Kaiserslautern Wieder zu einer Gemeinschaft gehören

Trainer Tobias Mierzwiak (rechts) und Co-Trainer Harry Mannweiler (daneben) im Gespräch mit der Mannschaft. Trainiert wird im Vf
Trainer Tobias Mierzwiak (rechts) und Co-Trainer Harry Mannweiler (daneben) im Gespräch mit der Mannschaft. Trainiert wird im VfR-Stadion.

Trainingszeit für die „Lautrer Buwe“ auf dem Erbsenberg. Ein Kleinbus des Caritas-Förderzentrums, für den Zweck kurzfristig zum Mannschaftsbus umfunktioniert, rollt auf den Parkplatz vor dem VfR-Stadion. Ein knappes Dutzend Männer klettert heraus; einer wirft den Ball hinterher, dann kann es losgehen.

Die „Lautrer Buwe“ sind ein bunt gemischtes Team aus dauerhaft und vorübergehend wohnungslosen Männern im Alter zwischen 16 und 47 Jahren. Sie wollen Fußball spielen. Nachdem eine lockere Kaffeerunde mit Vertretern der Initiative Sicheres Kaiserslautern und dem ehemaligen VfR-Vorstand das Thema erst einmal auf dem Tapet hatte, war die Kooperation des Vereins mit den „Lautrer Buwe“ bald unter Dach und Fach. Seither müssen sie nicht mehr wie früher auf verschiedenen Plätzen in der Region unterwegs sein. Mit Tobias Mierzwiak, Sozialarbeiter im Übernachtungsheim der Caritas und beim FSV Krickenbach immer noch „Spieler auf Abruf“, war als Trainer bald ein Mann mit Lust und Kompetenz gefunden. Vergangenes Jahr hat er die „Lautrer Buwe“ übernommen und Ziele gesetzt. Das kommt an in seiner bunt gemischten Truppe im Alter zwischen 16 und 47. Dabei macht es gar nichts, dass nicht alle überhaupt schon einmal Fußball gespielt haben. „Manche wollen trainieren, andere wollen nur spielen“, schildert Mierzwiak. Er versucht auf beides einzugehen. Wenn er zehn Spieler zusammen hat, kann er zwei Mannschaften bilden. Die „Buwe“ haben sich auf dem Spielfeld verteilt, kicken sich untereinander den Ball zu, der knallt auch mal über den Zaun; knapp an unserer kleinen Gesprächsrunde vorbei. „Meine Exfreundin hat mich rausgeschmissen, danach habe ich mich isoliert“, schildert Christopher Hirsch seine Situation. Das Fußballspielen habe ihm das Gefühl gegeben, wieder zu einer Gemeinschaft zu gehören. Dadurch habe er wieder Spaß am Leben gefunden. In seinem früheren Verein war der 23-Jährige als Stürmer unterwegs; heute sieht er sich als Multitalent. Der gleichaltrige Mike Braun blickt auf stolze 16 Jahre Fußballvergangenheit in Rodenbach. Die Freude an seinem Sport will er sich erhalten, dabei fit bleiben und zeigen, was er drauf hat. Welche Position ihm im Spiel zugeteilt wird, ist ihm (beinahe) egal: „Alles außer Torhüter“. Mike Braunebach (23) – er lebt seit einem Monat im Übernachtungsheim der Caritas – erzählt, dass er als Kind in Otterberg schon mal Fußball gespielt hat. Er will sich fit halten und gehört gerne dazu. Der Sozialarbeiter und Fußballtrainer Tobias Mierzwiak beschreibt die Ziele, die er sich gesetzt hat, so: „Die soziale Integration ist das Beste daran.“ Damit verbinden lasse sich das sportliche Ziel: die Teilnahme an Turnieren, und zwar so vielen wie möglich; der Erfahrung wegen. Das schweiße zusammen, nicht nur im sportlichen Teil, ist er überzeugt. Wenn die Jungs zusammen spielen, vielleicht ein Spiel gewinnen und auch gemeinsam übernachten, dann sei dies eine Riesengelegenheit, aus der sich manches entwickeln könne. Die Teilnahme am Saarländischen Fußballturnier der Wohnungslosen auf dem Olympia-Stützpunkt Rheinland-Pfalz/Saar Ende Mai in Saarbrücken war ein Anfang. Die „Lautrer Buwe“ stehen den Spielern auch dann noch offen, wenn sie das Übernachtungsheim verlassen haben, unterstreicht Mierzwiak. Der Leiter der Caritas-Einrichtung kann sich vorstellen, dass die Freizeitmannschaft auch Männer zum Mitspielen animieren könnte, die sonst ohne Beschäftigung im Umfeld des Hauptbahnhofs oder anderen Plätzen zu finden sind. „Den Spaß beim Spiel wieder zu entdecken, ist die Basis“, so Peter Lehmann. In einen Verein zu gehen, sei für diese Menschen nicht so einfach.

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