Kreis Kaiserslautern Pferde trainieren den Chef

Auf dem Randeckerhof bei Neuhemsbach trainieren Menschen mit der Unterstützung von Ponys soziale Kompetenzen. Die Tiere decken Kommunikationsschwächen und mangelnde Führungsstärke unmissverständlich auf.

Der elfjährige Connemara-Hengst „Ciaraín“ versteht die menschliche Ansprache genau. Er weicht zurück, wendet und nimmt den Weg, den ihm Elke Wendel-Lander vorgibt. Erstaunlich: Hier wird nicht gesprochen, das Pferd wird nicht berührt und einen Führstrick gibt es auch nicht. „Ciaraín“ akzeptiert die Frau als Führungskraft. Sie signalisiert mit ihrer Körpersprache, was er vom Herdenverband kennt. Leistet sie sich eine Schwäche, ist Schluss mit der Gefolgschaft. Dann lässt das Tier sie einfach stehen. Auf dieser unmissverständlichen Kommunikation zwischen Mensch und Tier basiert das pferdegestützte Coaching, das Elke Wendel-Lander − langjährige Züchterin der Connemara-Ponys und erfolgreiche Managerin in der IT-Branche − seit gut einem Jahr auf dem Randeckerhof anbietet. Ihre Seminare richten sich an Führungskräfte, angehende Chefs, an Menschen mit Burn-Out, Mobbingopfer oder einfach an alle, die von Pferden lernen wollen. Dabei lässt sich Wendel-Lander von ihren Ponys unterstützen. „Nur wer den Ponys eine klare Ansage macht, darf eine Reaktion erwarten. Pferde entscheiden instinktiv, wem sie vertrauen können, wer sie sicher führt“, erläutert die Trainerin die Basis ihrer Arbeit. Es ist der Urinstinkt im Fluchttier Pferd, der sekundenschnell eine Unsicherheit beim Gegenüber erkennt. Wer unsicher ist, wird schnell zur Beute. So einem folgt man besser nicht, auch wenn er sich Chef nennt. Die Instinktreaktionen des Pferds werden zum Spiegelbild des menschlichen Verhaltens. Zeigt die Führungskraft Schwächen in der Kommunikation, mangelt es ihr an innerer Selbstsicherheit, dann schließt sich der Vierbeiner nicht freiwillig an, sondern läuft davon. Das können Mitarbeiter in einer Firma natürlich nicht. Und ihrem Chef sagen, was sie von ihm halten, das trauen sich die wenigsten. Dem Pferd sind solche Empfindlichkeiten egal, es kann nicht anders, als eine ehrliche Antwort geben. Hier setzt das Lernen an. Nachtragend ist es übrigens nicht. Selbst wenn es sich gerade strikt verweigert, folgt es, sobald die Kommunikation präzise und aus seinen Augen „chefmäßig“ ist. „Meine Ponys sind auf die Arbeit mit den fremden Menschen vorbereitet“, macht die Züchterin vom Randeckerhof deutlich, dass sie bei ihren vierbeinigen Co-Trainern auf ganz unterschiedliche Pferdepersönlichkeiten zurückgreifen kann. Den Connemaras gehört schon von Kindestagen an die Liebe von Elke-Wendel-Lander. Mehrere Generationen hat sie bereits gezüchtet - und dabei erkannt, dass die selbstbewussten kleinen Pferde die idealen Trainingspartner in Bezug auf die menschliche Persönlichkeitsentwicklung sind. Wo es bei menschlichen Führungskräften klemmen kann, wo Probleme im harten Businessalltag lauern, weiß sie aus ihrer Zeit als Managerin in der oberen Ebene. Unter anderem war sie Zentralbereichsleiterin Informatik der Messe München. Vor gut zwei Jahren kam dann der Schritt in die Eigenständigkeit als Unternehmensberaterin und als Trainerin von Führungskräften. Wendel-Lander hat den „lizenzierten Trainerschein für die Bodenschule mit Pferd“ abgelegt, den Randeckerhof, den sie seit über zehn Jahren mit ihrem Mann bewirtschaftet, mit Gästezimmer und Seminarräumen ausgestattet und ausgewählte Ponys vorbereitet. Zurück zu „Ciaraín“, dem schicken Hengst, der sich nicht lange bitten lässt, mal eben über die Tonnen zu springen, Bälle zu schubsen oder bestimmte Wege einzuhalten. Authentisch und eindeutig, so ist er es in der Herde gewohnt, so will er es haben. Dann folgt er auch. „Ciaraín“ kommt bei Seminaren übrigens nicht zum Einsatz, lässt die Trainerin wissen. Wer bei ihr auf dem Randeckerhof mit dem Pferd als Sparringspartner in den Ring steigt, der lernt von Wallachen oder rangniedrigen Stuten für den Job und fürs Leben.

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