Kaiserslautern Wohlklänge vom Kirchen-Innenhof lassen innehalten

91-86791136.jpg

„Wir spielen mal noch schnell eine Strophe Fledermaus“: Eher ungern möchte Benjamin Reiners den Stab zu dieser Stunde schon aus seiner Hand legen. Aber der Klarinettist hat’s bereits angemahnt: Der einsetzende Regen, die Feuchte, Temperaturwechsel bergen ja Gefahr fürs empfindliche Instrumentarium. Zudem hat der Regen die doch stattliche Anzahl Zuhörer schon ihres Weges gehen lassen. Die Appetithäppchen für die abendliche Open-Air-Operngala an der Stiftskirche sind somit bereits goutiert.

Samstag in der City. Aus dem Innenhof neben der Stiftskirche ertönen Wohlklänge. Die lassen nun vorbeischlendernde Leute nicht nur lauschend innehalten, sondern verführen sogar zum Richtungswechsel. Wer zuvor noch Erledigungen hinterhergehetzt ist, nimmt sich unversehens Zeit, des Wohlklangs Quelle zu erkunden. Na, sieh mal an: Unterm potthässlichen Waschbeton-Dächlein an der Stirnseite sitzt doch glatt ein komplettes Orchester. Übt – und macht damit Lust auf einen Besuch der für den Abend anberaumten Open-Air-Opern-Gala. „Ich klär’ das noch mit der Italienerin“, ruft Dirigent Reiners, Hannoveraner und eher Typ Kumpel mit Schalk im Nacken denn vergeistigter Karajan-Verschnitt. Viermal in Folge ist ihm Minuten zuvor das böse Wort „Sch...“ entfahren. Dann hat er bei Ziffer 84 fünf Takte gezählt: „Di-dam-dam-tjam“ und noch einmal. „Jetzt nur noch die Italienerin“, ruft Reiners dem 30-köpfigen Ensemble zu. Dann ein bisschen Fledermaus – und Schluss. „Treffen zur Anspielprobe neunzehn-dreißig.“ Dass die Generalprobe inmitten samstäglicher Betriebsamkeit in der Fußgängerzone an Ort und Stelle statt im stillen, aber die Konzentration fördernden Kämmerlein über die Bühne gegangen ist, war ganz bewusst gewählt: „Wir wollen ja Appetit machen auf heute Abend“, sagt Roland Vanecek. Der in der Region bestens bekannte Berufsmusiker ist unverzichtbare Triebfeder des Projekts, sitzt selbstredend auch in Orchester-Reihen – und will am Abend noch in diese oder jene Zusatzrolle schlüpfen. Von der öffentlichen Probe erhoffen sich die Initiatoren einen kleinen Zugeffekt für den Abend. Und der wiederum präsentiert den Zuhörern in zwanglosem Ambiente einen Teller voll populärer Opernmelodien-Häppchen, die Spaß bereiten und Musikfreunde Mitte August ins Zink-Museum locken sollen. Dort geht am 19. August die Premiere der „Sommer Nacht Oper“ über die Bühne. Im Museums-Innenhof gibt’s an drei aufeinanderfolgenden Abenden Rossinis „Hochzeitswirren“. Reiners hat Musiker vor sich, die samt und sonders echt Qualität haben, wie Vanecek bescheinigt: junge Leute am Anfang der Karriere, die neben unbestrittenem Können Elan und Begeisterung mitbrächten. Na, da kann sich ja auch die eigentliche Hauptakteurin unbesorgt auf den Gala-Opern-Abend freuen: Energiebündel Esther Mertel hat das alles ausgeheckt und in die Tat umgesetzt. Die vor Ideen sprühende Sopranistin – aus Enkenbach stammende Spielleiterin an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf – hat bekanntlich mit ihrer Projekt „Sommer Nacht Oper“ ein Glanzlicht in Lauterns kultureller Szene entzündet. Kultur regional |cha

x