Kaiserslautern Wenn Mops Oscar den Koffer packt

Gleich morgens fragen die Kinder der protestantischen Kindertagesstätte Betzenberg nach „ihrem“ Mops Oscar. Seit rund eineinhalb Jahren kommt der Hund mit seiner Besitzerin, der Erzieherin Sonja Antes, zu den Kindern. Wie sieht so ein tierpädagogisches Projekt aus?

Heute bringt Raquel schon gleich Oscars Decke mit in den Gruppenraum. Regelmäßig dürfen fünf bis acht Kinder Oscar trainieren. „Bring!“ ruft Angelina, und Oscar holt einen der vier Gegenstände und legt ihn in den bereitgestellten Koffer. Sonka Antes schließt den Deckel. Jetzt sagen alle Kinder gemeinsam: „Der Oscar packt seinen Koffer. Im Koffer ist ein Hase.“ Oscar bekommt weitere Aufträge und die Kinder benennen alles, was mittlerweile verdeckt im Koffer liegt. So lernen die Kinder ganz nebenbei, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken. Oscar der Mops kommt zwei bis dreimal in der Woche in die Kita, für rund eine Stunde mit einer Pause. Früh am Morgen darf ihn jedes Kind begrüßen. Vormittags trifft der Mops dann ausgewählte Kinder, die einer besonderen Förderung bedürfen. Welche Fortschritte jedes Kind dabei macht, wird auf einem Beobachtungsbogen festgehalten. Antes erklärt, sie habe Spiele zur Übung von Fein- und Grobmotorik, sozialem Verhalten wie zum Beispiel Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme entwickelt. So können die Kinder mit Oscar einen Parcours laufen oder blind sein Fell ertasten; sie lernten, nicht alle zusammen mit Gebrüll auf ihn los zu stürmen, wie auch die richtigen Handzeichen für die Kommandos zu geben. Der richtige Umgang mit einem Hund sei übrigens Pflichtprogramm für jedes Kind in der Kita. Die Kita Betzenberg mit ihren 91 Kindern habe schon seit fast 20 Jahren einen Schwerpunkt in tiergestützter Pädagogik, erläutert Kita-Leiterin Nadja Kocher. Gleich im Flur fällt die große Volière mit den Vögeln auf. Eine der Erzieherinnen hat ein Zweijähriges auf dem Arm. Beide schauen sich gerade die lebhaften Rosenköpfchen an und die Erzieherin tröstet dabei die Kleine über einen Kummer hinweg. „Der Kontakt mit Tieren tut der Seele gut“, sagt Kocher. Die Kinder würden weniger krank, auch der Körperkontakt wirke sich positiv aus. Kinder, die sonst sehr verschlossen seien, fänden durch ein Tier zum Sprechen. „Ein Tier öffnet Herzen“, fasst es Kocher zusammen. In der Kita gibt es in jedem Raum Tiere. Vögel, Fische, Wüstenrennmäuse, Wasserschildkröten, Hasen und ein Axolotl sind die Bewohner außer den Kindern und Erzieherinnen. Da hier jeder Raum einer besonderen Nutzung zugeordnet ist, sind dort auch die entsprechenden Tiere angesiedelt. Dort wo gebaut, gebastelt, gespielt wird, gibt es die lebhaften Vertreter der Tierwelt, in den ruhigeren Räumen sind die Stillen Zuhause. Ganz wichtig ist Antes und Kocher beim Arbeiten mit Oscar, dass sowohl die Erzieherin als Hundehalter wie auch der Hund speziell für die Therapie ausgebildet seien. „Ich habe deshalb extra den Hundeführerschein gemacht“, erklärt Antes. Auch Oscar habe eine spezielle Ausbildung. Ein Hund, der in einer Kita einfach mitlaufe, stelle eine Gefahr da. Aus Überforderung werde aggressives Verhalten. „So wird bei den Kindern alles zerstört, was erarbeitet wurde“ kommentiert Kocher. Deshalb werde hier in der Kita in kurzen Einheiten gearbeitet und Oscar bekomme seine angemessenen Ruhezeiten.

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