Kreis Kaiserslautern „Vielleicht nicht mehr brandneu, aber ziemlich attraktiv“

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LANDSTUHL. Wie geht’s weiter mit der Energiewende vor Ort? Auskunft darüber wollen die Stadt Landstuhl und die Pfalzwerke bei einem Informationsabend geben, der am morgigen Donnerstag, 2. Februar, in der Zehntenscheune stattfindet. RHEINPFALZ-Mitarbeiter Michael Böhm fragte René Chassein, Vorstandsmitglied der Pfalzwerke, im Vorfeld nach dem Stand der Dinge.

Herr Chassein, welche neuen Angebote in Sachen alternativer Energie können die Pfalzwerke ihren Kunden in der Region machen?

Vielleicht nicht mehr brandneu, aber ziemlich attraktiv ist unser Angebot für die Herstellung und den Eigenverbrauch von Solarstrom. Dabei geht es um ein Kombi-Paket aus Solarzellen und einem Stromspeicher für den Keller oder die Garage. Für beide Komponenten sind in den letzten Jahren die Preise stark gesunken, deshalb ist das Angebot jetzt auch für Privathaushalte attraktiv. Wir bieten solche Anlagen über unsere Tochtergesellschaft Pfalzsolar an, diese sorgt nach der Installation auch für die komplette Betriebsführung. Für welche privaten Haushalte lohnt sich das? Eigentlich für alle. Aber man muss natürlich auf den Einzelfall schauen. Wer zum Beispiel den ganzen Tag nicht zuhause ist und keinen Strom verbraucht, der benötigt vielleicht einen größeren Speicher. Aber nach unseren Berechnungen, die auch die künftige Entwicklung der Strompreise einbeziehen, amortisiert sich ein solches Solarpaket in der Regel innerhalb von zehn Jahren. Bislang gelten fehlende Speicher-Kapazitäten für den Strom aus Wind und Sonne als ein Schwachpunkt der Energiewende. Können massenhaft installierte Stromspeicher in Privathaushalten aus dieser Klemme führen? Ja, aber wegen der begrenzten Kapazitäten wohl nur zum Teil. Wir sind zur Zeit intensiv auf der Suche nach technischen Lösungen für Stromspeicher mit größeren Kapazitäten. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr hier in Landstuhl auch einen längeren Feldversuch im Rahmen unseres Forschungsprojektes CellStore durchgeführt, bei dem wir einen mobilen Großspeicher für elektrische Energie in Verbindung mit einer in Landstuhl bereits installierten Freiflächen-Fotovoltaik betrieben haben. Über die Ergebnisse dieses Experiments wollen wir auf der Veranstaltung berichten. Gleichwohl scheitert der weitere Ausbau von Solar- und Windanlagen bisweilen daran, dass Ihr Stromnetz keine zusätzlichen Kapazitäten mehr aufnehmen kann. Wann wird dieses Problem gelöst? Tatsächlich haben wir in einigen Bereichen durchaus bereits Probleme mit der Spitzenlast, wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig weht. Aber beachten Sie bitte die Relationen: Insgesamt sind in unserem Verbreitungsgebiet rund 25.000 Erneuerbare-Energien-Anlagen in Betrieb, weniger als 50 Anträge auf neue Anlagen mussten wir bisher ablehnen. Gleichzeitig fließt aktuell sehr viel Geld in den Ausbau unserer Netze. Aber es gibt auch ein zeitliches Problem: Um einen neuen Windpark zu bauen, braucht ein Investor in der Regel vier bis fünf Jahre, bis er alle Genehmigungen zusammen hat. Wenn wir unser Netz ausbauen wollen, benötigen wir oftmals doppelt so lange, bis alle planungsrechtlichen Hürden genommen sind. In den vergangenen Jahren kannte der Strompreis nur eine Richtung – nach oben. Können Sie da jetzt wenigstens eine Pause ankündigen? Wie jeder auf seiner Abrechnung nachlesen kann, ist ja nicht der Preis für den Strom gestiegen, sondern vorrangig die Steuern und Abgaben. Die Netzpreise sind in den vergangenen Jahren sogar gesunken. Mit dem notwendigen Ausbau der Stromnetze könnten diese in den nächsten Jahren wieder steigen, gleichzeitig wird die Umlage für die Erneuerbaren Energien nach derzeitigen Prognosen im Jahr 2023 ihre Spitze erreichen, um erst ab dann wieder zu sinken. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich doppelt, über die Erzeugung von Eigenstrom nachzudenken. Info Die Informationsveranstaltung zum Thema „Die Bedeutung von Stromspeichern für die Energiewende“ findet am morgigen Donnerstag, 2. Februar, um 18 Uhr in der Zehntenscheune in Landstuhl, Kirchenstraße 1, statt. |mibo

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