Kunst Neue Reihe in der Pfalzgalerie stellt Ankäufe vor

Die stellvertretende Museumsleiterin Annette Reich stellte drei Neuankäufe vor, hier Gesa Langes Arbeit „Sanssouci“ (2019) .
Die stellvertretende Museumsleiterin Annette Reich stellte drei Neuankäufe vor, hier Gesa Langes Arbeit »Sanssouci« (2019) .

Ein neues Veranstaltungsformat hat das Museum Pfalzgalerie (mpk) gestartet: Bei der ersten Ausgabe von „Kunstgespräch & Snackbar“ zum Thema „Mit Garn auf Leinwand zeichnen?!“ ging es um drei besondere neue Ankäufe.

Bevor neueste Werkankäufe zunächst ins Depot des Museums Pfalzgalerie wandern, ermöglicht das neue Format, die Arbeiten und ihre Urheber kennenzulernen. Die Premiere galt drei Exponaten der bildenden Künstlerin Gesa Lange aus Hamburg.

Dieses Kunstgespräch, so begrüßte die Leiterin der Gemälde- und Skulpturensammlung und stellvertretende Museumsleiterin Annette Reich das Premierenpublikum, sei keine Fortsetzung der überaus erfolgreichen, 150-fachen Reihe „Kunst(früh)stück“. Sehr wohl jedoch greife sie das Prinzip auf, zuerst Kunst erfahren und sich dann im kulinarisch-geselligen Apéro darüber austauschen zu können. Und so herrschte gespannte Neugierde auf das neue Format „Kunstgespräch & Snackbar“.

Das Haus der Großmutter

Im eigens vorbereiteten Raum der ersten Etage präsentierte Reich dann die drei angekauften Zeichnungen „Sanssouci“ (2019), „Sutura Alba 3“ (2022) und „Palast“ (2019) von Gesa Lange. Der erste Eindruck: auffallend unauffällig in den Nichtfarben Schwarz, Grau, Weiß. Auffallend unterschiedlich in den Größen (von 35 mal 25 bis 208 mal 154 Zentimeter) und in den grafisch-strukturierten Bildelementen. Der zweite Eindruck: eine äußerst eigenwillige Handschrift mit Stift, Grafit und Garn auf Leinwand.

Annette Reich ließ das Publikum auch auf die Rückseite dieser Arbeit von Gesa Lange – das Fadenbild „Palast“ (2019) – schauen, u
Annette Reich ließ das Publikum auch auf die Rückseite dieser Arbeit von Gesa Lange – das Fadenbild »Palast« (2019) – schauen, um zu zeigen, wie diese mit Garn zeichnet.

Annette Reich suchte im gemeinsamen Lesen mit dem Publikum, den jeweiligen Schaffensprozessen der Künstlerin auf die Spur zu kommen. Etwa dem Szenario genähter Linien, deren Schatten Räume schaffen. Das kreisend gemusterte Motiv wiederum entsteht mit Bleistift auf Leinen und besteht aus vielschichtigen, sowohl geometrisch-mathematischen wie malerisch-fließenden Rastern, Schraffuren und Strukturen. Die Nacharbeit geschieht mit Schwamm oder Schleifpapier durch Auftragen und Abdecken, Verwischen oder ganz Wegwischen.

Wundersame Spuren

So hinterlassen ursprüngliche Texturen teils wundersame, räumlich anmutende Spuren, die, so erläutert die Kuratorin, „konkret auf einen verfallenden ,Raum’ im Leben der Künstlerin Gesa Lange hinweisen“. Gemeint ist das seit Jahren leer stehende Haus ihrer Großmutter. Von dort, so Reich, beziehe die Künstlerin jene Geometrie als Ordnungsprinzip, auf dem ihre visualisierten Themen „An- und Abwesenheit, Erinnern und Vergessen“ basierten.

Kunst aus Fäden: Hier ein Detail der Arbeit „Palast“ (2019) von Gesa Lange.
Kunst aus Fäden: Hier ein Detail der Arbeit »Palast« (2019) von Gesa Lange.

Speziell für die Besucher des Künstlergesprächs öffnete Reich das Künstlerbuch von Langes Masterarbeit, um vertiefte Einblicke in deren Seh- und Arbeitsweisen zu ermöglichen. Gebürtig 1972 im belgischen Tongeren, studierte Gesa Lange Illustrations- und Kommunikationsdesign, übernahm 2011 die Professur für Zeichnen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und setzte 2016 mit dem Master of Fine Arts nach.

Fazit der Premiere: Die Idee, Ankäufe befristet auszustellen, mit kompetenter Einführung, und diese beim Austausch eines anschließenden Apéros kennenzulernen, kam bestens an. Deswegen: Fortsetzung folgt, auch wenn der nächste Termin noch nicht genau feststeht.

Termine

  • In der Pfalzgalerie läuft derzeit die große Ausstellung „Konkrete Kunst. Von Alditüte bis Zero“. Heute, Donnerstag, 30. März, gibt es um 11 Uhr dazu eine Führung mit Kurator Sören Fischer.
  • Die nächsten Sonderveranstaltungen: Samstag, 1. April, 15 Uhr, neue Ausgabe der Reihe „Bild des Monats“ & Treffen mit Freunden zu Aurelie Nemours. Am Sonntag, 2. April, gibt es um 11 Uhr eine Familienführung zum Thema „Konkrete Farben“.

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