Wörth RHEINPFALZ-Podium: Drei Kandidaten stellen sich 400 Bürgern

Die Bürgermeisterkandidaten (v.r.) Steffen Weiß, Peter Pfaff und Dennis Nitsche stellten sich den Fragen von Nicole Tauer und Jö
Die Bürgermeisterkandidaten (v.r.) Steffen Weiß, Peter Pfaff und Dennis Nitsche stellten sich den Fragen von Nicole Tauer und Jörg Petri sowie des Publikums.

Bezahlbarer Wohnraum, Parkplätze, Ganzjahresbad und Grünanlagen: Bei der Diskussion vor der Bürgermeisterwahl gab es einen munteren Schlagabtausch.

Binnen 30 Minuten waren am Donnerstagabend fast alle 400 Stühle vor der Bühne in der Festhalle belegt. Anfangs standen die Bürgerinnen und Bürger noch beisammen und plauderten, teilweise auch mit den drei Bürgermeister-Kandidaten, Dennis Nitsche (SPD), Peter Pfaff (CDU) und Steffen Weiß (FWG).

„Einer der Kandidaten wird in den kommenden acht Jahren maßgeblich die Geschicke der Stadt Wörth lenken. In Zeiten, in denen sich kaum noch Kandidaten für politische Ämter finden lassen, ist das bemerkenswert.“ Mit diesen Worten leitete Birgit Schwarz, Chefin vom Dienst und Mitglied der RHEINPFALZ-Chefredaktion, die Podiumsdiskussion ein.

Fast 400 Bürgerinnen und Bürger kamen in die Festhalle, um sich von den drei Bürgermeisterkandidaten ein Bild zu machen.
Fast 400 Bürgerinnen und Bürger kamen in die Festhalle, um sich von den drei Bürgermeisterkandidaten ein Bild zu machen.

Nacheinander stellten die Moderatoren, die Leiterin der Lokalredaktion Germersheim-Wörth, Nicole Tauer, und Redakteur Jörg Petri, die Kandidaten kurz vor: zunächst Amtsinhaber Nitsche (45, promovierter Politologe, verheirateter Vater von zwei Kindern), Pfaff (55, Stadtratsmitglied, Betriebswirt, Gebietsverkaufsleiter der SFA-Gruppe, Vater von zwei erwachsenen Kindern) und Weiß (50, Stadtratsmitglied, Sicherheitsfachwirt, Abteilungsleiter beim Karlsruher Institut für Technologie, KIT, Vater von drei erwachsenen Kindern).

Für bezahlbaren Wohnraum

In drei Frageblöcken ging es zunächst um die großen Wörther Themen: Auf dem Schauffele-Gelände soll ein Sport- und Freizeitpark entstehen, unter anderem mit Sportanlagen, die noch auf dem Dorschberg angesiedelt sind, wo dann Wohnungen entstehen sollen. Es entspann sich ein munterer Schlagabtausch zum Für und Wider des Projekts. Nitsche befürwortet es ohne Wenn und Aber, zumal vom Stadtrat so beschlossen. Für Pfaff ist auch wegen der hohen Kosten und offener Fragen das letzte Wort noch nicht gesprochen. Weiß ist prinzipiell dafür, plädiert aber für ein schrittweises Vorgehen. Für bezahlbaren Wohnraum sind alle drei Kandidaten. Allerdings können sich Weiß und Pfaff, die eine zu hohe Verkehrsbelastung und eine Überforderung der Infrastruktur befürchten, auch andere Standorte als den Dorschberg vorstellen. Mehrere kleinere Flächen gebe es noch in der Stadt.

Birgit Schwarz (li.), Mitglied der RHEINPFALZ-Chefredaktion, begrüßte Teilnehmer und Gäste der Podiumsdiskussion.
Birgit Schwarz (li.), Mitglied der RHEINPFALZ-Chefredaktion, begrüßte Teilnehmer und Gäste der Podiumsdiskussion.

Auch beim Thema Ganzjahresbad, also Integration des abzureißenden Hallenbads in den Badepark, gingen die Meinungen der Drei auseinander. Bei einer repräsentativen Meinungsumfrage im Auftrag der RHEINPFALZ hatten sich 68 Prozent der Bürger dafür ausgesprochen. Pfaff sprach von 40 Millionen Euro Kosten für das Projekt. Zu viel, weil der Schuldendienst der Stadt in den nächsten Jahren jeglichen Finanzspielraum rauben würde. Er plädierte für eine Hallenbadsanierung, forderte eine Bürgerbefragung. Weiß will die Baggerseen herrichten lassen und sprach sich für ein Lehrschwimmbecken aus, wobei er den Kreis in der Pflicht sieht. Außerdem sollte der Zugang von der S-Bahn-Haltestelle zum Badepark verbessert werden. Auf die Frage, wann er mit der Eröffnung des Ganzjahresbades rechnet, sollte es gebaut werden, antwortete Weiß unter dem Gelächter der Zuschauer: „Ich sage mal zwei Jahre vor der zweiten Rheinbrücke.“ Nitsche, der die Summe von 40 Millionen in Abrede stellte, sagte, dass nicht nur das Hallenbad, sondern auch der Badepark saniert werden müsste. Die Zusammenlegung und Verkleinerung des Badeparks empfehle sich schon allein deshalb, weil es immer schwieriger werde, Personal zu finden.

Anreize für Ärzte

Beim dritten Themenblock, ärztliche Versorgung der Bürger, waren sich die drei Kandidaten einig, dass diese gesichert sein muss. Nur über die Art und Weise gehen die Meinungen auseinander: Weiß sieht Wörth noch gut aufgestellt. Er will trotzdem mit jungen Medizinern sprechen und Anreize für diese schaffen. Nitsche will, dass die Stadt ein medizinisches Versorgungszentrum schafft mit angestellten Ärzten, weil viele junge Mediziner keine eigene Praxis mehr betreiben wollten. Pfaff setzt unter anderem auf eine Lösung mit den Südpfalz-Docs, einem Zusammenschluss junger Hausärzte, und auf mehr Medizinstudenten, die man mit einem Stipendium unterstützen könnte.

Peter Pfaff (CDU)
Peter Pfaff (CDU)

Aufgelockert wurden die Themenblöcke durch Schnellfragerunden. Demnach will Nitsche in einer möglichen zweiten Amtszeit Stadtratsbeschlüsse besser kommunizieren. Weiß, ein Freund sozialer Medien, will die Kommunikation der Stadt ebenfalls auf ein anderes Niveau heben. Nach seinem Lieblingsfußballclub gefragt – FCK oder KSC? – antwortete Pfaff: „Schalke“. „Ich glaube, Sie haben jetzt einen möglichen Wähler verloren“, sagte der FCK-Fan und Wörther Petri zur Erheiterung des Publikums.

Zum Abschluss wurden den Kandidaten vom Moderatoren-Duo Fragen gestellt, welche zuvor die Gäste auf bereitliegende Kärtchen geschrieben hatten. So wurde etwa Kritik am Zustand der Grünanlagen der Stadt geübt. Während Pfaff und Weiß sich dieser Kritik anschlossen und Besserung anmahnten, verwies Nitsche darauf, dass die Pflege aufgrund eines Stadtratsbeschlusses auf ein Minimum reduziert wurde, um Kosten zu sparen. Hintergrund sei die schwerste Finanzkrise der Stadt in den vergangenen Jahren gewesen.

Baubeginn im Herbst

„Wie sehen Sie die Zukunft des Bürgerparks und wann wird das Café fertig?“ Laut Nitsche wurde Wörths größte Grünfläche mit dem neuen Spielplatz aufgewertet. Die Wohnbau werde das Café finanzieren und bauen; im Etat stünden 450.000 Euro. Im Herbst 2024 soll Baubeginn sein. Pfaff ist überzeugt, dass der Bürgerpark auch ein schöner Veranstaltungsort ist, und optimistisch, dass sich für das Café ein Betreiber findet. Weiß fordert barrierefreie öffentliche Toiletten für den Park, die sich vom Café aus besser überwachen ließen.

Dennis Nitsche (SPD)
Dennis Nitsche (SPD)

Zum Thema Integration von Migranten waren sich die drei Kandidaten einig, dass dies ein herausforderndes Thema ist und die Neubürger unterstützt werden müssen, wobei es unter anderem über Arbeitsplatz, Vereine und Schulen schon zahlreiche Hilfsangebote gibt. Dies gelte in ähnlicher Weise für die Jugend, die, um sich zu entfalten, Platz brauche, wo sie niemand stört. So wurde die Verlagerung und Ausweitung des Jugendtreffs nach Maximiliansau angeregt und für gut befunden.

Steffen Weiß (FWG)
Steffen Weiß (FWG)

Zum Abschluss forderte Tauer das Publikum auf, wählen zu gehen und andere, die noch unentschlossen sind, zu motivieren, mitzugehen, „sonst darf man sich hinterher nicht beschweren“.

Die Resonanz aus dem Publikum fiel überwiegend positiv aus. „Es war eine gute Veranstaltung. Es haben sich alle gut geschlagen“, sagte Elisabeth Kempf. Sie habe sich allerdings für noch keinen Kandidaten entschieden. „Ich muss das Ganze erst noch verdauen.“ Petra Fleisch bemängelte die Akustik und dass das Publikum seine Fragen nicht direkt stellen konnte. Sie sei mit einer Präferenz für einen Kandidaten gekommen, die nun ins Wanken geraten sei. Michael Hof sprach von einer kurzweiligen, lockeren Veranstaltung und dass er in seiner Meinung für den von ihm favorisierten Kandidaten bestätigt worden ist. Klaus Schweickert hat sich nach eigenen Angaben einen Überblick verschafft. Er habe zu Beginn einen anderen Favoriten gehabt. „Ich lass das Ganze nochmal auf mich wirken.“ Dann wolle er per Briefwahl abstimmen.

Der Bürgermeisterwahl-Sonntag ist am 12. November.

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