Kaiserslautern Spezialisten lässt die Mall kalt

Nach der Mall-Eröffnung: Händler in der Kerst- und der Pirmasenser Straße beklagen, dass die Shopping-Mall und die Fackelstraße im Bewusstsein der Menschen zu sehr im Vordergrund stehen. Das Echo auf die Mall ist geteilt.

Die Geschäftsinhaber in der Kerststraße und der Pirmasenser Straße äußern sich recht unterschiedlich zur Situation nach der Mall-Eröffnung. Während die einen bemerken, dass weniger Kundschaft an ihrem Laden vorbeikommt, beobachten andere, die etwas näher an der Mall liegen, genau das Gegenteil. Diejenigen, die auf Stammkundschaft setzen oder spezielle Waren verkaufen, sagen hingegen: Es ist alles beim Alten. „Am Anfang fanden wir es noch ganz gut, aber dann wurde es ruhiger“, fasst Angelika Schott, Mitinhaberin des Spielwarengeschäftes Spielkiste in der Pirmasenser Straße, ihre Beobachtungen nach der Eröffnung der ECE-Mall zusammen. Derzeit sei recht wenig Laufkundschaft unterwegs. Ob es sich nun um ein kleines Tief, wie es immer mal wieder vorkomme, handele oder ob das Ganze mit der Mall zu tun hat, könne sie allerdings nicht beurteilen. Sie stehe der Mall auch keineswegs negativ gegenüber. Dennoch sagt sie: „Man könnte meinen, es gebe nur noch die Mall und die Fackelstraße.“ Doch da seien eben auch noch die anderen Läden im Randbereich der Fußgängerzone – so wie ihrer –, die ebenfalls nicht vergessen werden dürften. „Wir haben unsere Stammkundschaft“, sagt Schott. Doch natürlich sei die Laufkundschaft wichtig, die momentan ja kaum vorbeikomme. „Ich bin Gott sei Dank nicht auf die Laufkundschaft angewiesen“, sagt Hans-Joachim Bauser, Inhaber der Bäckerei Kerst. Seit der Mall-Eröffnung sei ihm allerdings aufgefallen, dass deutlich weniger Leute durch die Kerststraße flanieren. Das beunruhigt ihn selbst jedoch weniger. Bauser setzt nämlich vor allem auf die ältere Stammkundschaft. Die komme schon seit Jahren sehr zuverlässig. Wie es weitergehe, müsse dann die Zukunft zeigen. Und da ist Bauser optimistisch: „Ich bin seit 24 Jahren hier in der Nebenstraße und es hat bisher immer geklappt.“ Und das werde es bestimmt auch weiterhin. Etwas enttäuscht ist er dennoch: „Ich hab’ mir mehr von der Mall versprochen.“ Genau wie Schott sagt auch er, dass neben Mall und Fackelstraße die restlichen Geschäfte, die eben nicht direkt im Zentrum liegen, vergessen werden. „Da werden noch einige in Nöte kommen“, schätzt Bauser. „Das bringt uns viele Kunden“, äußert sich Franco Soravia, Inhaber des Eiscafés 1A durchweg positiv über die Situation nach der Eröffnung des großen Einkaufszentrums im Herzen Kaiserslauterns. Dieses sei eindeutig eine Bereicherung für die Stadt. Woran er es merkt? „Es kommen viele Kunden von außerhalb, zum Beispiel aus der Vorderpfalz und auch aus Zweibrücken.“ Das sei vor der Mall-Eröffnung lediglich vereinzelt vorgekommen. Dass wesentlich mehr Kunden kommen, werde sich demnächst wohl auch im laufenden Geschäft deutlich bemerkbar machen. „Wahrscheinlich muss ich noch Personal einstellen“, betont Soravia mit freudigem Blick. Völlig unbeeindruckt und unbetroffen von der Mall zeigen sich die Spezialisten in der Kerst- und Pirmasenser Straße. „Bei uns hat sich da nichts getan“, sagt zum Beispiel der Inhaber des Orthopädie-Schuhhauses Clemenz, Joachim Clemenz. Er habe eben eine ganz andere Kundschaft. Auch bei Picobello Mode sei alles beim Alten, sagt Inhaberin Martina Menzner. „Wir sind ein Spezialgeschäft“, erklärt Menzner, die hochwertige Mode für Mollige anbietet. Außerdem laufe ihr Geschäft hauptsächlich über die Stammkunden. Es seien ohnehin weniger die Leute, die durch die Straße kommen, die in ihrem Laden hängen bleiben. Sie werde eher über das Internet und Weiterempfehlungen ihrer Stammkunden gefunden. (bby) Die Serie In loser Reihenfolge wollen wir uns in der nächsten Zeit mit Menschen in der Stadt beschäftigen, die im Bannkreis des „K in Lautern“ leben und arbeiten. Manche haben während der 21-monatigen Bauzeit gelitten, andere leiden vielleicht erst seit der Eröffnung der Einkaufsgalerie. Wir wollen uns die Sache näher anschauen. (red)

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