Jockgrim Wahlhelfer: Der Trend geht zur Briefwahl

Die Helfer im Briefwahllokal haben alle Hände voll zu tun.
Die Helfer im Briefwahllokal haben alle Hände voll zu tun.

Ohne Helfer und Helferinnen geht bei Wahlen nichts. Neben Mitarbeitern der Verwaltung und Parteimitgliedern sind auch viele Ehrenamtler dabei. Was sie motiviert.

Es ist ein Wahlsonntag wie aus dem Bilderbuch: Die Sonne scheint, die Stimmung ist gelöst und augenscheinlich schick gekleidete Menschen ziehen in Richtung des Jockgrimer Bürgerhauses. Sie schieben Kinderwagen vor sich her oder Verwandte in Rollstühlen, führen ihre Hunde an der Leine mit, schmieden Pläne, wie man den Sonntag nach dem Urnengang noch gestalten kann. Nur ein kleiner Aufreger ist das Afd-Plakat, das unweit des Wahllokals im Ziegeleimuseum in einer Vitrine klebt. „Das darf hier aber nicht so nah hängen“, wundert sich eine Spaziergängerin. Doch, das sei Privatgelände, erklärt ihre Begleitung und berichtet kurz vom immer wiederkehrenden Ärger, den ein einzelner, allseits bekannter Mitbürger in dem Ort auslöse. In den Wahllokalen selbst geht es am Vormittag noch entspannt zu. Laut Ortsbürgermeisterin und Gemeindewahlleiterin Sabine Baumann sind es in Jockgrim drei Urnen- und drei Briefwahllokale. Alles ist gut organisiert. Es gab im Vorfeld einen Aufruf, die Wahlhelfer wurden geschult.

Muster-Wahlzettel: Manchmal fällt es schwer, den Überblick zu behalten.
Muster-Wahlzettel: Manchmal fällt es schwer, den Überblick zu behalten.

Rund 100 Wahlhelfer in Jockgrim

Nun nehmen einige von ihnen die Wähler und Wählerinnen direkt an der Tür in Empfang, ein freundliches Schwätzchen, man kennt sich, man grüßt sich. „Soviel Papierkram!“ heißt es und: „Ich weiß noch gar nicht, wo ich das Kreuzchen machen soll.“ Die Helfer sind zur Stelle und begleiten souverän durch den gesamten Wahl-Prozess. Rund 100 Männer und Frauen sind in Jockgrim im Einsatz, wie Baumann sagt. Etwa die Hälfte davon ehrenamtlich. Manfred Reiß aus Jockgrim hilft bereits seit 1994 bei Wahlen mit. Was sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat? „Es werden immer mehr Briefwähler“, sagt Reiß. Nennenswerte Probleme habe es in Jockgrim noch bei keiner Wahl gegeben, sagt er nach kurzem Überlegen. Es sei ihm wichtig, sich zu engagieren. Für die Demokratie und die Gesellschaft, nennt er die Motivation, einen freien und sonnigen Sonntag im Wahllokal zu verbringen. Das hat er offenbar auch an seinen Sohn Philipp weiter gegeben. „Der Vorschlag, bei der Wahl zu helfen, kam von meinem Vater. Und das hat dann gut für mich gepasst“, sagt der 23-Jährige. Auch er findet es wichtig, sich zu engagieren, sagt er – und ist dann auch schon wieder beim nächsten Wähler, um beim Einwurf der bunten Zettel in den richtigen Urnenschlitz behilflich zu sein.

Rund 6000 Briefwähler

Es sind viele junge Leute in der Helferschar zu sehen, die während ihres Dienstes mit Getränken und Snacks versorgt werden. Langsam wird der Andrang im Bürgerhaus größer. Im Raum mit den Briefwahlunterlagen geht es gegen Mittag schon hoch her. Hunderte blass-orangene Umschläge stapeln sich. Listen werden abgehakt, es wird gezählt und sortiert. In der Verbandsgemeinde Jockgrim sind es etwa 6000 Briefe, die später ausgewertet werden müssen. Liegt einem Umschlag beispielsweise noch die Wahlschein bei, sei dieser ungültig, sagt Norbert Pirron, der als Leiter im Briefwahllokal fungiert. Die erste Helferschicht ist vorbei, bis zur gemeinsamen Auszählung am Abend ist nun frei. Bevor es in den Sonntag geht, muss der ein oder andere aber erst selbst noch zur Urne – bei Fragen oder Unklarheiten kann er sich ja jederzeit an die Kollegen wenden.

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