Kandel Martinipreis: Auszeichnung für „Mister Europa“ Martin Schulz

Ehemalige SPD-Vorsitzende unter sich: Kurt Beck gratuliert Martin Schulz.
Ehemalige SPD-Vorsitzende unter sich: Kurt Beck gratuliert Martin Schulz.

Die SPD Südpfalz hat den Martinipreis an den ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz verliehen. Er habe Europa ein Gesicht gegeben, sagte die Laudatorin.

Nicht nur der Martinipreis 2023 wurde am Sonntag dem SPD-Politiker Martin Schulz verliehen: Er sah sich selbst auch geadelt durch eine Aussage seiner früheren Bundestagskollegin Isabel Mackensen-Geis. Obwohl Schulz nicht aus Rheinland-Pfalz komme, sei er doch stets „nah bei de Leut“. Und das in all seinen Ämtern, vom Bürgermeister in Würselen bis hin zum Präsidenten des Europäischen Parlaments. Darüber freute sich Martin Schulz herzlich, wertete dies gewissermaßen als Ritterschlag und möchte sich ab sofort als Ehrenmitglied der südpfälzischen SPD fühlen. „Das war wohl das höchste Lob seit 20 Jahren“, befand Schulz.

In der gut besetzten Bienwaldhalle hatte man ihn zuvor als „Mister Europa“ gewürdigt und seine Verdienste um die Wahrung der Menschenrechte und die Sicherung der Demokratie in Europa hervorgehoben. Isabel Mackensen-Geis sprach in ihrer Laudatio auf den Martini-Preisträger von einem „nahbaren“ Politiker, der bodenständig und geerdet geblieben sei. Martin Schulz habe Europa ein Gesicht gegeben und dafür gesorgt, dass die großen Probleme im europäischen Haus immer wieder gelöst werden konnten. Es gebe zu allem Alternativen, sagte sie, auch zu Europa. Aber die hießen: kein Europa.

Den Martinipreis im Jahr der Europawahl hat Martin Schulz (2. v. l.) bekommen. Unser Foto zeigt Schulz und seine Laudatorin Isab
Den Martinipreis im Jahr der Europawahl hat Martin Schulz (2. v. l.) bekommen. Unser Foto zeigt Schulz und seine Laudatorin Isabel Mackensen-Geis, eingerahmt von den Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Südpfalz Jennifer Braun (links) und Mario Daum (rechts). Die Radierung mit Gans-Motiv stammt von dem Kandeler Künstler Armin Hott.

Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Neustadt-Speyer würdigte auch die Verdienste von Martin Schulz als Kanzlerkandidat und seine Arbeit als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Martin Schulz nahm die positive Stimmung in der Halle, wo die vom SPD-Gemeindeverband Kandel bereitgestellten Tische und Stühle zunächst nicht ausreichten, auf und sprach davon, dass es ihn besonders stolz gemacht habe, sowohl als SPD-Vorsitzender als auch als Stiftungsvorsitzender in der Nachfolge von Kurt Beck zu stehen. „Du bist das, was man sich unter einem Sozialdemokraten vorstellt“, so Schulz an die Adresse von Kurt Beck gewandt.

Die Entscheidung für Schulz fiel schnell

Schulz, von 1994 bis 2017 Mitglied des Europaparlaments und ab 2014 dessen Präsident, nannte als ein Beispiel für die Zusammenarbeit in Europa die Formulierung der Grundrechte-Charta, die den Artikel 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar sei, wörtlich übernahm. Das sei die Spitze der Verfassung und Grundlage aller demokratischen Entscheidungen, so Schulz. Er erinnerte an die europäische Geschichte im vergangenen Jahrhundert und sprach vom großen Glück der Menschen, die in ihrem Leben keinen Krieg hätten erleben müssen. Und wer immer wieder die überbordende Brüsseler Bürokratie beklage, der müsse auch berücksichtigen, was auf der Ebene von Kommunen, Ländern und dem Bund etwa in Deutschland alles zu beachten sei.

Lobende Worte fand er für alle, die sich für die demokratischen Parteien engagieren. Er selbst fühle sich „glücklich und dankbar“ ,auch für die Ehrung mit dem Martinipreis, den die Südpfalz-SPD seit 1988 an Menschen vergebe, die sich vorbildlich in Politik und Gesellschaft engagieren. Mario Daum, Co-Vorsitzender des SPD-Unterbezirks, hatte in seiner Begrüßung eingeräumt, dass man im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament gleich auf Martin Schulz gekommen sei. Nach der ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf, die den Preis 2022 für ihre unerschrockene Kriegsberichterstattung erhalten hatte, sei „Mister Europa“ in diesem Jahr der ideale Preisträger, so Daum. Martin Schulz habe sich stets durch eine „klare Kante gegen Spalter gezeigt und allen die Stirn geboten, die Hass verbreiten“. Seine Co-Vorsitzende Jennifer Braun moderierte zum Ende der Veranstaltung eine Talkrunde mit Martin Schulz und Kurt Beck zu aktuellen politischen Themen. Die Musik lieferte die Jazz-Combo und Big Band des Alfred-Grosser-Schulzentrums aus Bad Bergzabern.

x