Kreis Germersheim Wochen-Spitzen:

In der Ortsgemeinderatsitzung in Kuhardt ging es um die energetische Sanierung der Rheinberghalle. Mit moderner Heiztechnik will die Gemeinde Energiekosten sparen. Da wollten die Ratsmitglieder schon genau wissen, wie das im Detail funktioniert. Einige hörten gut zu. Bei den Ausführungen des Werkleiters der Rülzheimer Verbandsgemeindewerke entging ihnen nicht, dass die Abgasführung der neuen Infrarotheizung ausgerechnet in Richtung Leimersheim geplant ist. Mit diesem süffisanten Planungsdetail dürfte der noch im Amt befindliche Rülzheimer Verbandsbürgermeister kein Problem haben. Es ist aber auch nicht wahrscheinlich, dass der Neue, der in Personalunion auch Bürgermeister der Gemeinde Leimersheim ist, etwas dagegen hat. Wer weiß das aber schon. Jedenfalls will der Rat, dass rasch saniert wird, wenn möglich noch vor der Amtsübergabe. „Zuerst hab´ ich gedacht, ich wär bei der falschen Veranstaltung.“ So reagierte Landrat Fritz Brechtel auf die ersten Worte der Festrede von Rülzheims Bürgermeister Reiner Hör bei der Einweihung des neuen Multifunktionszentrums. Dieser hatte so begonnen: „Gott schuf die Erde in sechs Tagen, am siebten ruhte er. Bei uns ist es nicht so schnell gegangen.“ Der Kreischef fuhr, an den katholischen Seelsorger, Michael Kolb, gewandt, fort: „Herr Parrer, wenn Se mol Unnerstützung brauchen, do sitzt änner.“ Nach dem offiziellen Teil der Einweihung des neuen Multifunktionszentrums in Rülzheim am vergangenen Freitag standen Führungen durch das neue Gebäude an. Da die Zahl der geladenen Gäste sehr zahlreich war, mussten die Gruppen aufgeteilt werden. Hierzu teilte die Feuerwehr kleine Kärtchen mit verschiedenen Symbolen aus: Hubschrauber, Kettensäge und ähnliches. Als erstes waren die Hubschrauber dran. Dies nahm Wehrleiter Manfred Leingang zum Anlass, dem neuen Verbandsbürgermeister und künftigen Oberbefehlshaber der Feuerwehr, Matthias Schardt gleich die nächsten Wünsche der Wehr zu offenbaren. „Matthias, des isch unser nägschdi Aschaffung. Mer stellen kä große Ansprüch, un wenn kä Drehleiter mehr, mer beschdellen jetzt en Hubschrauwer.“ Musikalisch gestaltet wurde die Einweihung vom Musikzug Rote Husaren, der als Auftakt schmissig und lautstark den Parademarsch der 18er Husaren zum Besten gab. Landrat Fritz Brechtel nahm in seinem Grußwort darauf Bezug und erklärte den Anwesenden, dass Musikern die Dynamik des jeweiligen Musikstücks mit Buchstaben wie „p“ für piano (leise), „f“ für forte (stark) oder „ff“ für fortissimo (sehr laut) angezeigt wird. Dazu erzählte er, früher selbst aktiver Roter Husar, eine Anekdote aus der Zeit, als der mittlerweile verstorbene Norbert Leingang noch Leiter des Musikzuges war. Bei einer Probe erklärte der seinen Musikern: „Männer, do steht ff vorne dra, des häßt: voll Stoff.“ Blitzenden Chrom, Heckflossen und schiere Motorleistung gab’s beim „Germersheim Circle City Cruise In“ auf dem Messplatz in verdichteter Form zu bestaunen. Dass auch Teilnehmer aus weiter entlegenen Regionen angereist kamen, spricht für die gute Werbung und noch bessere Kontakte der Veranstalter zur „Szene“. Nur der Fahrer eines hubraumstarken US-Fahrzeugs aus Bayern konnte sich mit dem am Eingang verlangten Beitrag von fünf Euro für sich samt Beifahrerin nicht anfreunden. Der Hinweis, dass er bereits 300 Kilometer zum Treffen zurückgelegt hatte, führte genauso wenig zu einer individuellen Gebührenbefreiung wie das Argument der Veranstalter, dass der Eintritt im Vorfeld auf Flyern, bei Pressemitteilungen und im Internet angekündigt worden war, zur erhofften Einsicht. Am Ende des „Gedankenaustauschs“ rollte der Chevrolet zwar auf das Veranstaltungsgelände, jedoch nur um umzudrehen, und davon zu brausen. Angesichts der weiten Anfahrt, des hohen „Grundumsatzes“ des Achtzylinders und der Benzinpreise wäre es auf diese fünf Euro auch nicht mehr angekommen. „Entschuldigung, sind Sie nicht Gregor Meyle?“ Die Bellheimerin will fast ihren Augen nicht trauen, als Sie den Musiker auf der Hauptstraße entdeckt. „Ich habe alle Folgen vom ’Tauschkonzert’ gesehen“, teilt sie ihm noch strahlend mit, bevor Meyles Aufmerksamkeit zu zwei Bellheimer Jungen wandert, die mit Zetteln und Stift bewaffnet auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen. „Bekommen wir ein Autogramm?“, rufen die beiden herüber, während ein Lastwagen nach dem anderen vorbeidonnert. „Klar“, ruft Meyle zurück. „Aber passt auf die Autos auf.“ Denn es ist Dienstagabend, kurz nach 17 Uhr, und auf der Bellheimer Hauptstraße ist um diese Zeit fast so viel los wie in New York City, das im Titel von Meyles aktueller CD „New York - Stintino“ zu Ehren kommt. Nach einiger Wartezeit haben es die Jungs dann aber doch geschafft und bekommen die gewünschten Autogramme, für die sie sozusagen meylenweit gehen mussten. Urteilt man nach ihren strahlenden Gesichtern, so hat sich der Weg aber in jedem Fall gelohnt. Bleibt zu hoffen, dass die baufällige Schneider-Halle, in der der Musiker Ende November auftritt, den Belastungen des Fanansturms ebenso gewachsen sein wird wie Meyle selbst. Ein schönes Wochenende

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