Kaiserslautern Nicht zur Ehefrau geboren

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Das Musikkabarett „Die blauen Engel“ unternahm am Sonntagnachmittag im Bürgerhaus in Hütschenhausen eine musikalisch-kabarettistische Reise in die 20er und 30er Jahre. Beim inszenierten Komponistenwettstreit sprang der Funke nicht wirklich über.

Der Einladung zur Hausmusik von Moderatorin und Kabarettistin Monika Beck, Cellistin Birgit Förstner und Pianistin Heidi Bogena waren etwa 100 Besucher ins Hütschenhausener Bürgerhaus gefolgt. Bekannte Schlager und Chansons standen auf dem Programm der „blauen Engel“. „Ich bin die fesche Lola“, der Erfolgsschlager von Marlene Dietrich, „Nur nicht aus Liebe weinen“ von Zarah Leander, „Veronika, der Lenz ist da“ oder die Filmmusik „Es wird einmal ein Wunder gescheh`n“ – allseits bekannte Stücke wurden in eigenen Arrangements dargeboten. Besonders die Cellistin Förstner überzeugte durch ihr variantenreiches Spiel. Humorvoll und ironisch interpretiert, gab sie den altbekannten Stücken eine eigene, frische Note. Die Pianistin Bogena spielte sehr beweglich, sanft oder laut, abwechslungsreich in der Klangfarbe. Das Zusammenspiel der beiden studierten Musikerinnen wirkte überzeugend und äußerst fein aufeinander abgestimmt. „Ich bin zu allem bereit“, erklärt der Otterberger Stadtbürgermeister Martin Müller. Er war in Frack und Zylinder angetreten, um die Kabaretttruppe bei einer humoristischen Einlage mit seinem durchaus flotten Klavierspiel zu unterstützen. Die Hausdame Beck kokettierte mit ihrem Publikum und versuchte durch ihren Titel „Freifrau von Hütschenhausen“ Lokalkolorit in die Vorstellung zu bringen. Nach einigen Wiederholungen wollte dieser Ulk nicht mehr als wirklich witzig verfangen. Als „Dame von Welt“ setzte sie sich lasziv und neckisch in Szene. Die sinnverdrehten Wortspiele erschienen zeitweise äußerst bemüht, etwa: „Fritz Kreisler – eine echte Konifere“, in Anspielung auf die Koryphäe. Da nutzte auch der reichlich genossene Sekt als Entschuldigung für beschwipste Ausrutscher nichts, der Funke sprang an diesem Nachmittag nicht wirklich über. Selbst bei den bestbekannten Stücken, die fast jeder auswendig mitsingen kann, blieb das Publikum eher verhalten. Vielleicht lag es an dem Gesamtkonzept. Die Rollen der Engel im inszenierten Komponistenwettstreit erschienen zeitweise verwirrend. Cellistin und Pianistin sprachen das Publikum mit ihren lebendigen Arrangements durchaus emotional an. Dennoch fehlte weitgehend der Kontakt ins Publikum. Schade, dass Heidi Bogena den ganzen Abend überwiegend damit in Erscheinung trat, mittels eines mürrischen und missbilligenden Gesichtsausdrucks die Erzählungen der Salondame über Ehe, Männer und Musik zu kommentieren. Als Sängerin hätte sie viel zum Gelingen der Aufführung beitragen können. So blieb es leider allzu oft bei Witzen, die bereits in der Zeit, in der die Musikstücke aktuell waren, niemanden mehr vom Stuhl gerissen haben. „Ich bin nicht zur Ehefrau geboren. Witwe sein liegt mir viel mehr.“ |gby

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