Kaiserslautern Sicher bei Medikamenten-Cocktail

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Die Deutschen werden älter und brauchen mehr Arzneimittel. Doch die Einnahme verschiedener Medikamente birgt viele Risiken, weil es zu Wechselwirkungen und Fehlmedikationen kommen kann. Auch die gleichzeitige Einnahme von verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten spielt dabei eine große Rolle. Ein Medikationsplan schafft Abhilfe.

Etwa jeder vierte Bundesbürger (23 Prozent) nimmt dauerhaft drei oder mehr Arzneimittel ein. Das ergab eine Forsa-Umfrage bei mehr als 13.000 Erwachsenen im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda). 29 Prozent der Befragten mit Polymedikation nehmen neben verschreibungspflichtigen auch rezeptfreie Medikamente ein. „88 Prozent der Befragten mit Polymedikation haben eine Stammapotheke. Nur in der Stammapotheke sind alle Medikamente eines Patienten bekannt, egal welcher Arzt sie verordnet hat, ob sie rezeptpflichtig sind oder aus der Selbstmedikation stammen. Dieses Potenzial muss viel stärker genutzt werden“, sagt dazu Abda-Präsident Friedemann Schmidt. Polymedikation ist für viele Patienten unvermeidbar, birgt aber erhebliche Risiken. Laut Schmidt kommt es in Deutschland jedes Jahr zu mehreren 100.000 Krankenhauseinweisungen wegen vermeidbarer Medikationsfehler und zu erheblichen Zusatzkosten für das Gesundheitssystem. Durch Auswirkungen der Polymedikation würden deutlich mehr Menschen sterben als im Straßenverkehr. Schmidt weiter: „Diese Risiken kann man reduzieren, wenn man die Gesamtmedikation des Patienten konsequent erfasst, pharmazeutisch analysiert und in einem mit dem Arzt konsentierten Medikationsplan überführt. Aber dazu muss man die Apotheken einbeziehen. Neun von zehn Medikationslisten, die alleine vom Arzt ausgestellt werden, stimmen nicht mit dem überein, was die Patienten tatsächlich einnehmen. Das wissen wir aus einer aktuellen Studie.“ Schmidt begrüßt zwar die Absicht der Bundesregierung, Patienten mit Polymedikation über das E-Health-Gesetz einen Rechtsanspruch auf eine Medikationsliste einzuräumen. Gleichzeitig kritisiert er Defizite des Gesetzentwurfs: „Es ist ein Unding, dass die Erstellung der Medikationsliste ohne konsequente Einbindung der Apotheker stattfinden soll.“ Hier müsse der Patient mitbestimmen dürfen, wer diese Liste macht. Inkonsequent sei auch, dass der Gesetzentwurf nur die Erstellung der Medikationsliste, nicht aber die pharmazeutische Prüfung der Gesamtmedikation auf Risiken beinhalte. „Erst dadurch wird aber die Liste zu einem echten Medikationsplan, der dem Patienten helfen, Gefahren reduzieren und Therapieerfolge verbessern kann.“

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