Leimersheim Beginn einer langen Ehe: Mit der „Ente“ in die Disko

Ruth und Gerd Dörr haben sich vor über 60 Jahren beim Blumenkorso in Landau kennengelernt.
Ruth und Gerd Dörr haben sich vor über 60 Jahren beim Blumenkorso in Landau kennengelernt.

Es war am Nikolaustag vor genau 60 Jahren, als sich Ruth und Gerd Dörr in der Bergkirche Bad Bergzabern trauen ließen – nach exakt einjähriger Verlobungszeit. Heute feiert das Ehepaar aus Leimersheim diamantene Hochzeit.

Die beiden sind sich erstmals beim Blumenkorso in Landau begegnet. Ruth Dörr war mit einer Freundin mit dem Bus aus Bad Bergzabern dort. Gerd Dörr besaß schon ein Auto und war mit einem Freund aus Annweiler gekommen. Zufällig standen sie beieinander. Während sich die jeweiligen Begleiter miteinander unterhalten hatten, standen Ruth und Gerd Dörr relativ wortlos beieinander. Die jungen Männer haben nach dem Blumenkorso die Damen gefragt, ob sie in den „Sputnik“ nach Mannheim fahren würden. „Sputnik“ war damals die In-Diskothek, erzählt Gerd Dörr. „Wir Landeier haben das gar nicht gekannt“, ergänzt seine Frau. Sie hat dann bei den Nachbarn angerufen, um ihrer Mutter ausrichten zu lassen, dass es später wird. Weil sich die beiden Begleiter die Rückbank des Citroën 2CV, der „Ente“, gesichert hatten, musste Ruth auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. „Den Platz, den sie heute noch innehat“, fügt Gerd grinsend an.

Ruth Greinert, wie sie damals hieß, wurde im oberschlesischen Hindenburg geboren. Im Alter von neun Monaten flüchtete ihre Mutter mit Ruth im Rucksack vor der herannahenden russischen Armee. Die erste Station war Kötzting in Niederbayern. Dort hörten sie, dass es in der Pfalz Arbeit geben würde. Zu essen hatten sie nicht viel, beim Bauern haben sie schließlich Kartoffeln „gestoppelt“. Die junge Frau hat später Einzelhandelskauffrau gelernt und im Milchgeschäft mitgearbeitet, das ihre Mutter übernommen hatte.

Schmetterlinge und Windräder

Gerd Dörr hat in Landau die Handelsschule absolviert und eine Lehre bei der Bauplattengroßhandlung Spuhler gemacht. Sein Lieblingsplatz an der Arbeitsstelle war im Keller, weil die dort angebotenen Furniere so gut rochen. Zuletzt hat er bei Mercedes-Benz gearbeitet, wo er in der Disposition für die EDV-Angelegenheiten zuständig war. Die Arbeitsstelle war auch der Grund, weshalb sie mit einer Zwischenstation in Wörth nach Leimersheim zogen. Ruth Dörr fand hier zunächst bei der Strickerei Schardt & Aulbach eine Anstellung und wechselte nach deren Schließung in das örtliche Vivo-Geschäft von Rita Keiber.

Die 80-jährige Ruth Dörr bastelt gern bunte Schmetterlinge, die sie verschenkt, macht Handarbeiten und malt Aquarelle. Ihre Lieblingsmotive sind Tiere und Fantasieporträts. Ihr zwei Jahre älterer Ehemann bastelt ebenfalls gern: kleine Windräder, die sich gegenläufig drehen. Ein weiteres gemeinsames Hobby ist Rätsel lösen. Wichtig ist ihnen die tägliche Zeitungslektüre, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Von einigen Hobbys hat sich das Paar verabschiedet: Im Alter von 75 Jahren haben sie aufgehört, Tennis zu spielen. Nun fahren sie auch nicht mehr mit dem Wohnwagen zum Überwintern in die Gegend von Murcia in Spanien, wie sie es 18 Jahre lang getan haben. Ruth Dörr ist froh, im Sommer eine schwere Herzoperation überstanden zu haben. Und beide sind glücklich, ihren Jubiläumstag mit der Familie verbringen können. Die Familie – das sind zwei Töchter, fünf Enkel und drei Urenkel. Ein weiterer Urenkel ist unterwegs.

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