Kaiserslautern Schweres Müllerleben

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Hohe Steuern machten den Müllern der Kaisermühle am Kaiserwoog einst das Leben schwer. Dabei war der Ort, an dem die Mühle errichtet worden war, eigentlich äußerst günstig und die Mühlräder konnten sommers wie winters laufen. Heute erinnert eine Straße an den Betrieb.

1957 wurde die Kaisermühler Straße nach der gleichnamigen Mühle benannt. Sie beginnt und endet an der Erzhütter Straße. Die Kaisermühle war, so heißt es bei Friedrich Weber in „Die Mühlen der Stadt Kaiserslautern und der näheren Umgebung“, am unteren Ende des Kaiserswoogs, nahe der heutigen Autobahnbrücke. Das Wohnhaus befand sich auf der linken, die Mühle selbst auf der rechten Seite der Lauter. Die Mühle gehört zu den ältesten der mittleren Pfalz, schreibt Weber, und wäre laut Theodor Zink 1310 von Schmied Gottfried zu Lautern errichtet worden. Dass sie sich aus dem nie austrocknenden Kaiserwoog speiste, verschaffte ihrem Besitzer den Vorteil, dass er den Betrieb im Sommer nicht wegen Wassermangels schließen musste. Auch im Winter ruhte das Mühlrad nicht, denn Eis konnte dem Mahlwerk nichts anhaben. Der Einzugsbereich der Kundschaft erstreckte sich bis in die Nordpfalz. Anstatt der Stadtverwaltung unterstand die Mühle der Kurpfälzischen Landschreiberei, wohin auch die jährlichen Abgaben von 80 Maltern Korn (etwa 130 Zentner) zu zahlen waren. Die wirtschaftliche Bedeutung der Mühle wird an der immensen Steuerlast deutlich, die keinem anderen Mühlenbesitzer auferlegt wurde: Neben Reichs- und Kreissteuer fielen auch die Fräulein- und die Türkensteuer an. Allerdings war die finanzielle Belastung für viele Müller zu groß und so gab es über die Jahrhunderte einen wahren Reigen an Besitzern, die wieder und wieder um Pachtnachlass bitten mussten. Der Müllermeister Friedrich Schalck von Dossenheim bringt 1788 beim Kurfürsten vor: „Die Mühle liegt dreiviertel Stunden von der Stadt Kaiserslautern. Diese Stadt ist in- und außerhalb mit acht Mühlen, ausschließlich der meinigen, versehen. Das ganze umliegende Land ist arm, die Ortschaften gering, daß ich ständig nicht einmal für einen Gang zu mahlen habe.“ Er klagt: „Das Ärgste ist die Gattung Mensch, worunter ich (...) leben muß, die sich niemand (...) so böse, als sie wirklich sind, vorstellen wird. Keins unserer Gewächse ist vor dem Raube sicher. (...) Gleich bei meiner Hinkunft wurden uns die Kühe des Nachts im Stall gemolken. Hier waren nicht Riegel, Schlösser, Türen, Läden genug (...) aufzutreiben, um nur die nötigsten Posten zu verwahren...“ Das Ende für Wohnhaus und Mühle kam mit dem Abriss 1956 und bei der Erweiterung des Lauterklärbeckens 1963 wurden auch noch die Reste der Wasserbau-Anlagen beseitigt. Die Serie In loser Folge berichten wir in der Reihe „Straßennamen erzählen“ über die Geschichte der Namen von Lautrer Straßen. |cl

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