Kreis Kaiserslautern „Bitte nicht füttern“

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Vorwurfsvoll und fordernd meckern die Ziegen im Diemersteiner Tal die Spaziergänger an. Klingt irgendwie nach Hunger, das mitgebrachte Brot scheint da ein passendes Leckerchen für die Tiere zu sein. Sei es jedoch nicht, sondern könne zum Tod der Tiere führen, sagt Frankensteins Ortsbürgermeister Eckhard Vogel. „Bitte nicht füttern“, appelliert er an alle Besucher, sich im Winter einfach nur an der Anwesenheit der Tiere zu erfreuen.

Im Diemersteiner Tal sind die zwölf Burenziegen und ihre Begleiter, die beiden Eselwallache, mit dickem Fell für den Winter gerüstet. Ziegen setzen mehr auf dichte, wärmende Unterwolle. Die war einstmals beliebt, wurde im Frühjahr herausgekämmt und als feinste Wolle versponnen. Kollege Esel nimmt, was er kriegen kann – und hat zur Unterwolle auch gleich das Deckhaar kräftig verstärkt. Wenn es gar zu ungemütlich wird, dann wird gemeinsam im Unterstand gekuschelt. Dort hat die Beweidungszunft bereits für eine wärmende Strohmatratze gesorgt. Die vier Gänse, die wie helle Farbkleckse dazwischen watscheln, sehen aus wie immer. Aber von einer frierenden Gans hat auch noch nie einer berichtet. Ortsbürgermeister Eckhard Vogel ist trotz des dicken Winterfells in der kalten Jahreszeit ein wenig in Sorge um die Tiere. An den Wolf denkt er nicht. Obwohl der im Zusammenhang mit dem Einzug der Esel im vergangenen Winter immer wieder, teils scherzhaft, als Argument bemüht wurde. Nicht der Wolf, aber der Luchs, wohnt jetzt im Pfälzerwald, und da sind wehrhafte Esel bestimmt nicht schlecht. „Wir sind eselbegeistert“, bringt es Vogel auf den Punkt. Und damit das so bleiben kann, weist Vogel darauf hin, dass sowohl die Burenziegen wie auch die Esel derzeit den Organismus auf „Sparflamme“ umgestellt haben. Sie können deshalb im Winter energiereiche Nahrung in Form von Weißmehlprodukten gar nicht vertragen. „Das kann zu Verdauungsproblemen mit Durchfällen und Todesfällen führen“, sagt Vogel und bittet, keinerlei Futter am Zaun anzubieten. Spaziergänger sollten vielleicht noch wissen: Ziegen verstehen die hohe Kunst des Meckerns von Geburt an. Mit Hunger habe das nichts zu tun. Hunger müssen sie ohnehin nicht leiden. Die Beweidungszunft sorgt sich gerade jetzt um die ständige Verfügbarkeit von trockenem Raufutter . Das Augenmerk der „Tierpfleger“ gilt im Moment aber nicht nur dem Heu und Stroh, vor allem die vier hochtragenden Burenziegen werden kaum noch aus den Augen gelassen, wie Vogel bestätigt. Mitte Januar erwartet er bis zu acht Lämmer. Denn Ziegen sind bekannt für Zwillingsgeburten. Weidetiere, die ganzjährig draußen leben, sind für alles angepasst und haben ohnehin ein anderes Behaglichkeitsempfinden als Menschen. Sie frieren schlicht weniger. Ausnahmen bilden kranke Tiere und Neugeborene, die noch nicht trocken sind. Die Mutterziegen samt ihren Lämmern kommen deshalb erst einmal in den Stall. „Dort bleiben sie ein bis zwei Tage und kommen dann zurück ins Tal“, kündigen die Betreuer an. Die Besucher sollen aber auch auf ihre Kosten kommen. Füttern sollen sie zwar nicht, auch findet in diesem Jahr keine Adventsfeier im Ziegenstall statt, aber es wird noch einen amüsanten Hingucker geben. Am dritten Advent, Sonntag, 11. Dezember, lohnt ein Spaziergang entlang der Ziegen- und Eselweide im Diemersteiner Tal besonders. Vorausgesetzt, man mag Esel mit roten Zipfelmützen. „Wir statten unsere beiden Esel mit jeweils einer roten Zipfelmütze aus“, verrät Vogel. Ob die Esel sich den Satz warme Ohren gefallen lassen? Hingehen und gucken! |thea

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