Karlsruhe Was folgt auf die Schule?

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Der Sprung „hinaus“ in die dm-arena der Messe Karlsruhe war vor zwei Jahren umstritten. Damals fand die „Einstieg Beruf“, eine von Handwerkskammer, IHK und Agentur für Arbeit organisierte Ausbildungsmesse, noch im Kongresszentrum in der Stadtmitte statt. Doch inzwischen sind alle Zweifler verstummt. Im Vorjahr wurden 14.000 Besucher gezählt, die sich bei 230 Ausstellern über rund 180 Ausbildungsmöglichkeiten informieren wollten.

Die Zahlen dürften in diesem Jahr noch übertroffen werden, denn unter den inzwischen über 290 Ausstellern sind praktisch alle „wichtigen Player“ (IHK-Präsident Wolfgang Grenke) der Region vertreten. Erst zum vierten Mal werben IHK und Handwerkskammer gemeinsam um Nachwuchs. Auch dies war laut Handwerkskammer-Präsident Joachim Wohlfeil keine Selbstverständlichkeit, denn immerhin treten die Kammern bei der Nachwuchssuche als Konkurrenten auf. Sie verfolgen allerdings das gleiche Ziel. „Wir wollen die jungen Menschen mit unseren Angeboten begeistern“, sieht Wohlfeil in der Messe die große Chance, einen Kontrapunkt zum allgemeinen Trend zu setzen. Nicht nur der gymnasiale Abschluss mit anschließendem Studium beschere Karrierechancen, auch im Dualen Ausbildungssystem würden riesige Chancen stecken. „Wenn wir nicht noch mehr Studienaussteiger produzieren wollen, muss am Gymnasium die Berufsorientierung die reine Studienorientierung endlich ablösen“, ist laut Wohlfeil ein Umdenken nötig. Inzwischen gebe es im Handwerk immerhin schon knapp zehn Prozent Auszubildende mit Abitur, dieser Trend soll verstärkt werden. Dass das Land Baden-Württemberg ab dem kommenden Schuljahr das Schulfach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“ an allen allgemeinbildenden Schulen einführen will, wird von IHK und Handwerkskammer deshalb als „sehr, sehr wichtig und notwendig“ gelobt. Es gelte den Blick auf die Vielfalt der Ausbildungsberufe zu lenken. „Unter den 350 Ausbildungsberufen ist ein Großteil der breiten Masse nicht bekannt, trotzdem sind sie nicht minder spannend und anspruchsvoll“, sagt Grenke. Die Ausbildungsmesse soll auch deshalb konkrete Einblicke ins künftige Berufsleben ermöglichen. Bei einem „Speed-Dating“ können beispielsweise Ausbildungsleiter von mehr als 40 Unternehmen getroffen werden. Erstmals wird auf der Messe auch konkret auf französische Schüler zugegangen. 75 junge Menschen aus dem Elsass haben sich bereits angemeldet. Angesicht vieler nicht besetzter Lehrstellen geht es zudem auch darum, Migranten und Flüchtlinge für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Voraussetzung sind allerdings Deutschkenntnisse und eine Bleibeperspektive. Die Agentur für Arbeit bietet deshalb Deutschkurse und eine assistierte Ausbildung für leistungsschwächere Jugendliche an. Info Einstieg Beruf 2016. 23. Januar von 10 bis 15.30 Uhr in der Messe Karlsruhe. (win)

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