Kommentar Überfüllte Notaufnahmen: Der Fehler liegt im System

Bereitschaftsdienstzentrale: Dort helfen Ärzte auch an Wochenenden und Feiertagen.
Bereitschaftsdienstzentrale: Dort helfen Ärzte auch an Wochenenden und Feiertagen.

Wer Strafgebühren für den Besuch einer Notaufnahme fordert, macht es sich zu einfach. Die Überfüllung ist nur ein Symptom für ein krankes System.

Ach, wenn die Welt nur so einfach wäre: Die Notaufnahmen sind voll? Also bestrafen wir diejenigen, die sie (vermeintlich) ungerechtfertigt aufsuchen. Und schwupp ist das Problem gelöst. Oder doch nicht?

Denn die Lage ist ungleich komplizierter, wie ein Blick in die aktuellen Debatten zeigt. Klimaschützer, die sich festkleben und den Verkehr blockieren, mögen lästig sein. Große Empörung überall. Aber ist das dahinterstehende Thema, der für den Menschen bedrohliche Klimawandel, nicht das viel größere Problem? Die ständigen Streiks der Bahnfahrer, Piloten und sonstiger Arbeitnehmer sind zwar anstrengend, wenn sie private und berufliche Pläne durchkreuzen. Aber geht es dabei nicht um grundlegende gesellschaftliche Fragen wie Lohngerechtigkeit oder wenigstens Inflationsausgleich?

Zwischen Weihnachten und Silvester 2022 standen Patienten in Landau vor der Bereitschaftsdienstzentrale Schlange.
Südpfalz

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Überfüllte Notaufnahmen: Das Problem liegt nicht beim Patienten

Das gilt auch für Patienten, die den direkten Weg in die Notaufnahme wählen. Darunter sind Menschen mit Befindlichkeiten, die auch auf dem heimischen Sofa gut aufgehoben wären. Aber grundsätzlich sind überlaufene Bereitschaftsdienstzentralen und Notaufnahmen doch bloß ein Symptom für ein Gesundheitssystem, das an vielen Stellen krankt. Zum Beispiel, weil Patienten schlicht nicht mehr wissen, an wen sie sich wann wenden sollen.

Es ist zu einfach, den Fehler immer bei den Menschen zu suchen. Dabei reagieren diese doch nur auf fehlerhafte Systeme. Um das zu verändern braucht es mehr als schlagzeilenträchtige Forderungen und schnelle Urteile.

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