Kreis Kaiserslautern Ein Urgestein, das als Greenhorn nun den Ort führt

FISCHBACH. Die Gemeinschaft im Dorf ist sehr gut, sagt der frisch zum Ortsbürgermeister ernannte Sascha Leidner (FWG) über seine Mitbürger. Doch einen Wunsch hat er noch an sie: Dass sie von sich aus einfach mal hier und dort anpacken, wenn ihnen etwas missfällt – vom zu hohen Gras bis zum wuchernden Unkraut –, statt Hilfe von der Gemeinde zu fordern.

Er ist Greenhorn wie auch Urgestein. Sagt der 36-Jährige über sich selbst. „In der Politik bin ich ein absolutes Greenhorn“, beschreibt er sich ohne jegliche Scheu. Erst vor einem Jahr ist er in die FWG eingetreten, wurde nach drei Monaten gleich Ortsvereinsvorsitzender – und gerade mal acht Monate später zum Ortschef gewählt. Kein Problem in einem 780-Einwohner-Dorf. Denn er ist auch Urgestein in Fischbach. „Ich bin hier aufgewachsen, habe mein ganzes Leben hier verbracht, und bin schon ewig im Sportverein und der Hallengemeinschaft sehr aktiv“, erzählt der Familienvater. Kriterien, die in einem Dorf relevanter als ein Parteibuch sind. Das wollte er eh nicht, in der FWG fühlt er sich „etwas freier“. Mit seiner Frau, den beiden zwei- und neunjährigen Töchtern und Schäferhundmischling „Ben“ hat er vor kurzem das Haus der Schwiegereltern übernommen. Das hat schon etliche Generationen an Fischbachern erlebt: 1735 erbaut, war es früher eine Gaststätte. Die ist es schon sehr lange nicht mehr, winkt Leidner ab, aber Gäste hat er gern, oft und viele zu Hause. So steht nach Beendigung des Umbaus, mit dem er das Haus an die Bedürfnisse einer jungen Familie angepasst hat, nur noch der Ausbau des Kellers zu einem Partyraum an. „Natürlich habe ich mit meiner Familie abgeklärt, ob genug Zeit für sie bleibt: Die steht hinter mir“, kann er auf Verständnis zählen, wenn mal wieder ein Abend für seinen Zweitjob draufgehen sollte. Denn nebenbei arbeitet er als staatlich geprüfter Techniker bei Wipotec, fährt als ambitionierter Sportler jeden Tag mit dem Mountainbike zur Arbeit, „möglichst weit weg von der Straße“. Und so liegt ihm auch in seinem neuen Amt die Umwelt am Herzen: Die energetische Sanierung der Straßenbeleuchtung ist in Planung. Eingeleitet wurde dies schon von der alten und neuen Beigeordneten Alexandra Lorenz, die rund ein Jahr lang den erkrankten Ortsbürgermeister vertrat. „Da sie in Mainz arbeitet und wenig Zeit hat, wollte sie aber nicht kandidieren.“ Auch der Erhalt der Kita ist dem jungen Vater wichtig. Wiederbeleben will er nun den Raum über dem Nachbarschaftsladen gleich neben seinem Haus. Im Erdgeschoss verkauft eine Enkenbacher Bäckerei an drei Tagen der Woche Backwaren und das Nötigste für den Alltag, im ersten Stock war früher ein Café. „Das wollen wir für kleinere Feiern nutzbar machen“, stellt er sich vor, „die Vereine könnten auch Feste organisieren.“ Während das 1995 erbaute Bürgerhaus noch gut in Schuss sei, ist die Leichenhalle laut Leidner jedoch sanierungsbedürftig. „Viele Arbeiten dafür versuche ich in Eigenleistung erledigt zu bekommen“, spricht er das Thema an, das ihm besonders wichtig ist: Er hofft, die Bürger dazu bewegen zu können, dass sie kleinere Arbeiten selbst anpacken. „Wenn sie zu einem konkreten Zeitpunkt eingeladen werden, klappt das gut“, ist seine Erfahrung, doch das bisschen Energie für den eigenen Antrieb fehlt noch. Früher gab es eine Gruppe von Rentnern, die jegliche Arbeiten im Ort übernahm – noch heute bekannt als die „Schnitzeltruppe“, weil sie jeden Monat gemeinsam zum Schnitzelessen ins Gasthaus ging. „In diese Richtung soll die Reise gehen“, lautet die Vision des jungen Ortsbürgermeisters. (gzi)

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