Kreis Germersheim Es funkte beim Milch holen

Herbert und Hildegard Vollmer kennen sich seit der Schulzeit. Vor 60 Jahren heiratete das Paar in der Kandeler St. Georgskirche. Eine

Hildegard musste nämlich jeden Abend von Mittelkandel zu den Vollmers laufen, die in Oberkandel eine Landwirtschaft betrieben. Dort holte sie frische Milch für den Hausgebrauch. Der junge Herbert begleitete die freundliche Hildegard regelmäßig ein Stückchen auf ihrem Heimweg. Heute sind sie beide glücklich darüber, dass aus diesen kurzen Spaziergängen ein gemeinsamer Lebensweg wurde.

Nach der Hochzeit lebte das Paar zunächst einige Jahre in Kandel. Erst bei Herberts Patentante und dann in einer Betriebswohnung der Baufirma, bei der Herbert auch als Maurer tätig war. Auch Hildegard arbeitete und besserte so das Familieneinkommen auf.

In Kandel sind auch die drei Kinder des Ehepaares geboren: Tochter Michaela 1955, die Söhne Herbert und Josef 1957 und 1959.

Später zog die Familie nach Karlsruhe, weil der Vater, der inzwischen seine Maurerpolierprüfung abgelegt hatte, dort Arbeit fand. Hildegard arbeitete als Reinmachfrau in einer Schule. Gern erinnert sich Herbert Vollmer daran, dass er sich damals zusammen mit den Söhnen die Heimspiele des KSC ansah.

Nachdem sie sich auf dem elterlichen Grundstück in der Saarstraße ein eigenes Haus gebaut hatten, kamen die Vollmers 1970 nach Kandel zurück. Herbert Vollmer wechselte nochmals seinen Arbeitgeber und war bis zur Rente bei den amerikanischen Streitkräften beschäftigt. Hildegard Vollmer arbeitete fortan im Kreiskrankenhaus.

Sehr aktiv waren Herbert und Hildegard Vollmer auch außerhalb ihrer Arbeitszeit. Hildegard sang im Kirchenchor und engagierte sich in der katholischen Frauengemeinschaft. Vielen dort unvergessen sind bis heute ihre Auftritte beim Pfarrfasching. Herbert, der schon in Kandel beim Roten Kreuz mitgearbeitet hatte, bildete sich in Karlsruhe weiter, so dass er ehrenamtlich Unterricht in Erster Hilfe und Krankenpflege geben konnte.

Als Betriebsrat bei seiner ersten Firma und Personalrat bei den Amerikanern engagierte er sich für seine Kollegen. Seine große Leidenschaft aber war der Obst- und Gartenbauverein, zu dessen Ehrenvorsitzender er ernannt wurde, nachdem er jeweils zehn Jahre Geschäftsführer und Vorsitzender gewesen. In der katholischen Pfarrgemeinde gehörte er zwölf Jahre dem Verwaltungsrat an und ist heute im 27. Jahr Mitglied des Pfarrgemeinderates.

Wenn die Eheleute heute zurückblicken, erinnern sie sich gerne an die vielen Urlaube, die sie gemeinsam im St. Annahaus in Griesbach-Peterstal verbracht haben. Und an die vielen Fahrten, zusammen mit den Freunden vom Obst- und Gartenbauverein.

Aber es gibt auch Erinnerungen an schwere Zeiten: Mit 17 starb der älteste Sohn bei einem Verkehrsunfall. Auch Hildegard Vollmers Krankheit, in deren Folge sie einen Fuß verlor und seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist, war ein schwerer Einschnitt. Ebenso Herbert Vollmers Herzleiden, wegen dem er vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden musste.

Aber dennoch ist das Ehepaar zufrieden. Sie freuen sich darüber, zusammen alt geworden zu sein und hoffen, noch einige Jahre gemeinsam verbringen zu können und von weiteren Krankheiten verschont zu bleiben.

Langweilig wird es ihnen bestimmt nicht werden: Herbert werkelt noch immer gern im Garten und Hildegard liest gerne. Zum Beispiel jeden Tag in der Heiligenlegende die Lebensbeschreibung des Tagesheiligen. Und es gibt ja noch die Kinder und Schwiegerkinder, die vier Enkeltöchter und den kleinen Urenkel. Sie alle werden zur kleinen Feier der diamantenen Hochzeit kommen. (wm)

x