Kreis Germersheim Kinderbetreuung: Eltern müssen gefragt werden

Kinder unter 14 Jahren haben das Recht auf Förderung in einer Tageseinrichtung nach ihrem individuellen Bedarf.
Kinder unter 14 Jahren haben das Recht auf Förderung in einer Tageseinrichtung nach ihrem individuellen Bedarf.

Wer entscheidet, was Familien brauchen? Mit dieser Frage kritisiert der Kreiselternausschuss (KEA) die Bedarfsplanung für Kita-Kinder und Schüler. Die Eltern müssen regelmäßig gehört werden, fordert der KEA.

Der Kreiselternausschuss (KEA) fordert schon länger vom Kreisjugendamt eine jährliche Elternbefragung, um die Bedürfnisse der Familien bei der Kinderbetreuung angemessen zu berücksichtigen. Sowohl in Kitas als auch in Grundschulen finde die Bedarfsplanung „ausschließlich basierend auf den vor Ort vorhandenen Möglichkeiten, jedoch ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse der Familien statt“, lautet der Vorwurf. Diesen sieht der KEA in dem Fall einer alleinerziehenden zweifachen Mutter aus Hatzenbühl bestätigt. Die berufstätige Frau kommt in die Bredouille, weil Ganztagsschüler freitagmittags nicht betreut werden.

„Ab acht Kindern würde das Land einen Zuschuss für das kostenpflichtige Angebot zahlen, allerdings wird die Ortsgemeinde mit Blick auf den Geldbeutel erst bei zwölf Anmeldungen tätig“, schreibt Julia Stock, Vorsitzende des KEA, in einer Stellungnahme zu unserem Bericht. Eine genaue Bedarfsermittlung sei essenziell, aber die Verbandsgemeinde Jockgrim lehne eine Befragung der Eltern ab. Stattdessen sollen sich Familien mit ähnlichem Bedarf eigenständig formieren und selbst an den Träger herantreten. „Das Prinzip Hoffnung und das Arbeitsmittel Glaskugel scheinen bewährte Instrumente bei der Bedarfsplanung zu sein“, so Stock. Im Landkreis Südliche Weinstraße sei die jährliche Elternabfrage schon Standard.

Kinder unter 14 Jahren haben das Recht auf Förderung in einer Tageseinrichtung nach ihrem individuellen Bedarf. Ab 2026 stehen Grundschülern mindestens acht Stunden täglich an allen fünf Werktagen zu. Der Hort sei die familienfreundlichste und individuellste Betreuungsform für Schüler, sagt Stock. Denn hier könnten Kinder das Betreuungsangebot während der Schul- und Ferienzeiten jeden Tag individuell nach ihrem tatsächlichen Bedarf nutzen. „Das Rundum-Sorglos-Paket bietet der Hort sowohl durch die flexiblen Betreuungszeiten als auch aufgrund der Betreuung durch pädagogische Fachkräfte“, so Julia Stock. Eine Online-Umfrage des KEA mit über 300 Teilnehmern habe gezeigt, dass der Bedarf an Hortplätzen zu einem Großteil nicht gedeckt wurde.

Im Hinblick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung für Schüler ab 2026 sei „ein rechtzeitiges und bedarfsgerechtes Aufstocken der Hortplätze notwendig“. Die Horte in Westheim und Minfeld seien „der schlechten Bedarfsplanung zum Opfer gefallen und geschlossen worden“. Ortsgemeinden, die frühzeitig mit dem Ausbau beginnen, könnten von der finanziellen Förderung durch Bund und Land profitieren, meint die KEA-Vorsitzende. Und die Familien müssten am Ende nicht die Zeche zahlen.

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