Kreis Bad Duerkheim „Das ist ihre letzte Chance“

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Vor vier Jahren gaben sich in Neuhofen in der heutigen Verbandsgemeinde Rheinauen zwölf Lebensretter einen Ruck. Damals war Alex Rück, der Torwart der Handballmannschaft TuS Neuhofen, an Leukämie erkrankt, er brauchte dringend eine Stammzellenspende. Also wurde im Ort zu einer Typisierungsaktion aufgerufen. Dabei wird getestet, ob Freiwillige die entsprechenden Gewebemerkmale haben, um als Spender infrage zu kommen. Bei der Aktion in Neuhofen kamen bis heute zwölf Spender raus, die Kranken in der ganzen Welt das Leben retteten. Auch Alex Rück konnte gerettet werden – heute steht er beim TuS Neuhofen wieder im Tor. Vier Jahre nach der Typisierungsaktion in Neuhofen sucht jetzt eine 47-jährige Frau aus Waldsee nach einem Lebensretter: Bettina Lang leidet an dem Sézary-Syndrom, einer Kombination von Blut- und Hautkrebs. Eine Stammzellenspende ist ihre einzige Überlebenschance. Freunde von ihr haben deswegen gemeinsam mit der Ortsgemeinde Waldsee, der Verbandsgemeinde Rheinauen und dem Rhein-Pfalz-Kreis dazu aufgerufen, am Sonntag, 19. Juni, zwischen 11 und 15 Uhr in die Kulturhalle Waldsee zu kommen. Dort bekommen die Freiwilligen fünf Milliliter Blut abgenommen, das dann im Labor untersucht wird. Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren, der nicht weniger als 50 Kilogramm wiegt und kein Übergewicht hat, kann sich registrieren lassen – aber auch alle anderen können helfen. „Wir brauchen dringend Geldspenden“, sagt Andreas Kißler, ein langjähriger Freund der Betroffenen und Mitinitiator der Aktion. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) kostet die Registrierung jedes neuen Spenders 40 Euro. Die Leidensgeschichte von Bettina Lang begann bereits vor sieben Jahren. 2009 wurden ihr entzündete Lymphknoten entfernt, ein Krebsverdacht bestätigte sich allerdings nicht. Trotzdem litt Lang unter immer schlimmerem Hautausschlag und extremem Juckreiz am ganzen Körper, irgendwann fielen ihr Haare, Finger- und Fußnägel aus. Die Ärzte fanden die Ursache aber nicht, diagnostizierten stattdessen Neurodermitis. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rheinauen, Otto Reiland (CDU), sagt: „Man hat immer nur gehört, dass man nichts findet bei ihr, und man hat gesehen, dass es immer schlimmer wurde.“ Reiland kennt Lang noch aus der Zeit, als sie von 1984 bis 1991 bei der Verbandsgemeindeverwaltung arbeitete. Im vergangenen Jahr war die Frau aus Waldsee noch voller Hoffnung, heiratete sogar im Juni, in diesem März kam dann die schockierende Diagnose. „Die 2009 entfernten Lymphknoten wurden jetzt auch noch mal untersucht und positiv auf das Sézary-Syndrom getestet, das heißt, man hätte die Krankheit schon viel früher entdecken und behandeln können“, sagt ihr Freund Kißler. „Das waren sieben verlorene Jahre.“ Lang fährt seit der Diagnose fast täglich zur ambulanten Behandlung an die Uniklinik in Heidelberg, gegen ihren Hautausschlag bekommt sie eine Lichttherapie. „Aber sie braucht dringend eine Stammzellenspende, das ist ihre letzte Chance“, sagt Kißler. Seine Frau Yvonne kennt Lang noch aus dem Kindergarten. Auch viele andere Waldseer kennen die Frau von ihrem Engagement im Karnevalverein, bei der Guggenmusik oder in der Tanzgruppe. „Sie ist ein total geselliger Mensch und hat sich lange auch von dieser schrecklichen Krankheit nicht unterkriegen lassen“, sagt Yvonne Kißler. Wer sich in Waldsee als potenzieller Stammzellenspender registrieren lässt, kann theoretisch auch zum Lebensretter für einen Patienten irgendwo anders auf der Welt werden. Genauso kann es sein, dass für Lang ein Retter in einem anderen Land gefunden wird. Weltweit gibt es laut DKMS 28 Millionen registrierte Spender, in Deutschland sind es 6,6 Millionen. In Waldsee sind 385 Menschen in der DKMS registriert – bei rund 6000 Einwohnern ist also noch Luft nach oben. Und wer weiß: Vielleicht wird Langs Lebensretter ja wirklich am 19. Juni in der Kulturhalle in Waldsee gefunden. Termine — Erdbeerfest, Benefizveranstaltung des Karnevalvereins UNO, am Sonntag, 12. Juni, 10 Uhr, Am Alten Rathaus in Waldsee. —Typisierungs- und Spendenaktion am Sonntag, 19. Juni, 11 bis 15 Uhr, in der Kulturhalle Waldsee, Schifferstadter Straße 2. SPENDENKONTO DKMS; Kreissparkasse Tübingen; IBAN DE79 6415 0020 0003 3400 80; BIC SOLA DES1TUB; Stichwort: Bettina will leben.

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