Freinsheim Katholische Kirche St. Peter und Paul wird 250 Jahre alt

Wechselvolle Geschichte: St. Peter und Paul in Freinsheim.
Wechselvolle Geschichte: St. Peter und Paul in Freinsheim.

Vor 250 Jahren wurde St. Peter und Paul nach zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt. Nötig geworden war der Bau im frühklassizistischen Stil, weil die Kirche am Markt 1705 den Reformierten zugeschlagen worden war. 2015 endete die Ära von St. Peter und Paul als eigenständige Kirche.

Als der Kurfürst von der Pfalz 1556 der Reformation beitrat, folge ihm auch das Kurpfälzische Freinsheim, die Zahl der Katholiken im Ort schrumpfte drastisch. Im Zuge der Pfälzischen Kirchenteilung von 1705 wurde die Freinsheimer Kirche am Markt endgültig den Reformierten zugewiesen. Die Katholiken bekamen eine Kirche in Dackenheim, wohin dann auch die Freinsheimer zum Gottesdienst mussten.

Das änderte sich später wieder, als Freinsheim ebenfalls 1705 Sitz eines Kurpfälzischen Unteramtes wurde, denn in Heidelberg regierte seit 1685 die katholische Linie Pfalz-Neuburg der Wittelsbacher. Als Beamten für das Unteramt Freinsheim rekrutierte man auswärtige Katholiken. Die Zahl der Katholiken wuchs infolgedessen wieder. 1740 stifteten Witwe Anna Clara und Sohn Gottfried des katholischen kurpfälzischen Vizekanzlers von Busch ein Grundstück für die Erbauung von Kirche und Pfarrhaus.

Vor der Kirche wurde das Pfarrhaus errichtet

Zuerst baute man ein Pfarrhaus, denn Freinsheim hatte seit 1746 erstmals nach der Reformation wieder einen katholischen Pfarrer. Vorher hatte Priester Jakob Kreuzberg – er war als Verwalter eines Karmeliterklosters im heutigen Retzerhaus eingesetzt – im unteren Saal des Retzerhauses Gottesdienste abgehalten. Er nahm wohl auch Taufen vor, obwohl er das in seiner Funktion gar nicht durfte. Der zuständige Pfarrer von Dackenheim vermerkte im Kirchenbuch, mehrere Taufen seien ohne sein Vorwissen (me nescio) erfolgt.

Das „Alte Pfarrhaus“ befindet sich hinter der Kirche und wurde 2012/13 aufwendig saniert, heute wird es als Pfarrbüro und Pfarrsälchen genutzt. Der Bau einer Kirche indes erfolgte erst 25 Jahre später von 1771 bis 1773 im frühklassizistischen Stil durch unbekannte, vermutlich kurpfälzische Baumeister. Bei zwei großen Renovierungen in den 1890er- und 1960er-Jahren erfuhr sie manche Änderung. Bei der Innenrenovierung (2015 bis 2018) war man bemüht, die Ursprünge des Kirchenraumes stärker hervorzuholen. 2015 endete mit der Eingliederung in die Großpfarrei Hl. Theresia vom Kinde Jesu mit Sitz in Bad Dürkheim nach 242 Jahren die Zeit von St. Peter und Paul als Pfarrkirche der eigenständigen Pfarrei Freinsheim.

Mehrere Stifter für Kirchenbau nötig

Nicht nur die von Buschs taten sich als Stifter hervor. Nikolaus von Pierron, erster Kammerdiener von Kurfürst Karl Theodor, Besitzer eines Hofgutes in Freinsheim, stiftete eine heute noch vorhandene Monstranz. Seine Witwe Maria Anna hatte von ihm die Mannheimer Hofbuchdruckerei geerbt, die sie während der Bauzeit verkaufte. Vom Erlös hat sie wohl den Freinsheimer Kirchenbau mitfinanziert, Belege dafür gibt es nicht. Dass aber die edle Frau von Spies, so hieß sie in zweiter Ehe, unmittelbar nach Fertigstellung der Kirche in einer Gruft auf der linken Seite bestattet wurde, lässt darauf schließen, denn diese Ehre wurde üblicherweise nur Stiftern zuteil.

1956 ließ der damalige Pfarrer Erich Wilhelm den barocken Hochaltar aufstellen. Der Altar wird dem Wormser Bildhauer Johannes Leidig zugeschrieben. Die ältesten Skulpturen in der Kirche sind die der beiden Kirchenpatrone St. Peter und St. Paul, sie stammen möglicherweise aus dem 17. Jahrhundert. 1825 baute der damals beste pfälzische Orgelbauer Franz Bernhard Ignaz Seuffert aus Kirrweiler eine Orgel für die Freinsheimer Kirche. 1995/96 wurde sie umfassend renoviert. Nachdem die Vorgängerglocken fast alle den Weltkriegen zum Opfer gefallen waren, erwarb man 1965 zu der einen noch vorhandenen Glocke drei weitere. Das Türmchen der Kirche erhielt in der damals laufenden Kirchenrenovierung seine heutige Gestalt.

Rechtzeitig zum 250-jährigen Bestehen der Kirche ist von Hans-Helmut Görtz, der schon 2014 eine Geschichte der Freinsheimer Katholiken im 18. Jahrhundert veröffentlicht hatte, ein „Kleiner Kirchenführer St. Peter und Paul Freinsheim“ erschienen.

Das Eingangsportal im frühklassizistischen Stil.
Das Eingangsportal im frühklassizistischen Stil.
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