Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

Ausgerechnet das friedliche „Lummerland“ ist zurzeit ein Hort des Aufstands: Der Kindergarten in Reichenbach-Steegen streikt als Einziger im Landkreis bereits seit vier Wochen durchgehend für eine leistungsgerechtere Bezahlung seiner Mitarbeiterinnen. Vier Wochen sind eine lange Zeit: Für die Eltern ist es sicher eine harte Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung Woche um Woche irgendwie zu bewältigen. Umso mehr ehrt es all jene, die die Kita-Kräfte im Kampf um eine bessere Eingruppierung unterstützen. Einige Eltern haben sich diese Woche sogar am Protestzug der „Lummerland“-Mitarbeiter in die Kreisverwaltung beteiligt und ihre Solidarität gezeigt. Recht so! Bei allem verständlichen Ärger über den Betreuungsnotstand muss eine leistungsgerechte Bezahlung der Erzieher auch im Sinne der Eltern, ja der Gesellschaft sein. Denn nur so kann das Kita-Personal motiviert und zufrieden seinen wichtigen Aufgaben nachkommen, die Kinder zu neugierigen, bildungshungrigen Grundschülern zu machen. Und nur wenn das Geld stimmt, finden sich auf lange Sicht auch genügend junge Leute, die bereit sind, künftig in diesem wichtigen Berufszweig zu arbeiten. Wenig finanzielle und gesellschaftliche Wertschätzung erfahren auch die Pflegekräfte in den Seniorenheimen, die einen körperlich und psychisch wahrhaft aufreibenden Job zu leisten haben. Auch hier sind es meist Frauen, die für harte Arbeit oft nur bescheiden entlohnt werden. Im Landstuhler Altenzentrum der Caritas kommt für sie nun die Angst um den Job dazu. Ende November soll St. Nikolaus geschlossen werden, teilte die Caritas vergangene Woche Knall auf Fall mit. Und überraschte mit der Verlautbarung nicht nur das eigene geschockte Personal, sondern auch die Pflegebedürftigen und ihre Familien, die nun sehen müssen, ob und wie sie Opa oder Oma angesichts langer Wartelisten in anderen Häusern bis zum Herbst anderweitig gut unterbringen. Dass bei dieser Form der Informationspolitik der Aufschrei unter den Betroffenen groß ist, kann wohl jeder nachvollziehen, der schon einmal in einer ähnlichen Situation war. Guter Stil ist das nicht! Und barmherzig schon gar nicht. Jetzt hat sich sogar die Politik eingeschaltet und bittet den Bischof und die Verantwortlichen des katholischen Wohlfahrtsverbands darum, wenigstens den Termin für die Schließung bis zum Sommer 2016 zu verschieben, um den Menschen Zeit zu geben, sich neu zu orientieren. Hoffen wir, dass der Appell fruchtet! Und die Caritas sich daran erinnert, was ihr Name bedeutet: Wohltätigkeit und Nächstenliebe! Auch im Ramsteiner Rathaus gab es dieser Tage lange Gesichter. Landstuhl bleibt alleiniges Mittelzentrum im Kreis, entschied das Neustadter Verwaltungsgericht und gab der Sickingenstadt Recht, die sich angesichts gekappter Zuschüsse gegen die Heraufstufung der Nachbargemeinde zum kooperierenden Mittelzentrum gewehrt hatte. Die Ramsteiner müssen sich nun wohl oder übel zumindest im Moment mit dem ungeliebten und wenig prestigeträchtigen Status als Grundzentrum abfinden. Dieser impliziert weniger Zuschüsse und zudem diverse Abstriche bei den Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde, ist also schlicht ärgerlich. Aber wer die ewige Rivalität zwischen der altehrwürdigen Sickingenstadt und der jungen Stadt Ramstein-Miesenbach kennt, weiß, dass dieses Urteil auch über die objektiv messbaren Nachteile hinaus bestimmt sehr wehgetan hat. Vielleicht wirkt der Rheinland-Pfalz-Tag, der Landstuhl zur Park&Ride-Station der Nachbargemeinde macht und Ramstein in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit rückt, wenigstens als kleines Trostpflaster. Während in Ramstein alle wie wild mit der Vorbereitung des Landesfests beschäftigt sind, geht in Bruchmühlbach-Miesau der Bürgermeisterwahlkampf in die finale Phase. Dabei werfen die Protagonisten auch ständig einen Blick über die Schulter in Richtung Südkreis Kusel. Denn dort beschäftigen sich die Räte zurzeit mit der auch für Bruchmühlbach-Miesau essenziellen Frage, ob sie unter sich bleiben wollen und wer in diesem Fall mit wem zusammengeht. Die beiden Bürgermeisterkandidaten bewerten die Vorgänge jenseits der Kreisgrenze unterschiedlich. Hat Bruchmühlbach-Miesau eventuell noch die Option, dazuzustoßen, wie die SPD-Bewerberin meint? Oder ist die Sache vom Tisch, wie der CDU-Mann behauptet? Wer Recht hat, wird die Zeit zeigen. Beide Bewerber schlugen sich diese Woche auf jeden Fall wacker bei der RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl. Während Rechtsanwältin Charlotte Jentsch mit Coolness, Redegewandtheit und zuweilen auch Angriffslust punkten konnte, zeigte ihr CDU-Konkurrent Erik Emich trotz guter Argumente zwar hin und wieder Nerven, was aber bei Menschen, die eben noch keine Berufspolitiker sind, im Auge des Betrachters nicht immer ein Nachteil sein muss. Wie dem auch sei. Jetzt haben die beiden noch 14 Tage Zeit, die Wähler von sich zu überzeugen. Mein Eindruck: Entschieden ist noch lange nichts. Es bleibt weiterhin spannend. Ein sonniges Wochenende wünscht Ihnen

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