den Breitenbacher Andreas Bauer (Grüne), Börsborns Ortsbürgermeister Franz Sommer (FWG) und Alwin Zimmer (AfD) aus Altenkirchen durchgesetzt hatten – hatte der nun gewählte Bürgermeister bis zuletzt die Favoritenrolle von sich gewiesen. „Ich wusste ja überhaupt nicht, wohin die Wähler tendieren, die einen der drei anderen Kandidaten gewählt hatten“, gibt Lothschütz Einblick in sein Seelenleben. „Klar, die Leute, die vor der Stichwahl auf mich zukamen, waren alle positiv – aber der persönliche Eindruck ist oft anders als das, was tatsächlich rauskommt.“ Dass er seinen Vorsprung nun noch weiter hat ausbauen können, davon ist Lothschütz nicht minder überrascht als von seinem klaren Erfolg im ersten Wahlgang, als er als persönliches Ziel ausgegeben hatte, „bis auf drei, vier Prozent an den SPD-Kandidaten heranzukommen“. Er hat zwischen den beiden Wahlgängen nochmals viel Energie in seinen Wahlkampf investiert, war unter anderem am Samstag mit einem Infostand in Waldmohr. Sein relativ gutes Abschneiden in der Heimatgemeinde seines Konkurrenten Glaser – mit mehr als 4000 Wahlberechtigten – war ein wichtiger Baustein des klaren Erfolgs: Lothschütz holte dort fast die Hälfte der Stimmen, gewann sogar zwei von vier Stimmbezirken. „Das freut einen schon, dieses gute Ergebnis in einer traditionell SPD-orientierten Gemeinde“, gibt er offen zu. Seine eigene Wohngemeinde stand fast geschlossen hinter ihm: In Schönenberg-Kübelberg holte der CDU-Bewerber 87,6 Prozent der Stimmen, im Ortsteil Schmittweiler, in dem er zu Hause ist, gar 90,0 Prozent. Doch Waldmohr war beileibe nicht die einzige SPD-Hochburg, die bei der Bürgermeisterwahl im Oberen Glantal fiel: 72,7 Prozent für Lothschütz in Langenbach oder 73,8 Prozent in Frohnhofen sprechen Bände. Für Gerhard Glaser blieben am Ende nur knappe Siege in Waldmohr I (Gemeindekindergarten) und II (Festsaal), Wahnwegen, Matzenbach und Hüffler. Dass die SPD vor 14 Tagen dennoch zur stärksten Kraft im neuen VG-Rat gewählt wurde, zeigt aber deutlich, dass der Wähler im Oberen Glantal die Direktwahl als Personen-, nicht als Parteienwahl identifiziert hat – genau so, wie das vorgesehen ist. |tmü

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