Kaiserslautern Unterirdisch Inspiration finden

Holt sich Inspiration auch tief unter der Erde: Andreas Chr. Beck. Werke des Künstlers aus Stuttgart sind im Unterhammer in Karl
Holt sich Inspiration auch tief unter der Erde: Andreas Chr. Beck. Werke des Künstlers aus Stuttgart sind im Unterhammer in Karlstal zu sehen, darunter die große Scherenschnitt-Arbeit »Bruch«.

Im Café Unterhammer bei Trippstadt widmet sich eine Ausstellung dem Thema Radierung. Hauptsächlich eingeladen hat Kuratorin Claudia Groß den junge Künstler Andreas Chr. Beck jedoch wegen seiner Arbeiten, die aus teils großformatigen schwarzen Folienschnitten bestehen. Warum allerdings die Schau „unter der Oberfläche“ heißt, ist zunächst keinem der Werke anzusehen. Das erfährt aber, wer ins Karlstal kommt, um die Bildsprache des Künstlers kennenzulernen.

Streetart umfasst in der Bildenden Kunst das, was - verallgemeinert gesagt - außerhalb der Ateliers vor sich geht. Im Werk Becks findet sich „alles, was mir auffällt“, wie er selbst sagt, in Holz- und Linolschnitt wieder. Im erweiterten Sinn korrigiert er „eventuelle Unklarheiten beim Druck“ mit Scherenschnittskizzen. Diese wiederum werden Cut-Outs genannt. Allein anhand von 14 Exponaten zeigt der 30-Jährige etwa 15 Techniken. Manche Radierung erfuhr bis zu vier Bearbeitungsvarianten des Tief- und/ oder Hochdrucks auf Metall und Linoleum. Was dabei entsteht, bildet grafisch-abstrakte Flächenkompositionen ab. Dafür eignete sich Beck teils älteste Verfahren an. Mal in Schwarzweiß, mal eingefärbt, erinnern die Motivelemente an organische Substanzen und Strukturen. In den Cut-Outs dagegen skizziert der Künstler beispielsweise Landschaften auf dehnbare Folie und schneidet Leerräume innerhalb des Motivs aus. In der Unterhammer-Ausstellung spielte der Ort eine entscheidende Rolle. Ohne bislang dort gewesen zu sein, recherchierte der Künstler in Literatur und Internet zu Lagen und Formen des nahen Schweinstaler Steinbruchs. Die fertige Arbeit jedoch verbirgt die weiß skizzierten Felsenfelder auf der Rückseite der Folie und somit auch die Information, was die viereckigen Ausschnitte sagen sollen. Ein zunächst irritierender Aspekt. Letztlich jedoch mündet er in Gedanken und Wissensfragen, wie was wann und wo zur Kunst kommt. Mit derlei Interesse ist man bei Andreas Chr. Beck richtig. Erst recht mit Nachfragen zum befremdlich anmutenden en Motto „unter der Oberfläche“, das sich auf die Radierungen bezieht. Denn sie entstehen dort, wo Beck Zeit mit seinem Hobby verbringt: tief unter der Erde in Naturhöhlen. Eine offensichtlich fröstelnd kalte Sache, von der er fasziniert erzählt. Denn in Höhlen inspirieren den Einheimischen auf der Schwäbischen Alp Innenansichten und Oberflächenstrukturen im Höhlenambiente. Sowohl zum Forschen als auch zum Zeichnen geht Beck „unter die Oberfläche“. Das Skizzieren bei knapp zehn Grad ist Teil gesammelter Reiseskizzen von überall her und ist Teil eines Fundus’ des kreativen Transfers zu Kunst. „Für mich“, so Beck, „übt der Untergrund in jeglicher Ausformulierung eine besondere Faszination aus“. Bislang entstanden abstrakte, berührend poetische Kompositionen. Doch in jüngster Zeit, so verrät Beck, tendiere sein Stil ins Figürliche. Kunstinteressierte können gespannt sein. Die Ausstellung jedenfalls zeugt von neuen Horizonten kreativer Möglichkeiten. Empfehlenswert. Nicht nur für Liebhaber der Radierkunst. INFO Die Ausstellung mit Werken von Andreas Chr. Beck im Unterhammer bei Trippstadt ist noch bis 9. Juli mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.

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