Kaiserslautern stadtleben: Viel Dankbarkeit erfahren

Nach einem Probelauf als „Grüne Dame“ im Westpfalz-Klinikum zum ersten Mal ganz auf sich gestellt: Ingeborg Müller weiß noch, dass ihr seinerzeit ganz schön mulmig zumute gewesen ist. Einmal ist sie in der Besenkammer statt im Patientenzimmer gelandet und hat – bevor sie sich eine Strichliste zulegte - öfter auch mal wieder an dieselbe Tür geklopft. Erfahrungen wie diese hat sie gleich zu Beginn ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in einem humorvollen Gedichtchen zusammengefasst und ansonsten einfach weitergemacht. Das war im Dezember 2005. Inzwischen kennt Ingeborg Müller das Klinikum beinahe in- und auswendig. Von ihren Lotsendiensten haben zuletzt die Patienten und Besucher profitiert, die sich in dem Haus, in dem ständig irgendwo um- oder angebaut wird, nicht ähnlich gut zurechtfinden. Sie hat sie ans Ziel dirigiert oder auch schon mal dorthin begleitet. Nun hat Ingeborg Müller Ende November das 80. Lebensjahr vollendet und damit das Alter erreicht, in dem die „Grünen Damen und Herren“ ihre ehrenamtliche Tätigkeit beenden. Anlass für einen kleinen Rückblick. Tatsächlich war es die RHEINPFALZ, die ihr letztendlich den Anstoß dazu gab, sich für Patienten zu engagieren, die keinen oder nur selten Besuch erhielten. Als freie Mitarbeiterin hatte sie den Auftrag, über die „Grünen Damen“ zu berichten; das weckte ihr Interesse. Immer freitags für drei Stunden war ihr anfänglich die Viszeralchirurgie zugeteilt, später kam die HNO-Klinik dazu und seit fünf Jahren kümmerte sie sich um Patienten des Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie. Gelegentliche Besuche bei drei Damen in der angrenzenden Seniorenresidenz kamen schließlich noch dazu. Eine Telefonkarte verlängern, für frische Kleidung zu sorgen, wenn einmal ein Kranker ohne alles eingeliefert worden war: „Aber die meisten wollten erzählen von ihrer Krankheit, da haben wir einfach zugehört.“ Die Geschichten waren nicht immer leicht zu verdauen, aber: „Da ist mir so viel Dankbarkeit entgegengebracht worden“, schildert sie. Schmunzelnd erinnert sich Ingeborg Müller an den Patienten, der ihren grünen Kittel absolut nicht mochte: „Er wollte eine blaue Frau statt einer grünen Dame.“ Die Reaktion mancher Patienten habe auch schon mal enttäuscht, aber generell habe ihr Engagement ihr viel Spaß gemacht, bilanziert sie nach knapp zehn Jahren. (krh)

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