Hagenbach Züge fallen aus: Bahn zwingt Pendler ins Taxi

Auf die Bahn können die Hagenbacher manchmal lange warten.
Auf die Bahn können die Hagenbacher manchmal lange warten.

Patrick Vollmann lebt den Klimaschutz: Er fährt täglich mit der Bahn zur Arbeit, ein Auto hat er gar nicht. Ohne Taxi kämen er und viele andere Pendler aber nicht klar.

Vollmann wohnt in Hagenbach und arbeitet in Karlsruhe. Statt des Autos nutzt er eine Bahnlinie, auf der immer wieder mal gar nichts geht. In der laufenden Woche beispielsweise hat die Bahn am Montagabend zunächst mitgeteilt, dass Dienstag und Mittwoch keine Züge mehr fahren, weil zu viele kaputt sind. Ob als Ersatz Busse fahren werden, war ungewiss. Später wurde der Bahnverkehr dann bis einschließlich Sonntag abgesagt.

„Busfahrer kannten die Strecke nicht“

„Bis vor vier Wochen sind ja auf der Strecke Wörth-Lauterbourg drei Monate lang keine Züge gefahren“, ist Vollmann Kummer mit der Bahn gewohnt. Grund war die Modernisierung der Signaltechnik. Die Busse, die die Züge ersetzen sollten, fuhren anfangs zeitweise gar nicht, erinnert sich Vollmann: „Dann kannten die Fahrer die Strecke nicht, haben ganze Orte einfach ausgelassen.“ Am Ende der drei Monate habe es mit dem Busersatzverkehr dann aber ganz gut geklappt.

Seit gut vier Wochen fahren jetzt die Züge wieder – allerdings nicht immer. „Es gab immer wieder mal Ausfälle wegen Personalmangels“, sagt Vollmann. Jetzt fehlen Züge, die noch fahrtüchtig sind. Und der Bus-Ersatzverkehr ist lückenhaft, sagt Vollmann: Zuweilen kommt der Bus einfach gar nicht.

Homeoffice keine Option

Vielen Pendlern bleibe dann nur noch das Taxi. „Ich kann mich auch mal abholen lassen, aber so drei bis vier Mal in der Woche bleibt mit nur noch das Taxi“, sagt Vollmann. Die Kosten muss er aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Homeoffice ist für ihn übrigens keine Option: Er arbeitet im Verkauf.

Vollmann ist beileibe kein Einzelfall, bestätigt „Taxi Max“ in Wörth. „Wir haben wegen der Zug- und Busausfälle fünf bis zehn Fahrten am Tag“, heißt es dort. Die Zahl der Fahrgäste sei aber deutlich höher, weil die wartenden Pendler sich oft zusammenschließen.

Bahn: Nichtssagende Textbausteine

Die Bahn antwortet auf eine Anfrage der RHEINPFALZ zu den Gründen für die aktuellen Zugausfälle mit nichtssagenden Textbausteinen: „Unser Ziel und Anspruch ist es, unseren Fahrgästen in Zügen und Bahnhöfen ein ansprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Leider kommt es bei den Fahrzeugen, die unter anderem auf der Regionalbahnlinie RB 52 fahren, derzeit zu einem hohen Schadstand. Wir bitten unsere Fahrgäste hierfür um Entschuldigung und versichern, dass unsere Kolleginnen mit Hochdruck an der Reparatur arbeiten, um schnellstmöglich wieder den regulären Fahrplan fahren zu können.“

„Züge dürften so alt sein wie ich“

Auf die Frage, ob möglicherweise die Züge einfach zu alt und abgenutzt sind, geht die Bahn nicht ein. Darauf hatte der Nahverkehrsexperte Werner Schreiner die RHEINPFALZ hingewiesen. „2012 wurden für die Strecke gebrauchte Züge aus ganz Deutschland zusammengekauft“, erinnert er sich. Und die seien jetzt wohl schlicht „am Ende“. Vollmann kommt aus Fahrgast-Sicht zum gleichen Schluss: „Die meisten Züge dürften so alt sein wie ich“, sagt der 44-Jährige.

Grund für den Kauf der gebrauchten Züge war wohl eine Auflage des Rechnungshofs, nachdem bei einer anderen Ausschreibung mit gebrauchten Zügen bis dahin gute Erfahrungen gemacht wurden. Diese Züge hätten eigentlich jetzt im Dezember durch Batterietriebzüge ersetzt werden sollen. Der Start wurde jedoch auf Dezember 2024 verschoben, unter anderem weil die Batterieladestationen in Landau und Pirmasens noch fehlen, so Schreiner.

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