Kreis Germersheim Neues Gymnasium in Rheinzabern geplant

An der IGS Rheinzabern wäre Platz für die 5. und 6. Klassen eines neuen Gymnasiums.
An der IGS Rheinzabern wäre Platz für die 5. und 6. Klassen eines neuen Gymnasiums.

Die Babyboomer sind schuld: Weil sie viele Enkel haben, steigen die Schülerzahlen im Kreis Germersheim. Um dem Ansturm gerecht zu werden, hat die Kreisverwaltung einen Plan.

„Das sind die Enkel der Babyboomer“, erklärt Anja Reinermann-Matatko, warum die Schülerzahlen nach jahrelangen Flauten wieder steigen. Die Fachfrau arbeitet im Auftrag der Kreisverwaltung Germersheim am neuen Schulentwicklungsplan. Der wurde jetzt statt nach den üblichen fünf Jahren bereits nach drei Jahren neu erstellt. Der Grund: Die Zahl der Menschen im Kreis wächst seit mehreren Jahren kontinuierlich, besonders übrigens in der Verbandsgemeinde Kandel.

Ansturm aufs Europa-Gymnasium

Diese Entwicklung wird schon bald auf die Schulen durchschlagen, so der erste Kreisbeigeordnete Christoph Buttweiler (CDU). Betroffen ist vor allem das Europa-Gymnasium in Wörth. Das ist 6-zügig ausgelegt, hat aber schon 2024/25 voraussichtlich 8 Eingangsklassen. Die Prognose für die Folgejahre bis 2032 sind 9 Eingangsklassen. Nur 2026 sollen es noch einmal 8 5. Klassen sein, 2031 werden im Schulentwicklungsplan für das Europa-Gymnasium sogar 10 Eingangsklassen erwartet.

Im Kreis Germersheim soll eine ganze Schule neu an den Start gehen.
Kommentar

Neues Gymnasium: Mehr Schüler, mehr Schulen

Platz für den Sportunterricht.
Platz für den Sportunterricht.

Weitaus weniger dynamisch soll die Entwicklung am Goethe-Gymnasium Germersheim verlaufen: dort sollen laut Prognose künftig statt 6 auch 7 Eingangsklassen möglich sein. Für die Berufsbildende Schule werden gleichbleibende Schülerzahlen erwartet.

Eng wird es auch an Gesamtschulen

Eng wird es an der IGS Rülzheim und der Carl-Benz-Schule Wörth, wenn nichts geschieht. Die Prognose kommt zu dem Ergebnis, dass sie deutlich über der Höchstgröße von 4 5. Klassen liegen werden, und zwar um mindestens 2 Züge zu viel. Auch die IGS und die Realschule plus in Kandel werden perspektivisch zu viele Anmeldungen erhalten. Das gleiche gilt im Nordkreis nur für die Realschule plus Weizsäcker in Germersheim.

Zuständig für den Schulentwicklungsplan: Der Kreisbeigeordnete Christoph Buttweiler (CDU).
Zuständig für den Schulentwicklungsplan: Der Kreisbeigeordnete Christoph Buttweiler (CDU).

Eher undramatisch sind die erwarteten Zahlen für die Realschule plus Bellheim, die Geschwister-Scholl-Schule Germersheim und die Schwerpunktschulen Lingenfeld-Lustadt: sie sind 2-zügig, die Prognose geht von 2 bis 3 Zügen aus. Ähnliches gilt für die IGS Rheinzabern: sie hat bisher 3 Eingangsklassen, künftig können es auch 4 sein.

Drei Empfehlungen

Aus diesen Prognosen leitet Buttweiler drei Empfehlungen ab:

– im südlichen Landkreis bestehe „zeitnah dringender Handlungsbedarf“;

– im nördlichen Landkreis sei der Handlungsbedarf geringer, die Entwicklung müsse aber weiter beobachtet werden;

– je nach Entwicklung könne es auch einen Aufnahmestopp für Schüler beispielsweise aus dem Kreis Südliche Weinstraße oder aus Karlsruhe geben.

Die Lösung

Die Lösung für die Probleme im südlichen Landkreis verortet Buttweiler in Rheinzabern. Dort soll ein neues, ein drittes Gymnasium im Kreis Germersheim gegründet werden. Rheinzabern deshalb, weil an der dortigen IGS genügend Klassenzimmer frei sind, um dort ab dem im Herbst beginnenden Schuljahr 2024/25 die 5. und 6. Klassen des 3-zügig geplanten Gymnasiums zu unterrichten. Und es ist an der Schule auch genug Platz für den fälligen Neubau. Der soll 2030 fertig sein, bis dahin müssten ab 2027/28 Klassenraum-Container genutzt werden.

Das Foyer der IGS Rheinzabern während einer Lesung.
Das Foyer der IGS Rheinzabern während einer Lesung.

Der Prognose des Schulentwicklungsplans zufolge würden mit der Gründung des Gymnasiums alle Probleme im Südkreis gelöst: Nicht nur das Europa-Gymnasium käme dann weiter mit 6 Zügen aus. Auch die Realschule plus Kandel sowie die IGS Rülzheim, Wörth und Kandel müssten gegenüber heute keine zusätzlichen Eingangsklassen verkraften.

Kosten: Grob geschätzt 25 Millionen Euro

Die Kosten für den Neubau in Rheinzabern seien derzeit nur „ganz grob“ abschätzbar, betonte Landrat Fritz Brechtel (CDU) und sprach von 25 Millionen Euro. Davon würde das Land schätzungsweise 8 Millionen Euro zuschießen. Der Fahrplan, den die Kreisverwaltung aufgestellt hat, sieht einen Grundsatzbeschluss des Kreistages am 18. März vor. „Wenn wir nicht schnell handeln, verlieren wir ein ganzes Jahr“, begründet Brechtel die Eile.

Die Entscheidung wird laut Buttweiler seit 6 bis 8 Monaten von der Kreisverwaltung vorbereitet. Sie ist mit den Landesbehörden abgestimmt. Ralf Schaubhut von der Schulbehörde bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion sagte, dass entlang der Rheinschiene mit weiteren Neugründungen von Schulen zu rechnen sei. „Der Kreis Germersheim hat immer alle Wachstumsprognosen nach oben übertroffen“, merkte Brechtel dazu an.

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