Kaiserslautern Stadtleben: Weit weg von hier

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9500 Kilometer liegen zwischen Kaiserslautern und Ciudad de México, der Millionen-Metropole des gleichnamigen Golfstaats. Seit 2013 leitet der Kaiserslauterer Pfarrer Marc Reusch die deutschsprachige evangelische Gemeinde von „el D.F.“, wie die Einheimischen ihren „Distrito Federal“ (Hauptstadtbezirk) nennen. Der Seelsorger aus der Pfalz steht an der Spitze einer vergleichsweise kleinen Diaspora: Über 80 Prozent aller Mexikaner sind katholisch, aber neben den Zeugen Jehovas wächst auch die Zahl der evangelischen Gläubigen. „In allen Ländern Lateinamerikas gibt es reformierte und protestantische Gemeinden“, erläutert Marc Reusch. „Außerdem drängen aus den Vereinigten Staaten verstärkt die Pfingstgemeindler nach Süden.“ Was Wunder, dass er nach eigener Aussage „viel unterwegs“ ist? Neben der Arbeit im eigenen Gotteshaus, der Heiliggeistkirche in Mexiko-Stadt, hat er 2016 in zehn weiteren Städten Gottesdienst gefeiert. Trauungen finden „meistens außerhalb statt, allein schon wegen des Verkehrs“. Viele Brautpaare bevorzugen die Heirat in einer alten Hazienda, wo es häufig auch eine Kapelle gibt. Der 35-Jährige hält seine Gottesdienste in deutscher Sprache, „auch weil es hier viele Schweizer Einwanderer gibt, aber einmal im Monat dann auf Spanisch“, wie er berichtet. Die Predigttexte gibt er seiner Frau Marcia zum Korrekturlesen, denn die ist gebürtige Bolivianerin. Die ältere der beiden Töchter studiert zwischenzeitlich in Mannheim. Als vor zwei Wochen die deutsche Altbischöfin und „Reformations-Botschafterin“ Margot Käßmann die Protestanten in Mexiko besuchte, teilte sich Marc Reusch die Vorarbeit mit einem Landsmann: Der Chef des Mexiko-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, Stefan Jost, ist ebenfalls Lauterer, ebenfalls Abiturient des Rittersberg-Gymnasiums und ebenfalls mit einer Bolivianerin verheiratet. Und wie Reusch war auch Jost zeitweilig in Kolumbien tätig, ehe er nach Mexiko ging. „Das hat sich aber alles erst herausgestellt, als ich 2013 meinen Antrittsbesuch bei der Adenauer-Stiftung machte“, berichtet der Geistliche. Sein Vertrag für die Stelle in Mexiko läuft sechs Jahre, über eine Verlängerung muss demnächst entschieden werden. Was ihn nach der Seelsorgetätigkeit in Ludwigshafen, Bogotá, Speyer und Mexiko-Stadt noch reizen könnte, lässt der Arztsohn vorerst offen. Seine Mutter Brigitte lebt jedenfalls nach wie vor auf dem Betzenberg. |rik

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