Kaiserslautern Wenn Don Quijote die Bühne stürmt

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Der spanische Komponist Manuel de Falla hat aus dem zweiten Teil des Literaturklassikers Don Quijote von Miguel de Cervantes ein Kapitel zur Puppenoper verarbeitet, die 1923 in Paris uraufgeführt wurde. Der Leistungskurs Spanisch 12 des Albert- Schweitzer-Gymnasiums hat sich diesem Sujet genähert. Beeindruckt von der Aufführung zeigte sich auch Don Diego Valverde Villena, seines Zeichens Direktor des „Instituto Cervantes“ in Frankfurt. Villena, selbst Schriftsteller und Übersetzer, war einer Einladung des Kursleiters und stellvertretenden Schulleiters Peter Leister gefolgt.

Schüler und Eltern warten schon kurz vor Beginn gespannt in der Aula. Der Vorhang der Puppenbühne, von der Dekoration einer mittelalterlichen Burg majestätisch umrahmt, ist noch geschlossen. Erst einmal werden die Zuschauer begrüßt, von Schülerin Sandra Berns auf Spanisch und von Justin Schmidt auf Deutsch. Im Folgenden leiten Schüler des Leistungskurses die Puppenoper mit musikalischen Darbietungen ein. Auf der Harfe, gespielt von Chiara Müller, kommen die mittelalterlichen Harmonien des Renaissance-Komponisten Alonso Mudarra besonders zum Tragen. Die Stücke, vorgetragen von Sandra Berns auf dem Tenorsaxophon, Anika Jung (Klarinette), Justin Schmidt (Oboe), Trompeterin Dulzaina Birk Schwarzer und Johannes Spang auf der Violine finden Anklang. „Diese Möglichkeit der musikalischen Einführung hat sich einfach ergeben, weil wir gute Musiker im Leistungskurs haben“, schwärmt Leister. Auch Valverde Villena spricht zur Begrüßung. In den Worten des Direktors des Instituto Cervantes, das in etwa dem deutschen Goethe-Institut entspricht, spiegelt sich die Begeisterung über das bereits Dargebotene. Der Literaturliebhaber, als Schriftsteller tätig und Übersetzer einiger literarischer Werke, ist zum Anlass der Aufführung am Tage seines 50. Geburtstages angereist. Gratuliert wird ihm mit Geburtstagsständchen, Torte und einem Tropfen guten Pfälzer Weines. Noch mehr kann ein Vorprogramm kaum bieten. Nach einer Einführung zum Stück selbst, von Schülerin Anna Sender vorgetragen, öffnet sich dann endlich der Vorhang. Die Stimmung ändert sich, das Publikum kann nun Einblick nehmen in die verschroben wirkende Sicht der Welt, wie sie dem Ritter von der traurigen Gestalt, Don Quijote de la Mancha, eigen ist. Das Stück präsentiert zwei Handlungsebenen: Meister Peter, der Puppenspieler, gibt eine kleine Marionettenaufführung in einem Gasthaus, bei der Don Quijote einer der Zuschauer ist. Diese Ebene wird von Schülern mit Stabpuppen vor dem eigentlichen Puppentheater dargestellt, in dem die zweite Handlungsebene spielt. Auf der Puppenbühne agieren die Marionetten. Dort entwickelt sich das Drama um die Entführung der Melisandra, Tochter Karls des Großen. Der Ehemann Melisandras, Gayferos, befreit seine Angebetete aus der arabischen Gefangenschaft. Beide fliehen und werden verfolgt Don Quijote, etwas hölzern agierend, ist dennoch fähig, sein Schwert zu ziehen und greift als Zuschauer des Puppentheaters heldenhaft in das Geschehen ein, streckt die arabisch gekleideten Marionetten nieder. Ganz dem zentralen Thema seines Schöpfers Miguel de Cervantes folgend, sorgt der Ritter von tragischer Gestalt, zwischen Fiktion und Realität wankend, damit für einige Irritationen. In heroischem Gesang feiert der Ritter seinen Treiben als heldenhaft. Meister Pedro bedauert derweil die Zerstörung seiner Puppen. Die Zuschauer bleiben mit leicht nachdenklichem, dennoch fröhlichem Lächeln auf den Lippen zurück. War die musikalische Aufführung im Vorprogramm von Schülern vorgetragen, kommt die Musik der Oper aus der digitalen Konserve, eingespielt vom Teatre Lliure de Barcelona unter Stabführung von Josep Pons.

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