Kreis Germersheim Dem Handwerk fehlen die guten Gesellen

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Minderslachen. Es ist die Personalsituation, die vor allem das Handwerk, aber auch andere kleine und mittelständische Unternehmen, drückt. Das erfuhr Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) beim Erfahrungsaustausch mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Minderslachen. Gute Gesellen und erst recht potenzielle Nachfolger seien nur schwer zu finden.

Lemke machte dafür auch ein Imageproblem aus. Die duale Ausbildung habe vor allem im handwerklichen Bereich gegenüber der akademischen Bildung verloren. Die gesellschaftliche Anerkennung beider Abschlüsse als gleichwertig müsse wieder erreicht werden. Von Unternehmerseite ging der Vorwurf an die Schulen, deren Lehrer zu wenig oder gar kein Interesse hätten, mit Ausbildungsbetrieben zusammenzuarbeiten und Schüler und Eltern über Berufe detailliert zu informieren. Einerseits referierte beim Elternabend ein gelernter Maler über seinen Beruf, obwohl er seit 25 Jahren bei Daimler im Lastwagenwerk arbeite. Andererseits lehnten Lehrer Informationsfahrten zu Handwerksbetrieben ab, „weil sie morgens Unterricht und nachmittags keine Zeit haben“, so Malermeister Martin Eichhorn aus Landau. Gleichzeitig habe das Handwerk selbst in den letzten Jahren versäumt, etwas fürs Image zu tun. Ulrich Teichmann, Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Südliche Weinstraße und Konrektor der Realschule plus Bad Bergzabern, widersprach zögerlich. Sicherlich gebe es Versäumnisse der Schulen. Das Hauptproblem sei allerdings die Generation Hotel Mama, der die Schule ohne Chance gegenüberstehe. „Was soll ein Lehrer machen, wenn die Mutter um 10 Uhr anruft, dass sie den Sohn aus dem Praktikum in der Großküche abholt, weil er nach zwei Stunden nicht mehr stehen kann?“ Michael Gaudier, Unternehmer aus Kandel, stellte eine „fatale Interessenlosigkeit“ bei Jugendlichen am Berufsinformationstag fest – weil die von ihren Lehrern „null auf die Begegnung mit dem Betrieb vorbereitet waren“. Lemke sagte Unterstützung zu, Handwerk und Schule näher zusammenzubringen. Es sei notwendig, vor allem Eltern zu vermitteln, dass Bildung und Ausbildung nicht mit der Gesellenprüfung enden müssen. Wichtig sei das auch für Tausende Nachfolgeregelungen, die in den nächsten zehn Jahren anstehen. Das sei nur mit gut ausgebildeten Nachfolgern erfolgversprechend, sagte die Wirtschaftsministerin. Michael Knoll, Obermeister der Glaserinnung Südpfalz, verwies darauf, dass Handwerk oft als Sprungbrett für Studium und eine akademische Karriere genutzt werde. „Diese Spitzenkräfte sind weg. Was fehlt, ist der solide Mittelbau darunter.“ (tom)

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