Kreis Germersheim Wohnraum für Flüchtlinge gesucht

„Viele Gerüchte über das Unterbringen von Asylbewerbern und über die künftige Zahl an Flüchtlingen gehen im Moment durch das Dorf“, eröffnete Bürgermeister Uwe Schwind einen Bericht. Er nutzte die öffentliche Sitzung, um Gemeinderat und Zuhörer über das Thema Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde Jockgrim zu informieren.

„Niemand plant eine Containerunterkunft für 800 Asylbewerber im Bereich der Füllengruben, wie im Dorf erzählt wird. Die Lage ist trotzdem dramatisch genug“, so Schwind, er habe bisher in seiner Verwaltungstätigkeit nichts Vergleichbares erlebt. Sachlich schilderte er die Probleme, die wegen der Flüchtlingsströme zu bewältigen seien. Das größte Problem sei die Unterbringung der Menschen und ihre materielle Versorgung, erst dann könne die Integration angegangen werden. Als drastisches Beispiel für viele schlimme Einzelschicksale schilderte Schwind die erst kürzlich der Verbandsgemeinde zugewiesenen Brüder aus Syrien: zwei Minderjährige und ein Achtzehnjähriger, deren Eltern wohl im Krieg umgekommen seien. Noch wohnen die drei zusammen in einer Unterkunft, der jüngste, er ist 14 Jahre alt, soll aber in ein Jugendheim verlegt werden. „Am 17. September hatten wir 63 asylsuchende Personen in Jockgrim, die aus 14 verschiedenen Ländern kommen“, berichtete der Bürgermeister. Davon seien 28 Männer, 16 Frauen und der Rest Kinder. In der gesamten Verbandsgemeinde sind es 119 Menschen aus 18 Nationen. Rheinland-Pfalz bekommt von den Flüchtlingen, die in Deutschland ankommen, 4,8 Prozent zugewiesen. Davon der Kreis Germersheim 3,1 Prozent und die Verbandsgemeinde 13,4 Prozent wiederum vom Landkreis, der die Flüchtlinge verteile. „Das Problem ist, dass es keine Deckelung gibt, keine absoluten Zahlen, die irgendwann einmal erreicht sind. Solange Flüchtlinge kommen, werden sie verteilt“, brachte Schwind es auf den Punkt. „Deshalb ist das Finden von Wohnraum die wichtigste und akuteste Aufgabe“, betont er. Für 2015 hätte der Kreis noch bis zum Jahresende gut 40 weitere Personen für die Verbandsgemeinde hochgerechnet, die Prognose für 2016 liege darüber. Noch seien alle in dezentralen Wohnungen untergekommen, die Verbandsgemeinde habe noch Reserve für 30 bis 40 Neuankömmlinge. Der Wohnraum könnte bis zum Ende des ersten Quartals 2016 reichen. Wenn der freie Wohnungsmarkt keine Wohnungen mehr bringe, „werden wir zusätzlich zentrale Wohnmöglichkeiten brauchen!“ Deshalb suche die Verbandsgemeinde bereits nach Grundstücken für das Aufstellen von Wohncontainern. Bürgermeister Schwind ergänzte, dass Verwaltungsmitarbeiter ihre wöchentliche Stundenzahl aufstocken, um alle anfallenden Arbeiten rund um die Flüchtlinge bewältigen zu können. Wichtig sei auch die Arbeit des Beirats für Migration und Integration und der Paten, die die Flüchtlinge betreuen, und Hilfe im Alltag anbieten. (bic)

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