Kreis Germersheim Ein Plan ins Blaue

Für Revierförster Florian Korff war der Gang in den Ortsgemeinderat Lustadt ein schwerer: Eigentlich wollte er die Ratsmitglieder über den Forsthaushalt 2019, über den geplanten Holzeinschlag, anstehende Arbeiten und das kalkulierte Jahres-Ergebnis informieren. Daraus wurde aber nichts. Grund: Wegen der Folgen der Dürre mit Mistel-, Engerling- und Borkenkäferbefall könne er keine verlässlichen Aussagen fürs kommende Jahr treffen.

„Für mich ist das die schwierigste Haushaltsvorstellung, die ich bisher gehabt habe, weil alles, was ich geplant habe, sich in Luft aufgelöst hat“, betonte Korff. Die Zahlen betreffend, stehe er „vor einem riesengroßen Fragezeichen“. „Um es positiv zu sagen: Wir bewegen uns auf ein sehr spannendes Jahr 2019 zu“, so Korff. Geplant war ein Holzeinschlag von 2800 Festmetern für 2019: „Es kann aber sein, dass es das Dreifache wird“, umriss er das Dilemma. Und konkretisierte: „Ich muss Ihnen jetzt einen Plan vorstellen, obwohl ich nicht weiß, welche Holzmenge anfällt und zu welchem Preis wir das Holz verkaufen können.“ Dafür sei „eine Mischung verschiedener Faktoren“ verantwortlich: das extrem trockene Jahr 2018 sowie Mistel-, Engerling- und Borkenkäfer-Befall. Viele Kiefern seien dürr. Und es gebe „Riesenprobleme mit der Fichte“, weil der Borkenkäfer die Bestände auffresse und der Nadelholzmarkt mit Fichte überschwemmt werde: „Glücklicherweise kann die Fichte die Kiefer nicht komplett ersetzen.“ Ebenfalls nicht einschätzen könne er die Ausgaben: „Angenommen, es fallen große Flächen Kiefer aus, steigen auch die Kosten für die Waldbegründung“, sagte Korff. Offen seien ebenso die Kosten für die Verkehrssicherung und den Schutz gegen Wild. Derzeit sei er immer noch dabei, „das komplette Revier abzulaufen“, um Schäden festzustellen. Sein Ziel: Ende Januar die Ausschreibung für die Holzernte machen zu können. Ortsbürgermeister Volker Hardardt (FWG) war überzeugt, dass sich nicht jeder getraut hätte, den Sachverhalt so realistisch darzustellen. „Auch wenn wir in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung waren, haben wir immer einen Konsens gefunden, mit dem wir beide leben konnten“, so Hardardt. Der anschließend vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Haushalt 2019 (wir berichteten) umfasst auch die Forstwirtschaft – mit einem eingeplanten Defizit von 30.000 Euro. Neu: Ab 2019 wird Stamm- und Industrieholz über Vermarktungsorganisationen verkauft. Damit das Brennholz für Selbstwerber über Kommune und Förster abgegeben werden darf, war ein formaler Beschluss nötig, den der Rat einstimmig fasste. Was Brennholz kostet, darüber sollen sich Ortsbürgermeister und Förster abstimmen.

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