Kreis Germersheim Beim Kerwetanz kam man sich näher

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Den Wein für ihre Hochzeitsfeier bekam die heute 81-jährige Irma Faust von einem Weingut in Flemlingen geschenkt. Sie hatte dort jahrelang bei der Weinlese geholfen. Das war vor nunmehr 60 Jahren und zusammen mit ihrem 84-jährigen Mann Edmund Faust feiert sie heute in Hatzenbühl das Fest der Diamantenen Hochzeit.

Warum es gerade der 2. Januar sein musste, wissen heute beide nicht mehr so genau. „Es war halt so geplant“, sagen sie. Man ging an einem Mittwoch zum Standesamt im Gemeindehaus und am Donnerstag fanden die kirchliche Trauung und auch die Hochzeitsfeier statt, weil es damals nicht üblich war, in den Sonntag hinein zu feiern. Im Elternhaus der Braut in der Luitpoldstraße wurden dafür Zimmer ausgeräumt. Der damalige Lamm-Wirt kam ins Haus, um das Hochzeitsmahl zu kochen. Beide sind gebürtige Hatzenbühler und dort im Oberdorf aufgewachsen. Richtig kennengelernt haben sie sich aber erst beim Kerwetanz 1950 im „Pflug“. Ab diesem Zeitpunkt entdeckten beide ihre gegenseitige Zuneigung und Liebe. 1957 wurde dann geheiratet. Gemeinsame Unternehmungen waren damals ein gelegentlicher Fußmarsch nach Jockgrim ins Kino oder eine Fahrradtour zum Kandeler Markt. An ein Auto war in dieser Zeit nicht zu denken. Ihren ersten größeren Ausflug unternahmen sie mit einem Mofa. Beruflich waren sie ihr ganzes Leben mit der Landwirtschaft verbunden. Beide haben diesen Beruf von den Eltern übertragen bekommen und sie haben ihn ein Leben lang gerne ausgeführt. Tabakanbau und Viehwirtschaft waren immer angesagt. Später kamen Spargel, Rhabarber und weiteres Gemüse hinzu. Edmund Faust hatte zuerst ein Pferdefuhrwerk, doch 1956 wurde der erste Traktor angeschafft. Wenn im Herbst der Tabak und die Zuckerrüben versorgt waren, blieb noch Zeit, um an die Weinstraße zu gehen und dort bei der Traubenernte zu helfen. In den 1970er Jahren gaben sie dann die Viehwirtschaft auf und konnten sich dann Zeit für gemeinsame Ausflüge oder Urlaube nehmen. So standen die Städte Paris, Venedig und Wien auf dem Reiseprogramm. Fahrradtouren mit Freunden, zum Beispiel auf dem Moselradweg, waren zusätzliche Erlebnisse. Fast 60 Jahre hat Edmund Faust mit Begeisterung im Gesangverein „Lyra“ gesungen und bis zu seinem 60. Lebensjahr war er auch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Bis zur Pensionierung von Edmund lebte das Ehepaar im Elternhaus von Irma. Als der Ehemann 1993 in Rente ging, wurde der rückwärtige Teil des Anwesens neu erschlossen und so konnte sich das Ehepaar ein altersgerechtes neues Haus bauen. Dort fühlen sich beide wohl und sind auch in der Lage, sich noch komplett selbst zu versorgen. Wenn man sie nach den Wünschen für die Zukunft fragt, so haben sie nur den einen, nämlich dies noch lange gemeinsam tun zu können. Ihre drei Töchter Cornelia, Annemarie und Gabriele wohnen mit ihren Familien alle in Hatzenbühl und pflegen regen Kontakt zu den Eltern. Sechs Enkel und drei Urenkel komplettieren die Familie. |hci

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